"Oh Gott, nie wieder": "Echter" Tatortreiniger brauchte seine Mutti beim ersten Einsatz

Leipzig - Ob Messie-Wohnung oder Leichenfundort, ein Tatortreiniger hat vermutlich den in unseren Augen ekelhaftesten Job der Welt – er darf sich auch nicht scheuen, Blut oder auch mal Gehirn zu beseitigen. Dass auch er erstmal lernen musste, damit umzugehen, erzählte Thomas Kundt (43) am Freitagabend im MDR-"Riverboat".

Thomas Kundt (43) wird angerufen, wenn ein Tatort gereinigt oder eine Messie-Wohnung ausgeräumt werden muss – am Anfang gewöhnungsbedürftig, inzwischen macht es ihm Spaß.
Thomas Kundt (43) wird angerufen, wenn ein Tatort gereinigt oder eine Messie-Wohnung ausgeräumt werden muss – am Anfang gewöhnungsbedürftig, inzwischen macht es ihm Spaß.  © Alexander Bischoff

Fast jeder kennt die TV-Sendung "Der Tatortreiniger" mit Bjarne Mädel (53) in der Hauptrolle. Manchmal vergisst man darüber allerdings, dass dieser Job auch im wahren Leben gemacht werden muss und da kommt Thomas Kundt ins Spiel, der durch einen witzigen Zufall in diese Rolle hineingeriet.

Früher war der staatlich geprüfte Desinfektor mal Finanzberater, besuchte auf der Suche nach Antiquitäten hin und wieder mal Haushaltsauflösungen. Das hat ein Kripo-Beamter, den er auf einer Gartenparty kennenlernte, offenbar ganz falsch verstanden.

Der habe nämlich zu ihm gesagt: "Wenn du damit kein Problem hast, in Wohnungen zu gehen und da was rauszuholen, dann kannst du doch auch Tatortreinigungen machen." Gesagt, getan – am nächsten Tag druckte Kundt seine Visitenkarten.

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Als die Polizei einige Zeit tatsächlich mit einem Auftrag anrief, wurde er regelrecht überfahren. Denn auf einmal sei von Schusswaffengebrauch, Blut und Gehirn die Rede gewesen, die beseitigt werden mussten.

"Oh Gott, auf was hast du dich hier eingelassen?", habe er leicht panisch gedacht. Aber nun gab es kein Zurück mehr!

Thomas Kundt nimmt Follower via Instagram mit zu seinen Einsätzen

Solch ein Müllberg gehört vermutlich noch zu den harmloseren Dingen, die Thomas Kundt so sieht. Verweste Leichen sind da schon ein anderes Kaliber. (Symbolbild)
Solch ein Müllberg gehört vermutlich noch zu den harmloseren Dingen, die Thomas Kundt so sieht. Verweste Leichen sind da schon ein anderes Kaliber. (Symbolbild)  © Jörg D./dpa

Wir alle wissen, wen wir fragen können, wenn wir absolut ratlos sind: Mutti! Als seine Mutti vorgestellt hat er sie allerdings nicht. "Das war meine Kollegin, die Birgit", meinte er schmunzelnd. Während er sich am Tatort noch vom ersten Anblick erholen musste, hat sie bereits ordentlich angepackt. Keiner hat gemerkt, dass er ein absoluter Neuling in seinem Job war.

"Ich bin da so reingeschubst worden, danach war mir auch klar 'Das machst du nie wieder'." Aus "Nie wieder" sind mittlerweile zehn Jahre und zehn Mitarbeiter geworden.

"Man kann es ein bisschen mit einem Bungee-Sprung vergleichen. Man springt, sagt 'Oh Gott, das mach ich nie wieder' und dann kribbelt's in den Händen." Er habe es einfach auch besser machen wollen als beim ersten Mal. Auch heute noch fährt er manchmal selbst zu Tatorten, wie er sagt: "Es macht mir Spaß."

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Mittlerweile hat Thomas Kundt ein Buch über seine zum Teil skurrilen Erlebnisse geschrieben ("Nach dem Tod komm ich") und auch auf Instagram ist er sehr aktiv. Aber Vorsicht! Wer einen empfindlichen Magen hat, sollte sich gut überlegen, ob er die Seite besuchen möchte.

Titelfoto: Bildmontage / Alexander Bischoff / Jörg D./dpa

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