Todesfahrt zum Titanic-Wrack: "Wir alle wissen, wer der Schuldige ist"
Neufundland - Am 22. Juni 2023 bestätigen sich durch den Fund der "Titan"-Wrackteile die schlimmen Befürchtungen, dass das Tiefsee-Tauchboot auf dem Weg zur weltbekannten Titanic implodiert ist. Der Schuldige ist nach Aussagen einer deutschen Witwe, die Mann und Sohn verloren hat, glasklar.

Tym Catterson, ehemaliger Sicherheitstaucher von OceanGate, erinnert sich in der Terra-X-Doku "Titan - Todesfahrt zur Titanic", wie er dem 19-jährigen Suleman Dawood an Bord half. "Für ihn war das ein großes Abenteuer. Ich habe ihm viel Spaß beim Tauchen gewünscht."
Seine deutsche Mutter, Christine Dawood, die auch ihren Mann Shazahda (†48) verlor, gehe es nicht um Schuldzuweisungen. "Wir alle wissen, wer der Schuldige ist, aber das ändert doch nichts. Ich will nur, dass es nicht noch mal passiert und nicht noch mal jemand so etwas erleiden muss."
Bis zu 4000 Meter tief sollte das U-Boot des US-Unternehmens OceanGate mit bis zu fünf Personen an Bord tauchen können. Genau so viele Menschen verloren vor zwei Jahren bei der Expedition zum bekanntesten Schiffswrack der Welt auch ihr Leben.
Die beiden Dawoods, Tiefseeforscher Paul-Henry Nargeolet (†77) und Milliardär Hamish Harding (†58) wagten sich in den von Stockton Rush (†61) erschaffenen Druckkörper, der entgegen der gängigen Standards nicht aus Titan, sondern aus leichteren und kostengünstigeren Kohlefasern gebaut wurde.

Titan - Todesfahrt zur Titanic (ZDF): Vorfahren von Stockton Rushs Ehefrau starben auf der Titanic

Rush, der mit seinem "Titan" in 90 Versuchen nur 13-mal die 700 Kilometer vor Neufundland liegende Titanic erreicht hatte, ließ sein selbstgebautes Gefährt nie prüfen. Allerdings gab es besonders zu Beginn auch keine Institution, die sich schon einmal mit einem U-Boot und einer derartigen Tauchtiefe beschäftigt hatte.
Doch schon vor der Katastrophe soll es Warnsignale gegeben haben, die eine baldige Implosion hätten annehmen können.
Mit seinem Business erschuf Stockton Rush, dessen Frau eine Nachfahrin der Macy's-Kaufhaus-Inhaber ist, die beim Titanic-Untergang starben, einen neuen Geschäftszweig.
250.000 US-Dollar kostete ein Ticket. Damit konnte finanziert werden, dass Wissenschaftler auf den Touren kostenlos mitfahren konnten.

Titan-Implosion: Komplizierte Rettungsaktion endet in Tragödie

105 Minuten nach Beginn des Tauchvorgangs am frühen Morgen des 18. Juni 2023 passierte es. Der Funkkontakt zur "Titan" brach nach einem Knall ab, der dem eines Türzuschlagens glich. Zunächst war nicht klar, woher das Geräusch rührte.
Heute wissen wir, dass es der Zeitpunkt der Implosion war, bei dem die Außenhülle des Druckkörpers nachgab und die Insassen in Sekundenbruchteilen tot waren.
Nach einer kostenintensiven Suchaktion einer wahrhaftigen Nadel im Heuhaufen entdeckte am 22. Juni ein Roboter das zerstörte U-Boot am Meeresgrund - wenige hundert Meter entfernt vom Bug des 1912 gesunkenen Passagierschiffs. Jegliche Hoffnungen, die Insassen lebend zu bergen, waren dahin.
Die "Terra X"-Doku "Titan - Todesfahrt zur Titanic" wird am Sonntag (22. Juni) ab 19.30 Uhr im ZDF ausgestrahlt. Schon jetzt steht sie als Video-On-Demand in der Mediathek zur Verfügung.
Titelfoto: Bildmontage: ZDF/OceanGate Expeditions ; ZDF/National Geographic ; ZDF/Karl Stanley