Gewalt an Bahnhöfen nimmt zu! "Man kann das nicht an irgendwelchen Ethnien festmachen"

Leipzig - Die Zahl der Gewaltaten an Deutschlands Bahnhöfen hat zugenommen, belegen Zahlen der Bundespolizei. Unter den zehn gefährlichsten Bahnhöfen: Leipzig. "Kripo live" ist mit der Bundespolizei auf Streife gegangen und hat versucht herauszufinden, was hinter dem rasanten Anstieg steckt.

Beamte der Polizei im Einsatz am Leipziger Hauptbahnhof. Laut Zahlen der Bundespolizei hat die Gewalt an Deutschlands Bahnhöfen nach der Corona-Pandemie deutlich zugenommen.
Beamte der Polizei im Einsatz am Leipziger Hauptbahnhof. Laut Zahlen der Bundespolizei hat die Gewalt an Deutschlands Bahnhöfen nach der Corona-Pandemie deutlich zugenommen.  © Hendrik Schmidt dpa/lsn

5.30 Uhr am Morgen sind die Beamten bereits auf den Beinen. Lagebesprechung bei der Leipziger Bundespolizei. Danach geht es wieder auf Streife.

Aktuelle Zahlen zeigen auch für Leipzig eine deutliche Zunahme an Gewaltdelikten, heißt es bei "Kripo live". Hohe Sachschäden durch Vandalismus, organisierte Taschendiebstähle und sogar Angriffe auf Bahnpersonal. All das gehöre zum Alltag der Beamten.

2019 soll die Zahl von Gewaltdelikten an Bahnhöfen bei 17.927 gelegen haben. 2021 fiel sie coronabedingt auf 16.679. 2022 stieg sie dann wieder rasant an und lag bei 23.110. Auch die Zahl von Gewalttaten mit Messern soll zugenommen haben. Von 2019 bis 2022 um 44 Prozent. Für das erste Halbjahr 2023 sollen bereits unverändert viele Gewaltdelikte gemeldet worden sein.

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"Da spielt Alkohol eine Rolle, da spielen Drogen eine Rolle, da spielt die Gesellschaft eine Rolle. Was die genauen Ursachen sind, kann man schwer einordnen", erklärt Jens Damrau, Pressesprecher der Leipziger Bundespolizei.

"Man kann das auch nicht, wie das gern gemacht wird, an irgendwelchen Ethnien festmachen. Es gibt die Gruppe mit Migrationshintergrund, die gewalttätig ist. Es gibt aber auch die Gruppe von Deutschen, die gewalttätiger geworden ist."

Gewalt an Bahnhöfen: "Was uns überrascht, ist die niedrige Hemmschwelle"

Auch am Leipziger Hauptbahnhof stiegen die Zahlen zuletzt an. Die Bundespolizei beobachtet diese Entwicklung mit Sorge.
Auch am Leipziger Hauptbahnhof stiegen die Zahlen zuletzt an. Die Bundespolizei beobachtet diese Entwicklung mit Sorge.  © Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Während der Streife werden die Beamten zu einem typischen Einsatz gerufen: Unterstützung für das Sicherheitspersonal der Hauptbahnhof-Promenaden. Ein betrunkener Besucher hatte randaliert. Die Folge: Hausverbot.

Nach einer kurzen Diskussion beruhigt sich der Besucher schließlich und akzeptiert seine Strafe. Nicht immer laufe es jedoch so glimpflich ab.

Centermanager Thomas Oehme von den Promenaden verweist auf immer mehr suchtkranke Obdachlose, die sich am Hauptbahnhof aufhalten würden.

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"Nun will ich nicht jeden Wohnungslosen per se kriminalisieren, in keinster Weise. Aber aus diesem Milieu heraus entstehen durch Alkoholsucht, Drogensucht natürlich auch gewisse Kriminalitätsformen, wie Beschaffungskriminalität. Die haben wir hier natürlich im besonderen durch unsere Geschäfte, das erleben unsere Mitarbeiter."

Für den Leipziger Hauptbahnhof zuständig ist die Bundespolizeidirektion in Pirna. Auch dort ist man angesichts der aktuellen Entwicklungen besorgt. "Was uns überrascht, ist die niedrige Hemmschwelle, die gerade im Bereich der Gewaltstraftaten jetzt zum Tragen kommt", so Axel Bernhardt von der Polizeidirektion. "Das ist eine Entwicklung, die müssen wir und andere Sicherheitsbehörden natürlich beobachten."

Titelfoto: Hendrik Schmidt dpa/lsn

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