Flugzeug rast über Startbahn und geht in Flammen auf: DDR-Regierung lässt Menschen sterben

Berlin - Zusammenarbeiten mit dem Klassenfeind Deutschland? Das war für die politische Führung der DDR auf vielen Ebenen nicht denkbar. Bei einem Flugzeug-Unglück in Berlin im Jahr 1989 kostete diese Einstellung zahlreiche Menschen das Leben, wie die ZDF-Doku "Die schwersten Unglücke der DDR - Planerfüllung um jeden Preis" zeigt.

Für die Retter war es kaum möglich, gegen die Flammen anzukämpfen, da das Löschwasser ausging.
Für die Retter war es kaum möglich, gegen die Flammen anzukämpfen, da das Löschwasser ausging.  © ZDF/DRA

21 Todesopfer forderte der verheerende Unfall, bei dem eine Iljuschin-Maschine am Morgen des 17. Juni 1989 über die Startbahn des Flughafens Berlin-Schönefeld hinausschoss und in Flammen aufging.

Der Interflug IL-62M wollte soeben Richtung Moskau abheben, als das Unglück seinen Lauf nahm.

Einige Passagiere wären möglicherweise noch am Leben, wenn die Regierung des sozialistischen Staates sich nicht geweigert hätte, Helfer aus dem Westen zur Unglücksstelle durchzulassen.

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"Einige sind gestorben, weil sie nicht rechtzeitig versorgt wurden", so Historikerin Prof. Daniela Münkel in der Doku. Demnach standen auch Feuerwehren aus West-Berlin mit vollen Wassertanks an der Grenze zum Einsatz bereit, doch man habe die "Kooperation mit dem Klassenfeind" schlichtweg abgelehnt.

Und das, obwohl Löschwasser fehlte, denn die Tanks der Flughafenfeuerwehr waren schnell leer. Dass der Flieger mit rund 15.000 Litern Kerosin vollgetankt war, machte es nicht einfacher - die Flammen gerieten völlig außer Kontrolle.

Feuerwehr vor Ort konnte Menschen nicht retten

In der Iljuschin-Maschine starben 21 Menschen.
In der Iljuschin-Maschine starben 21 Menschen.  © ZDF/Picture Alliance/Chris Hoffmann

Einer der ersten am Unfallort war Feuerwehrmann Klaus Speiler. Für ihn und seine Kollegen begann ein Wettlauf gegen die Zeit, denn noch immer befanden sich zahlreiche Menschen in der Iljuschin. Nur ein Teil der 103 Passagiere hatte sich ins Freie retten können.

"Da sind Menschen drin und man kommt nicht ran, das ist eine Horrorvision", so Speiler. Man wollte helfen, konnte aber nicht, weil das Löschwasser fehlte.

"Die Ideologie hat da über Menschenleben gesiegt", kreidet auch der frühere Feuerwehrmann der DDR-Führung an.

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Später stellte sich anhand von Stasi-Akten heraus, dass Konstruktionsmängel an der Maschine bekannt gewesen seien, in der deutschen Fassung des Flugzeughandbuchs allerdings bestimmte Schritte fehlten. Absicht oder ein tödliches Versehen?

Ermittlungen gegen den Bordingenieur wurden acht Jahre nach dem Unglück eingestellt, die betroffenen Überlebenden hingegen kämpfen bis heute mit den Folgen.

Zurück blieb am Flughafen Berlin-Schönefeld ein Trümmerfeld.
Zurück blieb am Flughafen Berlin-Schönefeld ein Trümmerfeld.  © ZDF/Bundesarchiv

Die ganze Doku mit weiteren schweren Unglücken in der DDR, darunter eine tödliche Explosion in den Buna-Werken, seht Ihr am heutigen Samstag um 20.15 Uhr bei ZDFinfo oder schon jetzt vorab in der ZDF-Mediathek.

Titelfoto: Bildmontage: ZDF/Bundesarchiv, ZDF/DRA

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