Rechtsextremismus in der Security-Branche: Vergibt der Staat Aufträge an Neonazis?

Leipzig - Immer wieder machen Schlagzeilen von rechtsextremen Security-Mitarbeitern die Runde, so wie Ende Juni beim Dresdner Luisenfest. 2023 recherchierte das MDR-Format "exactly" bereits zu Rechtsextremismus in der Sicherheitsbranche, jetzt schauten die Journalisten genauer hin.

Die Security-Branche konnte ihren Umsatz in den letzten 10 Jahren verdoppeln.
Die Security-Branche konnte ihren Umsatz in den letzten 10 Jahren verdoppeln.  © MDR/exactly

Die Security-Branche boomt. Mehr als 280.000 Menschen in Deutschland sollen mittlerweile in diesem Feld beschäftigt sein und damit fast so viele wie bei der Polizei.

Viele Firmen bekommen staatliche Aufträge, bewachen Gerichte, Flüchtlingsunterkünfte, Museen und Polizeistationen, teils auch schwer bewaffnet. Es sei gängig, dass das preisgünstigste Angebot oft den Zuschlag bekommt.

Wie die MDR-Reporter Marcel Siepmann und Jonas Seufert recherchierten, bekam die Firma Distelkam aus Chemnitz in den vergangenen Jahren Aufträge mit einem Volumen von 60 Millionen Euro.

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Ein Mitarbeiter des Unternehmens fällt allerdings immer wieder auf: David H. soll ein bekannter Neonazi mit starker Verbindung in die rechte Szene sein.

Auf Anfrage teilte Geschäftsführer Kai Distelkam mit, dass David H. nicht mehr für ihn arbeite. Aber stimmt das? Das "exactly"-Team schickte einen Lockvogel.

Darf David H. überhaupt Objekte bewachen?

David H. ist Kampfsportler und soll laut MDR-Recherchen Teil des rechtsextremen Netzwerkes "Blood and Honour" sein.
David H. ist Kampfsportler und soll laut MDR-Recherchen Teil des rechtsextremen Netzwerkes "Blood and Honour" sein.  © MDR/exactly
Romy Arnold von der Mobilen Beratung in Thüringen warnt seit Jahren vor rechtsextremen Strukturen in der Sicherheitsbranche.
Romy Arnold von der Mobilen Beratung in Thüringen warnt seit Jahren vor rechtsextremen Strukturen in der Sicherheitsbranche.  © MDR/exactly

Bei einem Vorstellungsgespräch in Ronneburg in Thüringen traf der Lockvogel dann tatsächlich auf David H. Er habe eine leitende Position im Unternehmen, sei ein Jugendfreund von Firmengründer Distelkam. Weil er bereits einige Monate im Gefängnis saß, müsste er eigentlich im Bewacherregister des Gesetzgebers auftauchen und sollte keine Position in der Objektbewachung ausüben.

Für das "exactly"-Team wirkte es so, als würde er es trotzdem tun. Der Gesetzgeber streitet es nach den ihm vorliegenden Informationen ab.

Der Lockvogel ging noch weiter und fragte, wie er Bewachungen mit Waffen ausüben dürfte. David H. verwies auf einen gültigen Waffenschein und bot an, dafür eine Lösung zu finden.

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Laut Romy Arnold, Projektleiterin Mobile Beratung in Thüringen (MOBIT), sei die Sicherheitsbranche für die rechte Szene attraktiv, da dort Macht, Stärke und auch aktiv Gewalt ausgeübt werden kann.

Trotz der umfangreichen Recherchen bleibt eine Frage offen: sollte der Staat, die EU und auch die Bundesländer Aufträge an Firmen vergeben, die bekannte Rechtsextremisten beschäftigen?

Die exactly-Folge "Rechtsextreme als Security - Staatliche Aufträge für Verfassungsfeinde?" ist zu sehen in der ARD Mediathek, auf YouTube bei MDR Investigativ und am 23. Juli 2025 um 20.45 Uhr im MDR-Fernsehen.

Titelfoto: MDR/exactly

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