DDR-Star für tot erklärt: Dabei ist Urte Blankenstein quicklebendig!

Leipzig - Wohl jedes DDR-Kind kannte sie und die meisten liebten sie auch: Frau Puppendoktor Pille! Insgesamt drei Schauspielerinnen schlüpften in die Rolle der Kinderärztin, die Kindern zum Abendgruß Geschichten aus ihrer Praxis erzählte. Ihr Abschiedswort "Habt Ihr Kummer oder Sorgen, dann schreibt gleich morgen an Frau Puppendoktor Pille mit der großen runden Brille" kennen auch heute noch jede Menge Menschen auswendig.

"Frau Puppendoktor Pille" Urte Blankenstein (76) zu Gast im MDR Riverboat.
"Frau Puppendoktor Pille" Urte Blankenstein (76) zu Gast im MDR Riverboat.  © Screenshot/MDR

Die Frau, die die Rolle am längsten verkörperte - nämlich 20 Jahre lang - und sie somit auch am meisten prägte, war Urte Blankenstein. 

Heute ist sie 76 Jahre alt, hat ein Buch über ihr Leben geschrieben und erzählte jüngst im MDR Riverboat, wie erschrocken sie war, als sie plötzlich für tot erklärt wurde.

Aber zuerst musste die Schauspielerin im Gespräch mit Riverboat-Moderator Jörg Kachelmann (62) erklären, woher ihr ungewöhnlicher Vorname kommt. "Wenn ich Ihren Vornamen google, dann kommen nur Sie mit diesem außergewöhnlichen Vornamen. Hat Ihre Mutter jemals begründet, warum sie Urte heißen?", fragte Kachelmann. 

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Die Erklärung ist recht einfach. "Ich bin in Ostpreußen geboren. Es gab einen ostpreußischen Dichter, Herrmann Sudermann", so Blankenstein. 

"Und der hat einen Roman geschrieben: Der schwankende Grund. Da spielen zwei Mägde eine Rolle. Urte und Erdme. Und ich war meiner Mutti sehr dankbar, dass ich nicht Erdme heiße."

Spaß mit Puppenspielern unterm Tisch

Die Schauspielerin Urte Blankenstein (76) im "Frau Puppendoktor Pille"-Outfit. (Archivbild)
Die Schauspielerin Urte Blankenstein (76) im "Frau Puppendoktor Pille"-Outfit. (Archivbild)  © Jörg Carstensen/dpa

Bei Frau Puppendoktor Pille war immer etwas los zur Sprechstunde - vor allem unter dem Tisch! Da saßen nämlich die Puppenspieler. Blankenstein war die einzige, die oberhalb des Tisches zu sehen war. 

"Wenn Sie als Frau Puppendoktor Pille im Studio standen, gab es ja auch weitere Puppenspieler im Studio. Gab es da wilde Dinge unter dem Tisch? Wie kann man sich die Disziplin da vorstellen?", wollte Kachelmann deshalb völlig zu Recht wissen.

"Natürlich gab es witzige Dinge unter dem Tisch, wir wollen ja auch alle unseren Spaß haben", entgegnete die Schauspielerin lachend. 

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"Das Schöne daran war ja: Meine Kollegen lagen mir zu Füßen. Die drängelten sich wirklich unter dem Schreibtisch, an dem ich saß. Und der Pittiplatsch zum Beispiel - also sein Spieler Heinz Schröder - hatte den Pittiplatsch oben auf dem Tisch und den Schalk im Nacken. Einmal band er mir unter dem Tisch die Schnürsenkel zusammen und wusste, ich muss aufstehen und zum Fenster gehen. Da habe ich einfach die Schuhe ausgezogen und bin zum Fenster gelaufen. Wir haben sehr darüber gelacht. Oder andere kitzelten mich oder zogen an mir herum. Aber ich habe das immer überspielt."

Als vor wenigen Jahren ihre Kollegin Helga Labudda (†78) starb - sie hatte Frau Puppendoktor ganz zu Anfang kurze Zeit gespielt - stand überall zu lesen: "Frau Puppendoktor Pille ist tot." Viele brachten das mit Blankenstein in Verbindung. 

"Was hat das mit Ihnen gemacht?", hakte Kachelmann nach. "Sie ist ja auch wirklich tot. Was leider die wenigsten wissen: 1959 wurde die Figur der Pille aus der Taufe gehoben. Ich begann ja erst 1968. Vor mir gab zwei Schauspielerinnen, die Frau Puppendoktor Pille spielten. Und Helga Labudda war die erste, die sie spielte. Und Helga Labudda war gestorben", so die Schauspielerin. "In der Zeitung stand aber nur: Puppendoktor Pille ist gestorben. In einigen stand ganz klein der Name Helga Labudda drunter. Also: Ich war es nicht."

Titelfoto: Jörg Carstensen/dpa

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