Frau aus Mitteldeutschland schildert häusliche Gewalt: "Ich bringe dich um"
Leipzig - Gewalt gegen Frauen ist in vielen Partnerschaften traurige und gefährliche Realität - bei "Kripo Live" kam ein Opfer aus Mitteldeutschland zu Wort. Die Schilderungen schockieren.

"Wir haben uns gut verstanden, wir haben viel miteinander gelacht, er hat mir ein Gefühl von Sicherheit gegeben", beschreibt die junge Frau in der MDR-Sendung die Anfänge der jahrelangen Partnerschaft - bis der Mann an ihrer Seite plötzlich ein ganz anderes Bild von sich gezeigt habe: "Dann fing es an, dass er launisch wurde, rumgeschrien hat, irgendwelche Möbel und Gegenstände bei mir und der Wohnung kaputt gehauen hat."
Schließlich erzählt die junge Frau von der Reaktion ihres Freundes, als sie ein Kind von ihm erwartet habe: "Ich bin schwanger geworden und er hat mich angeschrien und gesagt, wir gehen jetzt ins Krankenhaus, du lässt jetzt das Kind wegmachen, ansonsten latsche ich es dir aus dem Bauch oder ich schlage es dir aus dem Bauch - da hatte man natürlich Angst."
Als sie die Beziehung beenden wollte, habe der Mann begonnen sie und ihre Kinder zu stalken - und mit ständigem Klingeln an der Tür und Anrufen zu terrorisieren. Dabei habe er auch Botschaften hinterlassen: "Mailboxnachrichten waren, ich liebe dich und es tut mir alles so leid und in der nächsten Mailboxnachricht fünf Minuten später ging es dann, ich bringe dich um, wenn ich dich erwische, schlage ich dich oder ich fackele deine Bude an."
Eine beängstigende und beeinträchtigende Lage: "Ich konnte nicht mal mehr einkaufen gehen, ich konnte nicht mehr schlafen ich hatte Albträume, dass er mich umbringt."
Anwältin rät Betroffenen: "Jeden einzelnen Verstoß zur Anzeige zu bringen"

Die junge Frau zog zunächst in ein Frauenhaus, später mit einem vom Gericht erlassenen Näherungsverbot wieder nach Hause - und die Angriffe gingen weiter. Schließlich verließ sie die Stadt. Doch der Vater ihres jüngsten Kindes hat in Anwesenheit einer Sozialarbeiterin weiterhin einen Anspruch auf Umgang mit seinem Nachwuchs.
Ein starkes Gefühl neben der Angst: "Ich bin auch wütend, weil wir Frauen müssen unser zu Hause verlassen, wir müssen zur Therapie gehen, wir müssen unsere Kinder beschützen, wir müssen ins Frauenhaus, wir müssen uns um alles kümmern, wir müssen zum Anwalt rennen damit wir eine einstweilige Verfügung durchkriegen, aber wir sind nicht das Problem, sondern das Problem ist der Mann und da wird nicht angesetzt", so die junge Frau.
Für Betroffene erklärt die Leipziger Anwältin Nadine Maiwald dennoch: "Es ist den Frauen dringend anzuraten, tatsächlich jeden einzelnen Verstoß zur Anzeige zu bringen, weil wenn der Täter wiederholt gegen das Kontakt- und Näherungsverbot verstößt, der Frau weiterhin nachstellt und das über einen längeren Zeitraum von sechs Monaten und die Frau dadurch beeinträchtigt ist, dann besteht die Möglichkeit den Täter in Untersuchungshaft zu nehmen."
Die ganze "Kripo Live"-Folge mit erschreckenden Zahlen und wichtigen Hinweisen rund um das Thema Gewalt gegen Frauen könnt Ihr in der Mediathek streamen.
Titelfoto: picture alliance / dpa