Simónè Signoré starb mit 64: "Im Gefängnis der Hochglanz-Zeitschriften"

Paris - Sie starb mit 64 Jahren in Paris an Krebs: Schauspielerin, Schriftstellerin, engagierte Künstlerin und Zeugin ihrer Zeit: Simóne Signoré. ARTE liefert eine bewegende Dokumentation über diese politische Femme fatale.

In Zeiten, in denen einst ein ganz bestimmtes Frauenbild auf der Leinwand vorherrschte, bestach Charakterdarstellerin Signoret auch durch politisches Engagement und Klugheit.
In Zeiten, in denen einst ein ganz bestimmtes Frauenbild auf der Leinwand vorherrschte, bestach Charakterdarstellerin Signoret auch durch politisches Engagement und Klugheit.  © ARTE

"Sie war mehr als nur ein schönes Gesicht auf der Kinoleinwand, sie war ein Stück Frankreich", so beginnt die Doku auf ARTE (>> hier in der Mediathek).

Sie wollte eigentlich in Paris Jura zu studieren, scheiterte an den Kriegswirren. Es kam zum Glück anders: Ihre Karriere begann als Komparsin – bis zu ihrem Durchbruch 1950 mit Max Ophüls‘ Film "Der Reigen".

Eine grandiose filmische Bilanz kann sie vorweisen: Rund 50 Filme in 40 Jahren, darunter die bekanntesten wie "Die Teuflischen", "Die Katze" oder "Goldhelm".

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Signoret leistete es sich, nur Rollen zu spielen, die ihr wirklich zusagten.

"Ich will tun, was mir gefällt. Und alles lassen, was mich langweilt und anödet. Aber das gilt nicht nur für die Karriere, das gilt für das ganze Leben."

Luder und Femme fatale altern nicht gut auf der Leinwand...

Ihre Karriere begann als Komparsin – bis zu ihrem Durchbruch 1950 mit Max Ophüls‘ Film "Der Reigen".
Ihre Karriere begann als Komparsin – bis zu ihrem Durchbruch 1950 mit Max Ophüls‘ Film "Der Reigen".  © ARTE

Die Ausgezeichnete: Höhepunkt ihrer Karriere: "Der Weg nach oben". Dafür gab's 1959 den Oscar, den Darstellerpreis von Cannes und auch den Preis der deutschen Filmkritik.

Die Gejagte: Entschlossen verweigerte sie sich dem Hochglanz-Image der Filmwelt - und doch landete sie in der Yellow-Press. Wurde "gejagt" und angefeindet.

Die Authentische: "Kaum eine andere Darstellerin bekannte sich so zum Älterwerden wie sie. Im französischen Kino stand sie für eine bestimmte authentische Art, Frauen zu filmen", so ARTE in einer Mitteilung. Nie hat sie versucht, "die Spuren vergehender Schönheit zu konservieren".

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Die Politische: Gemeinsam mit ihrem zweiten Ehemann Yves Montand gehörte sie zu den kommunistischen Linksintellektuellen und dem Kreis um den Philosophen Jean-Paul Sartre, sympathisierte auch mit der KP.

Signoret, die "Löwin"

Anfang der 80er-Jahre: Eines ihrer letzten Interviews.
Anfang der 80er-Jahre: Eines ihrer letzten Interviews.  © ARTE

In den Siebzigerjahren arbeitete sie weiter - intensiver als zuvor, möchte man meinen. Alle großen Namen der französischen Schauspieler- und Regisseurs-Riege versammeln sich neben ihr: Claude Chabrol, Alain Delon, Philippe Noiret sowie Jean Gabin.

Sie steht immer selbstbewusst zu ihrem Alter - und genau das ist es, was ihr den weiteren Erfolg sichert. Sie wird nahezu noch vielschichtiger, intensiver, berührender in ihren letzten Rollen. Geradlinigkeit "sells" trotz beginnendem Jugendwahn in Europa.

Sie fand ihre Freiheit und "ewige Jugend", indem sie sich nur "ihre" Rollen griff. Sie würde "alles - mit all den Fehlern - noch mal genauso tun, könnte sie noch mal beginnen...", so ihre letzten Worte.

Und diese glaubt man der grandiosen Femme fatale - ohne Zweifel.

Sie wurde im Gemeinschaftsgrab mit ihrer großen Liebe - ihrem Ehemann Yves Montand - auf dem Friedhof Père Lachaise beigesetzt.

Marilyn Monroes "Affäre" mit ihrem Ehemann Yves Montand nahm sie den beiden nie übel.
Marilyn Monroes "Affäre" mit ihrem Ehemann Yves Montand nahm sie den beiden nie übel.  © ARTE
1978 erhielt sie den César als beste Darstellerin in Madame Rosa. Sie verkörperte hier eine ehemalige Prostituierte, die in einem Mietshaus einen Kindergarten für die Kinder von verlassenen Prostituierten unterhält.
1978 erhielt sie den César als beste Darstellerin in Madame Rosa. Sie verkörperte hier eine ehemalige Prostituierte, die in einem Mietshaus einen Kindergarten für die Kinder von verlassenen Prostituierten unterhält.  © ARTE

Die Doku ist noch bis Ende April in der Mediathek zu sehen. Im "linearen" TV kommt sie am 25. April 7.15 Uhr auf die Bildschirme. Regie führte Michèle Dominici im Jahr 2019.

Titelfoto: ARTE

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