"Haben Zuschauer verloren": SWR legt Länder-Sportsendungen im TV zusammen

Stuttgart/Mainz - SWR-Fernsehzuschauer in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg sehen bislang unterschiedliche Sportsendungen am späten Sonntagabend - künftig wird eine gemeinsame ausgestrahlt.

"Die Quoten sind in den vergangenen Jahren deutlich unter Druck gekommen, in Rheinland-Pfalz sogar noch stärker als in Baden Württemberg", sagt SWR-Programmdirektor Clemens Bratzler (50).
"Die Quoten sind in den vergangenen Jahren deutlich unter Druck gekommen, in Rheinland-Pfalz sogar noch stärker als in Baden Württemberg", sagt SWR-Programmdirektor Clemens Bratzler (50).  © SWR - Südwestrundfunk/SWR/Alexander Kluge/dpa

Ab 17. Juli werde es eine südwestweite Sendung "SWR Sport" und damit keine Unterteilung mehr in "SWR Sport Baden-Württemberg" und "SWR Sport Rheinland-Pfalz" geben, teilte der Südwestrundfunk (SWR) der Deutschen Presse-Agentur mit.

Damit will die ARD-Anstalt mehr Mittel und Kapazitäten für ihr Sportangebot im Digitalen freischaufeln.

Dort erhofft sich der SWR - so wie andere öffentlich-rechtliche Sender es derzeit auch verstärkt in den Blick nehmen -, mehr jüngere Leute zu erreichen. Das Fernsehpublikum ist eher älter.

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Als einen Grund für die Pläne, die es schon länger gab, nannte der SWR auch rückläufige TV-Quoten bei den beiden Landessportsendungen.

SWR-Programmdirektor Clemens Bratzler (50) sagte der dpa: "Die Quoten sind in den vergangenen Jahren deutlich unter Druck gekommen, in Rheinland-Pfalz sogar noch stärker als in Baden Württemberg."

Er ergänzte: "Wir haben Zuschauer verloren. Der lineare TV-Markt schrumpft ohnehin und bei diesen Sendungen merken wir das besonders deutlich." Das sei auch ein Grund zu sagen: "Da muss man Kräfte bündeln und auf die Plattformen gehen, wo die Leute immer stärker sind, um sich unabhängig von irgendwelchen Sendezeiten über das Sportgeschehen zu informieren."

Auf die Frage, ob nun die Hälfte der Inhalte durch die Zusammenlegung von zwei Sendungen wegfalle, sagte der Programmdirektor: Wenn man ausschließlich die Sonntagabendsendung mit einer Dreiviertelstunde betrachte, dann halbiere sich sozusagen die Sendezeit, die bisher nach Ländern aufgespalten war. "Aber das ist nicht die ganze Rechnung, weil das Ganze ja dazu dient, das Digitale zu stärken." Zum Beispiel durch Youtube-Formate.

Gemeinsames Kultur-Format soll entstehen

Blick auf das SWR-Funkhaus in Stuttgart.
Blick auf das SWR-Funkhaus in Stuttgart.  © Sebastian Gollnow/dpa

Die Praxis, dass es länderübergreifende Sportsendungen im Programm gibt, wenden andere ARD-Häuser schon länger an, etwa der Norddeutsche Rundfunk (NDR).

Ähnliche Pläne wie jetzt beim Sport hat der SWR auch für den Bereich Kultur, dort sind sie aber noch nicht spruchreif.

Es soll ein gemeinsames Kulturformat geben, das die beiden Kultur-Sendungen "Kunscht!" und "Landesart" ersetzt. Derzeit wird nach Senderangaben an Konzept-Vorschlägen gearbeitet. Der Start der neuen Kultursendung stehe noch nicht fest.

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Bratzler sagte über die Veränderung im Bereich Sport auch: "Die gesamten Mittel und Ressourcen bleiben im Sport. Sie stecken momentan noch zum allergrößten Teil - zu 90 Prozent - im linearen Fernsehen, das vor allem ein älteres Publikum erreicht, weit über 60."

Der Programmdirektor betonte zur Mitarbeiterstruktur: "Es wird niemand entlassen und niemand wird versetzt, weil wir das gleiche Volumen machen werden – nur auf anderen Ausspielwegen."

Die gemeinsame Sportsendung wird einen Schwerpunkt Fußball zeigen. In Rheinland-Pfalz soll es darüber hinaus mehr Sport am früheren Abend in den Nachrichten geben. Landessenderdirektorin Ulla Fiebig (48) sagte: "Wir werden in Rheinland-Pfalz die Nachrichten am Sonntag um 18 Uhr verlängern von 7 auf insgesamt 15 Minuten, um eine zusätzliche Fläche für Sportberichterstattung am frühen Abend zu haben. Diese Inhalte können wir auch digital nutzen."

Die gemeinsame Sonntagabendsendung wird einen Schwerpunkt Fußball haben. Zur künftigen Rolle des Breitensports erläuterte die Landessenderdirektorin: "Wir wollen nicht die Inhalte runterfahren, sondern sie so platzieren, dass sie noch mehr Menschen erreichen."

Zur Akzeptanz der Sportpläne innerhalb des Senders sagte Fiebig: "Da gibt es natürlich auch Abschiedsschmerz. Das ist normal und ich glaube, jeder Journalist, der auch lange fürs Lineare gearbeitet hat, kann nachvollziehen, dass es so eine Trauerphase braucht." Man komme aber jetzt in eine Phase, wo alle auch die Chancen sehen.

Titelfoto: Sebastian Gollnow/dpa

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