Henriette Fee Grützner: MDR-Moderatorin wird zur "Tatort"-Expertin

Dresden - Ein vermeintlich totgeborenes Kind wird ohne Wissen der Eltern zur Adoption freigegeben. Dieses DDR-Unrecht thematisierte am Sonntag der Dresden-Tatort "Totes Herz" (9,4 Millionen Zuschauer). Drehbuchautorin Kristin Derfler (57) ließ sich dabei von MDR-Moderatorin Henriette Fee Grützner (35) beraten.

Karin Hanczewski (41, l.) und Cornelia Gröschel (35) stoßen als "Tatort" -Ermittlerinnen in "Totes Herz" auf DDR-Unrecht.
Karin Hanczewski (41, l.) und Cornelia Gröschel (35) stoßen als "Tatort" -Ermittlerinnen in "Totes Herz" auf DDR-Unrecht.  © MDR/MadeFor/Hardy Spitz

Tausende Fernsehzuschauer kennen sie aus dem MDR-Magazin "Total genial".

Nur wenige wissen: Seit 2016 recherchiert Henriette Fee zu diesem düsteren Kapitel der DDR-Geschichte.

"Alles fing bei Radio PSR an. Im Format 'Die unglaubliche Geschichte' meldete sich bei mir ein Elternteil, der sein Kind suchte, obwohl es laut Krankenhausakte gestorben sein sollte. Das fand ich so ungeheuerlich, dass ich es zuerst nicht glaubte", erzählt Henriette Fee.

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Doch im Zuge ihrer Recherchen stieß die junge Mutter auf die 2014 gegründete "Interessengemeinschaft gestohlener Kinder der DDR" und die bittere Wahrheit: Es ist kein Einzelfall.

In der "RTL+"-Doku "Entrissen - die verschwundenen Babys der DDR" erzählt Henriette Fee 2022 von Müttern, die nach ihren Kindern suchen.

Kristin Suckow (34) spielt im "Tatort" ein verlorenes DDR-Kind.
Kristin Suckow (34) spielt im "Tatort" ein verlorenes DDR-Kind.  © MDR/MadeFor/Hardy Spitz

"Totes Herz" - Im Dresden-Tatort wird DDR-Unrecht thematisiert

MDR-Moderatorin Henriette Fee Grützner (35) weiß aus ihren Recherchen, wie stark traumatisiert sowohl Eltern als auch Kinder sind, die in der DDR zwangsgetrennt wurden.
MDR-Moderatorin Henriette Fee Grützner (35) weiß aus ihren Recherchen, wie stark traumatisiert sowohl Eltern als auch Kinder sind, die in der DDR zwangsgetrennt wurden.  © MDR/Hagen Wolf

Sie sprach mit Hunderten Menschen - Müttern, Vätern, Geschwistern, Krankenschwestern, Hebammen, Ärzten, Pförtnern, Bestattern, Sekretärinnen ...

"Das ist unglaublich schwer. Akten wurden vernichtet, Zeitzeugen sind verstorben oder wollen nichts sagen. Erst seit etwa zwei Jahren bröckelt langsam die Mauer des Schweigens. Wahrscheinlich, weil viele hochbetagte Zeitzeugen reinen Tisch machen wollen", zählt Henriette Fee die Schwierigkeiten auf.

Trotzdem: Den 80er-Jahre-Fall von Regina und ihrem Sohn Eike rollte sie nahtlos auf. "Aber die Recherchen in etwa 30 bis 50 Fällen laufen weiter, einige stehen kurz vor dem Abschluss." Und werden wahrscheinlich die Kapitel des Buches füllen, an dem die Moderatorin schreibt. Arbeitstitel: "Wo bist du?"

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Ende des Jahres, Anfang 2024 soll es erscheinen.

Hilfe und Infos finden Betroffene unter: iggkddr.de

Titelfoto: Montage: MDR/MadeFor/Hardy Spitz, MDR/Hagen Wolf

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