Absurde Forderung im Kleingarten: Annette (70) soll jahrzehnte alte Bäume fällen

Halle (Saale) - Der Abschied fällt Annette Lisker (70) schwer: Nach 19 Jahren muss sich die Witwe von ihrem Kleingarten in Halle trennen. Doch vorher soll die gesundheitlich angeschlagene 70-Jährige noch Bäume fällen und eine Hecke entfernen. Eine merkwürdige Forderung - aus mehreren Gründen.

Mehrere Pflanzen sollten aus Annette Lisker (70) Kleingarten weichen. Dann wandte sie sich an die MDR-Verbrauchersendung "Voss & Team".
Mehrere Pflanzen sollten aus Annette Lisker (70) Kleingarten weichen. Dann wandte sie sich an die MDR-Verbrauchersendung "Voss & Team".  © Screenshot/MDR-Mediathek

Ein grünes Idyll voller Blumen, Sträucher und Bäume. Vögel zwitschern, die Sonne scheint und Tannenzweige sorgen für ein schattiges Plätzchen - doch genau das wird bei der Kündigung zum Problem.

Lisker möchte einen Verkaufspreis festlegen lassen. Als die 70-Jährige das Grundstück mit einem Wert-Ermittler des Stadtverbands der Gartenfreunde besichtigt, scheint alles in Ordnung zu sein. "Der Zustand des Gartens hat ihm sehr gut gefallen", erinnert sich Lisker in der aktuellen Folge der MDR-Verbrauchersendung "Voss & Team".

Der festgestellte Wert liegt schließlich bei 3588,42 Euro. Aber: Eine Konifere, eine Koniferen-Hecke und zwei Tannen müssen laut Protokoll weg. Die Kosten dafür soll die Rentnerin selbst tragen.

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Zur Begründung wird auf die Gartenordnung verwiesen. Diese besagt: "Als Ziergehölze in den Pachtgärten dürfen nur solche Arten gepflanzt werden, die im Sinne der Fruchtziehung der kleingärtnerischen Nutzung zuzuordnen sind."

Kurios: Laut MDR-Magazin stehen auf fast jedem Nachbar-Grundstück ebenfalls Tannen- oder Nadelbäume!

"Das ist natürlich für mich eine ganz schöne Niederlage, weil ich ja mit dem Herzblut hier an den Tannen hänge. Und jetzt soll das alles entfernt werden, was ich alleine ja nicht machen kann", schildert die Freizeit-Gärtnerin ihre verzwickte Lage.

Deutlich zu sehen: Auch in den umliegenden Gärten stehen Nadelbäume.
Deutlich zu sehen: Auch in den umliegenden Gärten stehen Nadelbäume.  © Screenshot/MDR-Mediathek

"Man hat sich überhaupt nicht an den Bäumen gestört"

Diese Tannen dürfen neben weiteren Pflanzen nun doch auf dem Grundstück bleiben.
Diese Tannen dürfen neben weiteren Pflanzen nun doch auf dem Grundstück bleiben.  © Screenshot/MDR-Mediathek

Und es wird noch absurder, denn: Die Tannen sind schon 40 Jahre alt, standen also schon vor der Übernahme durch das Ehepaar Lisker an Ort und Stelle. Die Witwe berichtet: "Man hat sich überhaupt nicht an den Bäumen gestört, gar nicht. Ist nicht aufgetreten in den letzten 19 Jahren."

Die Seniorin kontaktiert Vereinsvorstand, Stadtverband und Landesverband - ohne Erfolg. Dann bittet sie "Voss & Team" um Hilfe. So kommt ein Gespräch mit Stadtverbands-Geschäftsstellenleiter Constantin Neuß zustande. Der erklärt: "Wenn der Verein Ihnen den Garten so verpachtet hat, mit den Bäumen damals schon, dann ist es auch Sache des Vereins."

Der Kleingartenverein argumentiert daraufhin wiederum mit einem Personalwechsel, die Vorgänge von vor 19 Jahren seien nicht mehr nachvollziehbar. Man wolle sich aber um einen Kompromiss bemühen.

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Und tatsächlich: In einem neuen Protokoll des Stadtverbands steht die entlastende Nachricht, dass Annette Lisker die Pflanzen nicht entfernen muss.

Dem Beitrag zufolge darf vorerst nun doch alles so bleiben, wie es ist. So scheinen die Tannen plötzlich kein Problem mehr zu sein...

Die komplette Episode mit weiteren Fällen seht Ihr in der MDR-Mediathek.

UPDATE, 13. Juli:

Wie der Stadtverband der Gartenfreunde Halle gegenüber TAG24 erklärte, muss Lisker die betroffenen Pflanzen zwar nicht entfernen, grundsätzlich sei die Rodung aber nur vorübergehend aufgehoben, beziehungsweise verschoben worden.

"Der Verein wird dem neuen Pächter eine angemessene Frist zur Beseitigung der Koniferen geben oder selbst die Fällung vornehmen", so Stadtverbands-Geschäftsstellenleiter Neuß.

Titelfoto: Montage: Screenshot/MDR-Mediathek

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