Harry und Meghan: Endet Trennung in großer Schlammschlacht?

London - Vorsichtshalber haben sie einen ganzen Ozean zwischen sich und die neugierigen Beobachter gebracht. Mit ihrem Umzug nach Kalifornien, besser bekannt als "Megxit", haben Herzogin Meghan (39) und Prinz Harry (36) sich neben dem Königshaus auch von der britischen Presse verabschiedet.

Prinz Harry (36) und Herzogin Meghan (39) zoffen sich noch immer mit der britischen Presse.
Prinz Harry (36) und Herzogin Meghan (39) zoffen sich noch immer mit der britischen Presse.  © Chris Jackson/Press Association/dpa

Doch der Streit mit dieser ist mehr als ein Jahr nach ihrem Abschied noch immer nicht abgehakt. Am Londoner High Court könnte sich in diesen Tagen entscheiden, ob bald Ruhe einkehrt zwischen beiden Seiten - oder die ganz große Schlammschlacht noch bevorsteht.

Meghan, aber auch Prinz Harry wollen trotz ihres Scheidens aus dem Königshaus nicht kampflos akzeptieren, wie tief ihr Privatestes immer wieder an die Oberfläche gezogen wurde.

Konkret geht es um eine Klage gegen den Verlag der "Mail on Sunday", Associated Newspapers, der Anfang 2019 in mehreren Artikeln aus einem privaten Brief von Meghan (39) an ihren Vater Thomas Markle zitierte. Die Herzogin will die Veröffentlichung als unzulässig verurteilt sehen. Es ist längst nicht die einzige Klage dieser Art von Prinz Harry und der Herzogin.

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Im konkreten Fall müssen die Richter nach einem entsprechenden Antrag entscheiden, ob die Royals persönlich vor Gericht erscheinen und aussagen müssen - einen Termin, den Meghan unbedingt vermeiden möchte.

Ihre Anwälte wollen am Dienstag bei einer virtuellen Anhörung in London vortragen, warum sie meinen, dass ein Schnellverfahren, ein sogenanntes "Summary Judgement", ausreicht - also ein Urteil zugunsten der 39-Jährigen ohne tatsächlicher Verhandlung mit Zeugenaussagen.

Am Interesse an ihrem Leben wollen sie gut verdienen

Im Rechtsstreit mit dem Verlag der "Mail on Sunday", Associated Newspapers, wollen die Anwälte von Herzogin Meghan (39) ein Schnellverfahren erwirken.
Im Rechtsstreit mit dem Verlag der "Mail on Sunday", Associated Newspapers, wollen die Anwälte von Herzogin Meghan (39) ein Schnellverfahren erwirken.  © Mark Large/Daily Mail/PA Wire/dpa

Harry, Meghan und die Öffentlichkeit - es war und ist eine Art Hassliebe. Für die britischen Klatschblätter war Prinz Harry schon seit Teenager-Tagen ein gefundenes Fressen.

Anders als der glattgebügelte, stets königlich lächelnde William (38) lieferte sein jüngerer Bruder mit schöner Regelmäßigkeit Stoff für Skandale: Nackter Harry, Harry im Nazi-Kostüm, pöbelnder Harry, knutschender Harry - alles wurde genüsslich ausgeschlachtet.

Jeden Wimpernschlag der Royals zu dokumentieren, ist gute britische Tradition. Nicht nur "Sun" oder "Daily Mail", auch die Nachrichtenagentur PA berichten über so gut wie jedes Wippen mit dem Fuß, jeden Designer-Schal am Hals und erst Recht über jedes Wort, das den Windsors über die Lippen geht.

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Als mit der ehemaligen US-Schauspielerin Meghan Markle 2018 eine weitere Prise Glamour, aber auch afroamerikanische Wurzeln ins Königshaus einzogen, gab es kein Halten mehr. Die Berichterstattung schwankte von Begeisterungstaumel über voyeuristische Paparazzi-Exzesse bis hin zu Kommentaren mit deutlich rassistischen Untertönen.

