"Channel Aid"-Konzert: Wincent Weiss bringt die Elbphilharmonie auf Krücken zum Beben
Hamburg – Oft heißt es so schön: Musik verbindet. Und es gibt wohl kaum ein besseres Beispiel als das "Channel Aid"-Konzert in der Hamburger Elbphilharmonie. Neben zahlreichen Zuschauern des Charity-Livestreams wurden auch über 2000 Gäste im ausverkauften großen Saal des Konzerthauses Zeugen davon, wie Hauptact Wincent Weiss (29) und das Orchester Ensemble "Matheus" unter der Leitung von Star-Dirigent Jean-Christophe Spinosi (58) das sonst so andächtige Gemäuer zum Beben brachten.
Einen kleinen Dämpfer erfuhr das Live-Event im Vorfeld: Wincent Weiss zog sich bei einem Rodel-Unfall einen Bänder- und Kapselriss zu und darf seinen Fuß zwei Monate lang nicht belasten.
"Das fällt mir nicht so leicht, weil ich so ein agiler Typ bin und auf der Bühne viel herumspringe und jetzt das erste Mal die Füße stillhalten muss", sagte Wincent im Vorfeld gegenüber TAG24.
Doch kaum betrat der Sänger auf beleuchteten Krücken und im Anzug - "So gut werde ich bestimmt nie wieder aussehen" - die Bühne, schien es so, als habe er die ärztliche Verordnung für ein paar Stunden vergessen. Er tanzte, rollte und machte sogar einen Kopfstand.
Eine Energie, die sich auch aufs Publikum übertrug. Schon beim ersten Lied "Musik sein" sprangen viele Zuschauer von ihren Sitzen und tanzten begeistert mit. Spätestens ab Mitte des Konzerts saß keiner mehr: "Bestimmt eine Premiere hier in der Elphie", sagte Wincent begeistert.
Er selbst lieferte auch eine Premiere und performte zum allerersten Mal seinen neuen Song "Alleine bin", ein Lied über das unschöne Gefühl, plötzlich alleine zu sein und nichts mit sich anfangen zu wissen.
Die Voracts Kayef und Loi rührten das Publikum zu Tränen
Emotionale Momente wie diese lieferten auch die Voracts Kayef (28) und Loi (20). Beide Künstler wurden ebenfalls von Streichern und Pianisten begleitet und rührten mit Songs wie "Oma M." und "I Am Enough" das Publikum teilweise sogar zu Tränen.
Die Intimität, die akustische Performances schaffen, sind oft eine zusätzliche Herausforderung für die Künstler: "Das ist so ein bisschen der Haken an der Sache, da die Songs alle sehr persönlich sind und man sich so offenlegt, ist man nochmal viel aufgeregter als wenn man jetzt ein Cover singt", sagte Loi gegenüber TAG24.
Und auch Kayef meinte: "Dann steht die Stimme natürlich noch mehr im Vordergrund und man kann sich nicht so gut hinter Pyrotechnik oder Ähnlichem verstecken".
Verstecken brauchte sich aber keiner von beiden, das zeigten die begeisterten Reaktionen des Publikums deutlich.
Gespendet wird an soziale Projekte: "Deswegen ist Channel Aid so wichtig!"
Am Ende war es ein Abend, den alle drei Künstler und das Publikum wohl nicht so schnell vergessen werden und der zum Glück dank des Livestreams festgehalten wurde.
Gründer Fabian Narkus nutzte den Moment, um nach der schwierigen Corona-Zeit sichtlich gerührt nochmal zu betonen "Wir sind noch da" und sich bei allen Beteiligten zu bedanken: "Das bedeutet mir unfassbar viel."
Die durch die Werbung generierten Spendengelder gehen dieses Jahr unter anderem an soziale Projekte wie "Right to Play", bei dem weltweit Kinder mit spielbasierten Methoden gefördert werden oder "Chance to Dance", das Tanzkurse für Menschen mit Behinderungen anbietet.
"Seitdem es Channel Aid gibt, zahlen Menschen mit Behinderung nichts mehr für Tanzkurse. Dadurch ist es für sie einfacher zu tanzen. Sie arbeiten zwar alle, verdienen aber sehr wenig Geld", sagte Tanzschulen-Besitzer Thomas Narkus gegenüber TAG24.
"Das Interessante ist, dass man merkt, wenn diese Menschen sich bewegen, dass sie viel cleverer und beweglicher werden. Wir haben leider festgestellt, dass, obwohl wir eine tolle Gesellschaft sind, für diese Menschen zu wenig gemacht wird. Deswegen ist Channel Aid so wichtig!"
Titelfoto: Franziska Krug/Channel Aid