Liliana überlebt Angriff nur knapp: Messer-Hype bei dieser Personengruppe
Halle (Saale) - Aus dem Nichts steht plötzlich ein Mann mit einem Messer in der Hand vor Liliana und sticht ohne ein Wort zu sagen auf sie ein. Messerangriffe sind längst keine Seltenheit mehr in Deutschland. Doch wie schlimm sie enden können, deckt die Reportage von "Y-Kollektiv" auf.

Hodenhagen in Niedersachsen: Ein ganz normaler Tag im Februar sollte für die 19-jährige Liliana im Krankenhaus enden, übersät mit Messerstichen.
Die Teenagerin befindet sich gerade auf dem Heimweg und wartet auf ihre Bahn. Einige Meter entfernt liegt ein, wie sie vermutet, Obdachloser in seinen Schlafsack eingewickelt.
Nur Momente später steht er vor ihr. "Plötzlich hat er zugestochen, ohne irgendetwas zu sagen", erzählt sie der "Y-Kollektiv"-Reporterin Laura Kipfelsberger.
Erst mehrfach in den Bauch, dann in den Hals und schließlich auch in Gesicht und Kopf. Der mutmaßliche Täter ist bereits polizeibekannt, wird später in die Psychiatrie eingewiesen.
Es ist ein Extrembeispiel dafür, wie ein Messer als Waffe missbraucht wird. Ein Einzelfall ist diese Tatsache jedoch lange nicht mehr. Trotzdem scheint das Mitführen besonders bei einer Personengruppe zu einem Trend geworden zu sein.
"Y-Kollektiv": So gefährlich können Messer sein

Laura ist zu Besuch in Halles Problemviertel Neustadt.
Dort trifft sie den Boxlehrer und Türsteher Ronny Lopez. Er hat selbst mit anschauen müssen, wie eine Person nach einem Messerangriff fast verblutet wäre. Ein Bild, welches er seitdem nicht mehr aus dem Kopf bekommt.
"Viele Leute sind bereit dafür, zuzustechen, das ist der Wahnsinn", resümiert Ronny.
Für ihn ist klar: "Ein Messer wird in dem Sinne unterschätzt, im Vergleich zu einer Schusswaffe."
Thomas Wurth, der Marketingleiter des Messerherstellers Böker Solingen hat da eine andere Meinung. Messer zu verteufeln sei nicht der richtige Weg, wo das Problem doch ganz woanders liege.
"Das Produkt ist nicht das Problem, sondern am Ende des Tages derjenige, der damit Böses anrichten möchte", so Thomas.
Während der Dreharbeiten fällt Laura auf, dass vor allem junge Männer Messer mit sich führen. Die Begründung ist oft, dass sie sich im Notfall verteidigen wollen. Ob genau diese Zielgruppe ein Messer als Verteidigung nötig hat, kann sicher hinterfragt werden.
Die "Y-Kollektiv"-Doku mit dem Titel "Gefährlicher Messer-Hype" könnt Ihr Euch in der Mediathek ansehen.
Titelfoto: Montage: JOTO; MDR