Prinz Harry verglich dies mit der Beziehung seiner Mutter, Prinzessin Diana (†36), zur britischen Presse. "Meine größte Angst ist es, dass Geschichte sich wiederholt", schrieb Harry bereits im Herbst 2019 auf seiner Webseite. "Ich habe meine Mutter verloren und nun sehe ich, wie meine Frau den gleichen mächtigen Kräften zum Opfer fällt."

Gleichzeitig ist es jedoch auch genau jenes überbordende Interesse an ihrem Leben, von dem Harry und Meghan - ganz praktisch im finanziellen Sinne - künftig leben wollen.

Das Paar will selbst bestimmen, wie die Welt sie wahrnimmt

Es ist gute britische Tradition, jeden noch so kleinen Anlass zur Berichterstattung über die Royals zu nutzen.
Es ist gute britische Tradition, jeden noch so kleinen Anlass zur Berichterstattung über die Royals zu nutzen.  © Frank Augstein/AP/dpa

Für Netflix wollen sie Dokumentationen und Spielfilme produzieren, der geschlossene Vertrag wiegt mehr als 110 Millionen Euro. Auch mit der Streaming-Plattform Spotify besiegelte das Paar einen Millionenvertrag und ließ beim Podcast-Debüt selbst den einjährigen Sohn Archie vors Mikrofon.

Das ist viel selbst gewählte Öffentlichkeit. Doch ob Streaming-Content, streng kuratierter Fototermin oder Gastbeitrag in der "New York Times": Harry und Meghan wollen selbst die Fäden in der Hand halten und bestimmen, wie die Welt sie wahrnimmt.

Eine streng formalisierte Befragung vor Gericht passt nicht zu dieser sehr bewusst arrangierten Inszenierung.

Thomas Markle (76) ließ im vergangenen Jahr über den Verlag Associated Newspapers verlauten, er wolle den Prozess, in dem er als Zeuge für den Verlag geladen werden dürfte, am liebsten so schnell wie möglich über die Bühne bringen. Keiner seiner Verwandten sei älter als 80 geworden, auch er könne also schon bald sterben.

Das Gericht überzeugte er damit nicht: Für die Sachlage seien Thomas Markles Aussagen nicht unbedingt entscheidend, hieß es von den Richtern. Außerdem gebe es keine medizinischen Hinweise darauf, dass Markle nicht auch später im Jahr 2021 noch aussagen könne.

Bislang verhindert die Pandemie ohnehin die Reise über den Atlantik - doch das wird nicht ewig so bleiben. Dass Meghan und Harry, wenn es wieder möglich ist, der alten Heimat mal wieder einen Besuch abstatten, gilt als wahrscheinlich. Ob der Zeugenstand im Londoner High Court Teil der Reiseroute sein wird, ist die große Frage.

Für den Boulevard wäre es ein Fest - für die Royals wohl weniger. Zunächst war offen, ob bei der für zwei Tage angesetzten Anhörung in London auch eine Entscheidung zu erwarten ist.

Update, 19. Januar, 17.33 Uhr: Meghans Vater: Brief war "Ende unserer Beziehung"

In einem schriftlichen Statement hat der Vater von Herzogin Meghan, Thomas Markle, den Brief, aus dem die "Mail on Sunday" in mehreren Artikeln zitierte, als Angriff verurteilt. "Der Brief war kein Versuch der Versöhnung, er war Kritik an mir", schrieb Markle in einem zur virtuellen Anhörung des Londoner High Courts am Dienstag veröffentlichten Statement.

Meghan habe in ihrem Brief kein echtes Mitgefühl oder Interesse gezeigt, schrieb Markle. "Er hat das Ende unserer Beziehung erkennen lassen."

Titelfoto: Chris Jackson/Press Association/dpa

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