Doku über sächsischen Sportler geht zu Herzen: "Der Tod – Die beste Entscheidung meines Lebens"

Dresden/Chemnitz - Mit dem Tod kommen wir alle in Berührung - gefangen im eigenen Körper, bewegungsunfähig, der Lebensmut schwindet. Eine bewegende Doku über selbstbestimmtes Sterben kommt im ZDF.

Monatelang lag Noah B., ein ehemaliger Profisportler, nach einem Unfall im Koma, blieb bewegungslos. Er entschied sich für Sterbehilfe.
Monatelang lag Noah B., ein ehemaliger Profisportler, nach einem Unfall im Koma, blieb bewegungslos. Er entschied sich für Sterbehilfe.  © ZDF/Torsten Lapp

Monatelang liegt Noah B., ein ehemaliger Profisportler, nach einem Unfall im Koma. Er ist 20 Jahre jung. Beim Erwachen muss er erfahren, dass er sich nie wieder wird bewegen kann, vom Hals abwärts gelähmt ist.

Nach zweieinhalb Jahren im Rollstuhl meldet sich der Ex-Sportler bei einem Sterbehilfeverein an.

"Wenn man mir die Frage gestellt hätte, ob ich den Unfall gerne überlebt hätte oder lieber nicht – ich hätte immer gesagt: Lieber nicht überlebt!", sagt Noah noch im Krankenhaus zu seiner Mutter.

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Sie jedoch fleht ihn an, es doch wenigstens zu versuchen - so weiterzuleben.

Das tut Noah. Drei lange Jahre. Er beginnt ein Studium, trifft Freunde, lebt inmitten von Menschen, die ihn lieben und die er liebt. Aber es bleibt das Gefühl, dass ihm dieses Leben nicht reicht.

Sterbehilfe - gefangen im eigenen Körper

Sterbehilfe: Vergangenes Jahr floss der tödliche Medikamentencocktail durch Noahs Adern. (Symbolbild)
Sterbehilfe: Vergangenes Jahr floss der tödliche Medikamentencocktail durch Noahs Adern. (Symbolbild)  © Martin Schutt/dpa

"Gefangen im eigenen Körper, bewegungslos sein", das sei nicht er, sagt Noah.

Früh wächst der Wunsch nach Sterbehilfe. Seine Entscheidung, sich bei einem Sterbehilfeverein anzumelden, ist für seine Angehörigen kaum zu ertragen.

Er weicht den Fragen nach Für und Wider der Sterbehilfe nicht mehr aus, auch den Gesprächen mit seinen Angehörigen nicht.

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Das Ende selbst bestimmen zu dürfen, gebe Noah "ein Gefühl von Kontrolle und Freiheit", sagt er, und die Hoffnung, ein allerletztes Mal auf Hilfe angewiesen zu sein.

Am 5. Februar 2022 dann fließt der tödliche Medikamentencocktail durch seine Adern. Er hat seinen Tod in ein Zeitfenster gelegt, in dem der professionell assistierte Suizid erlaubt ist. Denn am 20. Februar 2020 hat das Bundesverfassungsgericht in einem bahnbrechenden Urteil den umstrittenen Strafrecht-Paragrafen 217 für null und nichtig erklärt.

Straßenbahn-Unfall in Jena

Noah wurde im Oktober 2018 in Jena (Thüringen) von einer Straßenbahn erfasst und erlitt dabei die lebensgefährlichen Verletzungen. Er selbst konnte sich nicht mehr an den Unfall erinnern.

Die Anteilnahme am Schicksal des jungen Sportlers war überwältigend.

Über die Homepage www.gofundme/com.helft-noah wurden über 70.000 Euro gesammelt. Seine beiden Ex-Vereine - Niners Chemnitz und Dresden Titans - aus Dresden und Chemnitz rührten unermesslich die Spendentrommel.

TV-Tipp: In der "37°"-Reportage "Der Tod – Die beste Entscheidung meines Lebens", zu sehen am Dienstag, 17. Januar 2023, um 22.20 Uhr, begleiten Autorin Tina Soliman und Kameramann Torsten Lapp Noah B. bei seiner Entscheidung für den Tod. Sehenswert!

Titelfoto: ZDF/Torsten Lapp

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