Kandidat packt aus: So läuft es wirklich bei "Bares für Rares" ab

Köln - Deutschlands beliebteste Trödel-Show! "Bares für Rares" im ZDF gehört zu den Perlen des Nachmittagsprogramms. Das nicht alles ist, wie es scheint, wird jetzt bekannt. Denn ein Kandidat erzählt von seiner Teilnahme in der Sendung.

Auf den kurzen Moment der Expertise muss man mehrere Monate warten.
Auf den kurzen Moment der Expertise muss man mehrere Monate warten.  © ZDF

Wenn am Nachmittag (15.05 Uhr) Millionen Zuschauer dabei sind, wie Raritäten geschätzt werden, sieht alles so einfach aus. Kandidaten stehen im Pulheimer Werk in Köln Schlange an den Expertentischen.

In der Hand haben sie ihre Raritäten. Altes Porzellan, Gemälde, Schmuck oder Spielzeug aus vergangenen Zeiten. Sind sie an der Reihe, springt aus dem Nichts der immer gut gelaunte Moderator Horst Lichter herbei und führt amüsiert durch ein kurzes Gespräch mit den Experten, die am Ende eine Wertschätzung abgeben. Dann noch fix in den Händlerraum und im Nu wandern die Geldscheine über den Tisch.

Doch der Eindruck täuscht erheblich! Denn so läuft es tatsächlich nur im Fernsehen ab. In der Realität sieht das ganz anders aus. Das jedenfalls erzählte nun einer der Kandidaten, der in der Sendung zu Gast war um eine Rarität zu verkaufen.

Horst Lichter kommt immer nur kurz dazu, verschwindet dann immer schnell wieder.
Horst Lichter kommt immer nur kurz dazu, verschwindet dann immer schnell wieder.  © imago/ZDF

Der Rentner Christian Jüttner ist ein Fan der Sendung, bei der täglich um die 3 Millionen Menschen zuschauen. Er möchte gern ein altes Silber-Service der Marke WMF schätzen lassen und am besten gleich auch noch verkaufen.

Doch dazu kann er nicht einfach nach Köln fahren. Zuerst muss er sich anmelden. Jüttner bekommt einen Fragebogen zugeschickt, den er ausfüllen muss. Dazu ein paar Bilder der Rarität, Digitalaufnahmen aus mehreren Perspektiven. "Zweimal habe ich Bilder gesendet, denn die ersten waren zu schlecht", erinnert sich der Rentner in der Allgemeinen Zeitung.

Dann passierte ganz lange nix. Nach etwa einem halben Jahr meldete sich plötzlich das Team von "Bares für Rares". Jüttner wird nach Pulheim eingeladen. Das ZDF spendiert auch eine Hotelübernachtung. Das Frühstück (8 Euro) muss er aber selber bezahlen.

Wie es am Set wirklich abläuft

Waldi (li) gilt als eines der "Originale" bei Bares für Rares.
Waldi (li) gilt als eines der "Originale" bei Bares für Rares.  © ZDF

Am Morgen beginnen bereits die Dreharbeiten im ehemaligen Walzwerk. Und hier sieht erstmal nix so aus wie im TV. „Ich habe anfangs gar nicht gewusst, wo ich hin muss. Kein Schild, nichts. Irgendwann hat mich eine junge Frau entdeckt und zu sich geholt“, so Jüttner.

Der Mann muss nun ganze vier Stunden von einem Drehort zum anderen laufen. Überall werden Aufnahmen aus den verschiedensten Perspektiven gemacht. Wie er wartet, wie er angelaufen kommt, etc.

Endlich kommt es zur Expertise. Jüttner trifft auf ein Bares für Rares-Urgestein: Albert Maier (69). Kurz bevor es losgeht, kommt auch Horst Lichter (56) dazu, lässt ein paar lockere Sprüche und es geht los. Albert Maier schätzt das Service recht schnell auf 1000 Euro.

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Was Jüttner hier nicht weiß: Albert Maier hat sich vorher ausführlich informiert. Und nicht nur er. Ein ganzes Team an Redakteuren überprüft in der Zeit vor den Aufnahmen die Raritäten. Daher auch die Fotos bei der Anmeldung. Albert Maier fasst im Grunde nur kurz zusammen. Im Fall von Jüttner kommt eine stolze Summe raus. 1000 Euro schätzt Maier.

Auch für den Zuschauer der Sendung manchmal auffällig: Im Hintergrund der Expertise findet kaum Bewegung statt. An anderen Tischen stehen immer nur ein Experte und ein Kandidat (manchmal auch Statisten). Nicht selten sogar schweigen sich die beiden an, dienen nur als Kulisse für den Hintergrund der eigentlich gefilmten Expertise.

Gleich nach der Schätzung verschwindet Horst Lichter, auch Albert Maier muss wieder weg. Auch die überreichte Händlerkarte wird dem Kandidaten direkt wieder weggenommen. Im Händlerraum dann viel später erzielt Jüttner immerhin 850 Euro.

Beim Verlassen der Sendestudios läuft der Rentner zufällig noch Händler Walter Lehnhertz ("Waldi") über den Weg. Er war gerade draußen eine rauchen. "Da biste aber jut davonjekomme", sagt der Antiquitätenhändler aus der Eifel. Den Kandidaten erfreut das: "Der Waldi ist in echt genau wie im Fernsehen." Betrachtet auf den ganzen Wirbel wohl eher eine Ausnahme.

Das sind die Experten bei Bares für Rares

Gruppenbild der Experten und Händler von Bares für Rares rund um Horst Lichter.
Gruppenbild der Experten und Händler von Bares für Rares rund um Horst Lichter.  © ZDF Frank Dicks

Heide Rezepa-Zabel ist Kunsthistorikerin. Sie absolvierte sogar das "Christie's Education Program" im weltberühmten Auktionshaus Christie's in London. Die doktorin ist außerdem ausgebildete Diamantgutachterin und Gemmologin. Bei Bares für Rares bewertet sie daher hauptsächlich Schmuck.

Albert Maier ist Antiquitätenhändler in Ellwangen. Schon vor "Bares für Rares" war er im TV gefragt. Nämlich in Sendungen wie "Kaffee oder Tee", "echt antik?!" oder auch im "ZDF-Fernsehgarten".

Sven Deutschmanek ist gelernter Kfz-Mechaniker. Der leidenschaftliche Antiquitätenhändler hat ein Geschäft in NRW. Er ist Fachmann für altes Spielzeug und Design-Klassiker.

Detlev Kümmel ist Werkzeugmechaniker. Ende der 90er eröffnete eine Galerie für Moderne Kunst und Antiquitäten. Kümmel tauchte unter anderem schon bei "Der Trödeltrupp – Das Geld liegt im Keller" und "Neu für Null – Schöner Wohnen ohne Geld" auf.

Wendela Horz leitet das Juweliergeschäft Horz in Speyer. Horz ist ausgebildete Gemmologin, Diamanten- und Edelsteingutachterin.

Colmar Schulte-Goltz ist Kunstsammler. Der studierte Kunstgeschichtler betreibt die Galerien "Kunstraum" und die "Galerie Goltz an der Philharmonie".

Titelfoto: ZDF

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