Team Wallraff: Reporter decken Mega-Missstände in Deutschlands teuerster Flüchtlingsunterkunft auf
Berlin - Die Zustände sind fragwürdig, die Kosten immens: Auf dem früheren Flughafengelände in Berlin-Tegel befindet sich Deutschlands größte und teuerste Flüchtlingsunterkunft Deutschlands. Die Undercover-Reporter von "Team Wallraff" begaben sich auf Spurensuche.
Alles in Kürze
- Deutschlands teuerste Flüchtlingsunterkunft in Berlin-Tegel kostet 1,2 Mio. Euro pro Tag
- 3000 Bewohner leben in beengten Verhältnissen ohne Privatsphäre
- Untercover-Recherche deckt ungenutzte Mittel und sinnlose Aufgaben auf
- Mitarbeiter führen Listen ohne Konsequenzen, Beschäftigungstherapie vermutet
- Geheime Vertragsdetails aufgedeckt, Politiker nicht vollständig informiert

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Rund 1,2 Millionen Euro kostet dem klammen Land Berlin die Einrichtung - am Tag! Obwohl das bei circa 3000 Bewohnern rund 400 Euro pro Kopf macht, haben diese kaum etwas von der teuren Unterbringung. Bis zu vierzehn Menschen leben in Leichtbauhallen in sogenannten Waben. Ohne Türen, Zimmerdecken und, natürlich, ohne Privatsphäre.
Schlimmer noch: Viel Geld für die Unterkunft landet an anderer Stelle, wie die Recherchen des Teams des Kölner Investigativ-Journalisten Günter Wallraff (81) zeigen.
Eine RTL-Reporterin schleuste sich undercover als Betreuerin des Arbeiter-Samariter-Bunds (ASB) in Tegel ein, die ihr 3100 Euro plus Zuschläge zahlten. Nach Qualifikationen sei sie nicht gefragt worden. Dabei fielen ihre Eindrücke ernüchternd aus: Das Personal schien unbeschäftigt, die wenigen Aufgaben wirkten auf die Reporterin sinnlos.
"Eigentlich habe ich mich die ganze Zeit gelangweilt, saß herum und habe gewartet, dass der Tag herumgeht", lautete die traurige Bilanz der Reporterin.
#wallraffen: Flüchtlingsunterkunft undercover bei RTL

Auf die Nachfrage, was passieren würde, wenn die Mitarbeiter die Listen zu Ordnung und Anwesenheit nicht kontrollieren würden, antwortet eine Schichtleiterin: "Nix." Und lachte.
"Das ist für mich einfach nur Beschäftigungstherapie. Stell dir mal vor, wir hätten die Checklisten nicht. Was würden wir dann tun?", verstärkte sie das negative Bild. Mehr noch: Da die Bewohner einen QR-Code um den Hals haben, ist der letzte Aufenthaltsort sowieso bekannt. Dennoch, verriet die Reporterin, füllten die Mitarbeiter die Liste dreimal täglich aus.
Im weiteren Verlauf der Recherche deckten die Reporter zudem geheime Vertragsdetails auf und es stellte sich heraus: Politiker selbst kennen nicht alle Zahlen, obwohl sie über die Mittel mitentscheiden.
"wallraffen: Undercover in der größten und teuersten Geflüchteten-Unterkunft Deutschlands" ist im Stream bei RTL+ abrufbar.
Titelfoto: RTL