Mehl und Wasser als Wunder-Mittel? TV-Reportage deckt Tricks von Fake-Kammerjägern auf

Leipzig - Immer wieder hört man von Fake-Notdiensten, die nichtsahnenden Menschen ihre angeblichen Hilfsleistungen anbieten und dann eine viel zu hohe Bezahlung verlangen. So auch in der neuen Folge der Investigativ-Reihe "Voss & Team", in der in Leipzig gleich zwei dubiose Schädlingsbekämpfer auf frischer Tat ertappt wurden.

Sven Voss (45) und sein Team nehmen sich in ihrer Show vielseitigen Verbraucherthemen an. Diesmal ging es unter anderm um Fake-Kammerjäger in Leipzig.
Sven Voss (45) und sein Team nehmen sich in ihrer Show vielseitigen Verbraucherthemen an. Diesmal ging es unter anderm um Fake-Kammerjäger in Leipzig.  © MDR/Martin Jehnichen

Mithilfe von "Omi-Reporterin" Ilona und dem Experten Reinhard Gajek stellte die MDR-Sendung den beiden Kammerjäger-Firmen gezielte Fallen. Um den Trick besonders glaubwürdig zu gestalten, mieteten sie sogar extra eine Wohnung an.

Insbesondere das Leipziger Unternehmen "Schädlingsbekämpfung Specht" ist der sächsischen Verbraucherzentrale schon lange ein Dorn im Auge: Hier häufen sich die Beschwerden über angeblichen Betrug und Abzocke.

"Die Leute hatten unterschiedliche Probleme mit Mehlmilben und mussten teilweise wirklich horrende Summen zahlen", berichtete eine Mitarbeiterin der Verbraucherzentrale. "Wir sind ja einiges gewohnt an Notdiensten, aber diese Summen kennen wir auch nicht."

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So musste eine Rentnerin für eine Mehlmilben-Beseitigung sage und schreibe 4700 Euro lassen, eine andere Frau zahlte satte 2200 Euro.

Laut Kammerjäger Reinhard Gajek eine Frechheit: Mehlmilben seien derart harmlos, dass man keinen Experten benötige. "Bei diesem Insekt würde ich Ihnen erklären, dass Sie versuchen, das selbst wegzumachen", beschrieb er die richtige Vorgehensweise. "So gerne wir Geld verdienen, aber wir haben immer Bauchschmerzen, wenn wir solches 0815-Ungeziefer bekämpfen und dafür Geld nehmen". Und wenn doch, dürfte der Vorgang nicht mehr als 200 Euro kosten.

Diese Fakten galten für beide Leipziger Kammerjäger, die "Voss & Team" auf den Leim gingen: Im "Specht"-Fall gab Omi-Reporterin Ilona am Telefon an, Mehlmilben in ihrer Küche gefunden zu haben, der zweiten Firma erzählte sie, von Brotkäfern geplagt zu werden. In beiden Situationen wäre eigentlich kein Kammerjäger nötig gewesen - in beiden Situationen kam er tatsächlich für die angebliche Bekämpfung in Ilonas Wohnung.

Die Fake-Kammerjäger ließen die Küchen verwüstet zurück

Betrüger, die sich als Schädlingsbekämpfer ausgeben, ziehen ihren Opfern gerne mal über tausend Euro aus der Tasche - ohne das Problem beseitigt zu haben. (Symbolbild)
Betrüger, die sich als Schädlingsbekämpfer ausgeben, ziehen ihren Opfern gerne mal über tausend Euro aus der Tasche - ohne das Problem beseitigt zu haben. (Symbolbild)  © 123rf/Milkos

Eine Masche, die von beiden Firmen genutzt wurde, war das vorherige Unterzeichnen eines Vertrags mit Ilona. Die Rechnungen, die laut Experte Gajek irreführend und unvollständig waren, gaben angebliche Kosten von über 300 Euro an.

Und obwohl keinerlei Ungeziefer in den Küchen vorhanden war, behaupteten die "Kammerjäger" sofort, Mehlmilben beziehungsweise Brotkäfer in den Lebensmitteln entdeckt zu haben.

Dann folgte der fast schon bizarre Teil der Performance: Der Mitarbeiter der Firma "Specht" versaute sowohl die Arbeitsflächen als auch die gesamten Lebensmittel mit einem teuren "Schädlingsbekämpfungsmittel" - was sich im Endeffekt lediglich als Wasser entpuppte.

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Der Kammerjäger der zweiten Firma sperrte sich 30 Minuten lang zum "Pulvern" in der Küche ein, danach verbot er Ilona, den Raum für die nächsten 24 Stunden zu betreten. Und nebenbei hatte er sämtliche Fußleisten der Küchenzeile abgebaut - warum das nötig war, hatte er nicht erklärt.

Als Ilona und Co. danach den Raum betraten, fiel ihnen fast die Kinnlade runter: Die gesamte Küche war mit weißem Pulver bedeckt - wobei es sich einfach nur um Mehl handelte!

Das Ende des Lieds in beiden Fällen war, dass die "Kammerjäger" fluchtartig die Wohnung verließen und in ihren Autos davonbrausten. Die Sendung will der Polizei die Ergebnisse ihrer investigativen Recherche für aktuelle Ermittlungen zur Verfügung stellen.

Die gesamte "Voss & Team"-Episode könnt Ihr Euch in der ARD-Mediathek angucken.

Titelfoto: 123rf/Milkos

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