Kurt Krömer zeigt klare Kante: "Dann muss es halt kurz weh tun"

Berlin - Stand-up-Künstler Moritz Neumeier (33) trifft zum Auftakt der neuen Staffel "Heroes - Aus dem Leben von Comedians" im ZDF seinen Helden Kurt Krömer (46). Der Berliner Komiker spricht über die Relevanz und Grenzen des Politischen in der Comedy sowie über ein düsteres Kapitel in seinem Leben.

Kurt Krömer (46), Berliner Humorist und Schauspieler, gibt Einblicke in sein Seelenleben.
Kurt Krömer (46), Berliner Humorist und Schauspieler, gibt Einblicke in sein Seelenleben.  © Henning Kaiser/dpa

"Wenn ich auf die Bühne darf und dort 2000 Leute sitzen, die Bock haben, dann mache ich doch keinen seichten Scheiß", antwortet Krömer in dem ZDF-Format auf die Frage, wie politisch Comedy sein muss. "Dann muss es halt kurz weh tun." Demnach seien "die besten Lacher die, die dir im Halse stecken bleiben", findet der gebürtige Neuköllner.

Zu Beginn habe Politik in seinem Programm keinen Platz eingenommen, doch mit dem Aufkommen der AfD habe sich das gewandelt. Deren Anhänger hätten auf seiner Facebook-Seite Vergewaltigungsfantasien gegenüber seinen Kindern und ihm ausgesprochen.

"Du kannst nicht Kurt-Krömer-Fan sein und zeitgleich bei der AfD", erklärt der 46-Jährige, dessen erstes Publikum aus Punks bestand.

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Kurt Krömer Micaela Schäfer quetscht Kurt Krömer aus: Vorhang auf und Trash-TV-Bühne frei?

"Vor zwanzig Jahren hätte mich niemand gefragt, ob du links oder rechts bist, aber irgendwann verschwimmt das, weil ich mich nicht mehr politisch geäußert, keine langen Haare mehr gehabt und wieder alle Zähne im Maul gehabt habe", erinnert sich der Schauspieler.

Auf die Frage, wann das Politische aufgehört habe, erklärt der "Chez Krömer"-Gastgeber, dass er damals zu den Punks auf eine Wagenburg ziehen wollte, sich aber dagegen entschied. Er sei aus allen Wolken gefallen, als er erfuhr, woher eine Frau das Geld für ihren Wohnwagen hatte. "Du kannst doch nicht gegen das Schweinesystem sein, deine Eltern abgrundtief Scheiße finden, aber dann 5000 Mark von denen nehmen, um dir ein Taj Mahal auf der Wagenburg aufzubauen", empört sich Alexander Bojcan, wie der Komiker mit bürgerlichen Namen heißt.

Als Krömer schließlich seine erste Sendung im rbb erhielt, hätten ihn "die Punks vom Hof gejagt" und als Kapitalisten gesehen. Mit 50 noch auf einer Wagenburg zu leben, sei für ihn keine Option gewesen, blickt der Grimme-Preisträger zurück.

Moritz Neumeier trifft Kurt Krömer

Kurt Krömer ganz offen: "Hatte mich fest darauf eingestellt, dass ich nicht älter werde als 30"

Stand-up-Künstler, Moderator und ehemaliger Poetry-Slammer Moritz Neumeier (33) fragt sich, wie politisch Comedy sein muss. (Archivbild)
Stand-up-Künstler, Moderator und ehemaliger Poetry-Slammer Moritz Neumeier (33) fragt sich, wie politisch Comedy sein muss. (Archivbild)  © picture alliance / dpa

Angesprochen, zu welcher Gruppe Krömer sich zugehörig fühle, äußert sich der 46-Jährige mit den Worten: "Ich mag Menschen unheimlich gerne, aber mit ein bisschen Abstand - menschenliebender Misantrop."

Sollten seine Kinder ihn später nach dem Auszug nicht besuchen, "kriegt ihr alle einen Tritt in den Arsch", warnt Krömer und ist sich sicher: "Das ist meine Gruppe. Da weiß ich, dass diese Bande hält, bis ich tot in die Kiste falle."

Krömer schlägt zudem ernste Töne an und spricht offen über sein früheres Alkoholproblem: "Das war so richtig heiße Phase und ich hatte mich fest darauf eingestellt, dass ich nicht älter werde als 30."

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Er habe schon "aufgehört, Miete zu zahlen", witzelt er rückblickend, hoffte aber, noch den Bogen zu kriegen. Zu diesem Zeitpunkt sei in ihm der Wunsch herangereift, Kinder zu bekomme. Ein "verschärfter Gedanke" sei es gewesen. Bis heute geben ihm seine Kinder Halt.

"Es ist noch zu früh zum Sterben, da wird noch eines kommen, aber die Gelassenheit ist so geil", betont Krömer und erklärt: "So, wenn du ein Soloprogramm spielst und machst die Zugaben. Jetzt kannst du alles machen, was du willst."

Auf die Frage, warum Krömer jetzt seine Depressionen publik gemacht hat, antwortete der Berliner: "Ich hatte keinen Bock mehr, mich zu verstecken." Für ihn sei es wichtig, "Leuten zu helfen, indem man schon nur darüber spricht."

Titelfoto: Henning Kaiser/dpa

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