WDR-Chefredakteur will mehr Meinungsvielfalt im ÖRR

Von Marc Herwig

Köln - In der Debatte um die Ausbootung von "Klar"-Moderatrorin Julia Ruhs (31) beim NDR hat sich nun auch WDR-Chefredakteur Aktuelles, Stefan Brandenburg (54), eingeschaltet und betont, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk mehr Meinungsvielfalt brauche.

Muss der WDR mehr über kontroverse Themen berichten? WDR-Chefredakteur Stefan Brandenburg hat eine klare Meinung dazu. (Symbolbild)
Muss der WDR mehr über kontroverse Themen berichten? WDR-Chefredakteur Stefan Brandenburg hat eine klare Meinung dazu. (Symbolbild)  © Rolf Vennenbernd/dpa

Man müsse verschiedene Meinungspositionen aushalten und anerkennen, dass sich Menschen mit einem konservativen Weltbild dort nicht ausreichend repräsentiert fühlten.

"Wer dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk ohnehin schon misstraut, der fühlt sich gerade sehr bestätigt", schrieb Brandenburg im sozialen Netzwerk LinkedIn. Die Vorgänge um Ruhs und das Format "Klar" seien ein "Desaster mit Ansage".

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk habe den Auftrag, alle Menschen zu erreichen, "nicht nur diejenigen, die ähnlich leben und denken wie wir", schrieb Brandenburg. Dafür reiche es nicht, in den "Tagesthemen" auch mal einen konservativeren Kommentar zu senden oder in Talkshows entsprechende Gäste einzuladen.

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"Viel wichtiger ist: Für welche Themen entscheiden wir uns? Mit welchen Fragen gehen wir an diese Themen heran? Wie offen sind wir für den Gedanken, dass man etwas anders sehen kann?", schrieb der WDR-Chefredakteur Aktuelles.

"Und ja, es geht auch darum, zu verstehen, dass die Mehrheiten in diesem Land derzeit eher konservativ sind", fügte er hinzu.

WDR-Chefredakteur Stefan Brandenburg findet deutliche Worte: "Sollten hinsehen - auch dort, wo es wehtut!"

"Klar"-Moderatorin Julia Ruhs (31) wurde unter der Woche vom NDR geschasst.
"Klar"-Moderatorin Julia Ruhs (31) wurde unter der Woche vom NDR geschasst.  © Thomas Eisenkrätzer/dpa

Ein Beispiel sei die Berichterstattung über Schrottimmobilien im Ruhrgebiet, ein Reizthema in Nordrhein-Westfalen. Seit Jahren kämpfen Städte dort gegen Sozialbetrug vor allem durch Zuwanderer aus Südosteuropa. "Wenn wir so ein Thema aufgreifen, sind sofort diejenigen Kollegen zur Stelle, die sagen: Das diskriminiert doch die Menschen, die dort wohnen."

Trotzdem müsse man die Realität dort zeigen. "Die AfD lebt davon, zu sagen: Es gibt Missstände, die man nicht benennen darf."

Brandenburg forderte: "Wir sollten diese Erzählung nicht immer wieder bestätigen. Wir sollten hinsehen - auch dort, wo es wehtut. Wir sollten sagen, was ist."

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Ob das zuletzt in die Schlagzeilen geratene Format "Klar" darauf die richtige Antwort sei, stellte Brandenburg infrage.

"Eine Sendung vorwiegend damit zu bestreiten, alle negativen Aspekte des Themas Migration auf einmal zusammenzutragen" komme ihm "ziemlich unterkomplex vor".

"Aber wenn man das so macht, und wenn sich eine Moderatorin dann auch noch als konservative Stimme inszeniert, dann sollte man auf die Folgen nun wirklich eingestellt sein", so Brandenburg.

Titelfoto: Rolf Vennenbernd/dpa

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