Ermordeter Tino E. (†49) neben Hund auf Feldweg gefunden: Wie eine Jacke zum Täter führte
Leipzig/Landsberg - Ein toter Mann wird am 31. Oktober 2023 neben seinem Hund auf einem Feldweg in Sachsen-Anhalt gefunden - Tino E. (†49) ist erschlagen worden, doch es gibt keine Spuren, keine Zeugen, keine Verdächtigen. Wie eine Jacke die Ermittler schließlich nach Leipzig führte.

"Am Anfang hatten wir gar keinen Täter, wir tappten wirklich völlig im Dunkeln und wir hatten keine konkreten Spuren", erinnert sich Staatsanwältin Katrin Herbst in der aktuellen Folge der MDR-Sendung "Kripo live - Tätern auf der Spur".
Am Morgen des Reformationstags vor zwei Jahren kam die Lebensgefährtin des 49-Jährigen aus dem Urlaub zurück - eigentlich wollten sie gemeinsam fliegen, doch die Arbeit kam dazwischen. So schrieb sich das Pärchen Nachrichten über Ankunftszeiten, das Wiedersehen und die Vorfreude. Um 9.55 Uhr schickte Tino E. einen letzten Text und ging dann mit seinem Hund zur Gassirunde - von der er nie zurückkommen sollte.
Seine Partnerin bekam keine Antworten mehr, irgendwann schrieb sie: "Schatz? Ich mache mir Sorgen" - doch da war Tino E. schon tot. Seine Leiche lag auf einem Feld in der Landsberger Ortschaft Sietzsch bei Halle.
Wegen der fehlenden Hinweise wurde die Suche schließlich auch auf Ortsfremde ausgeweitet - die Annahme: Durch die Abgeschiedenheit und wegen der Jahreszeit müsse der Täter mit einem Fahrzeug unterwegs gewesen und dabei von einer Videoüberwachung gefilmt worden sein.
Die Staatsanwältin erklärt: "Man hat erstmal generell alle Überwachungskameras in der Umgebung sichergestellt, also hat erstmal geguckt, ob es irgendwo Aufnahmen gibt auf dem Weg zum Tatort."
Der Durchbruch: Eine neongelbe Jacke

Dann gab es einen Durchbruch: "Ich hatte einen Kollegen, den ich damit beauftragt hatte, die auszuwerten und wie es Kommissar Zufall dann so will, kam dann ein Praktikant zu mir ins Zimmer und sagte, 'Ich habe das was'. Er brachte mir dann quasi ein erstes Bild von einem Fahrradfahrer mit einer auffälligen neonfarbenen Jacke", schildert der Leiter der Ermittlungsgruppe "Feldweg".
Denn diese Jacke hatte der Praktikant schon einmal gesehen - auf einem Foto im Büro des Ermittlungsleiters. Der Träger des neongelben Kleidungsstücks: Mario G. (37) - der Ex-Mann der Lebensgefährtin des Getöteten. Doch ein Auto hatte der damals 37-Jährige nicht.
"Wir haben bis dahin tatsächlich immer überlegt, es muss ein Autofahrer gewesen sein oder vielleicht ein Motorradfahrer, auf einen Fahrradfahrer sind wir noch nie gekommen", berichtet die Staatsanwältin.
Die Folgen: "Wir haben drei Videoaufzeichnungen von drei verschiedenen Plätzen sichern können, die eine Person mit dieser auffälligen Neonbekleidung aufgenommen haben", so Herbst, aber: "Man konnte Mario G. nicht tatsächlich identifizieren, sondern nur das Fahrrad, wie er auf dem Fahrrad gesessen hat und halt diese auffällige Neonbekleidung."
Mario G. wegen Mordes verurteilt

Die insgesamt 25 Kilometer lange Strecke von der Wohnung des 37-Jährigen in Leipzig-Mockau wurde schließlich von Polizisten rekonstruiert. Mario G. radelte um kurz nach 6 Uhr los und wurde um 7.39 Uhr von einer Kamera an einem Autohaus aufgenommen.
"Die haben da ein Weg-Zeit-Diagramm erstellt, wie lange man braucht mit dem Fahrrad, um dort hinzufahren, die haben sich aufs Fahrrad geschwungen und haben abgesucht, wo dort noch Videokameras zu sehen sind", so die Staatsanwältin. Auch auf dem Rückweg wurde Mario G. von Kameras gefilmt.
In der Leipziger Wohnung wurden dann unter anderem das Fahrrad und die Jacke entdeckt. Auch wenn nie eine Tatwaffe gefunden werden konnte, verdichteten sich die Beweise weiter.
Der angenommene Tathergang: Mario G. hatte sich über das Wetter und den Tatort erkundigt, dort stundenlang auf sein Opfer gewartet - um 10.17 Uhr brach Tino E. mit seinem Hund zur üblichen Gassirunde auf. Eine Frau hatte eine plötzlich endende Auseinandersetzung gehört - Tino E. soll nicht mit der Attacke gerechnet und mit dem Rücken zu Mario G. gestanden haben, als dieser vermutlich mit einem Hammer auf seinen Kopf einschlug.
Am 23. Mai vergangenen Jahres wurde Mario G. wegen Mordes verurteilt.
Die komplette "Kripo live - Tätern auf der Spur"-Folge könnt Ihr in der Mediathek sehen.
Titelfoto: Polizeiinspektion Halle (Saale)