Stollberg - Wer sich in der DDR öffentlich gegen das Regime stellte, landete schnell hinter Gittern. Die politisch Gefangenen sollten im Knast psychisch gebrochen werden, waren dabei oftmals mit Schwerverbrecherinnen in einer Zelle eingesperrt und mussten harte Zwangsarbeit leisten. In einer neuen ZDF-Dokumentation berichten zwei Frauen über ihre schreckliche Zeit im DDR-Knast.
Im Stollberger Ortsteil Hoheneck steht das ehemalige DDR-Frauengefängnis. Vergitterte Fenster, hohe Mauern, graue, kalte Zellen und ein kleiner Innenhof - ein schauriger und düsterer Ort. Hier saßen zu DDR-Zeiten neben Schwerverbrecherinnen auch politische Gefangene ein. Diejenigen, die sich kritisch über das Regime äußerten.
Eine davon war Edda Schönherz (81). In den 70er-Jahren arbeitete sie als Moderatorin beim DDR-Fernsehen, war Mutter von zwei Kindern. Im Laufe der Jahre kritisierte sie immer offener die Verhältnisse im sogenannten "Arbeiter-und-Bauern-Staat".
Doch freier Journalismus war dem Unrechtsstaat ein Dorn im Auge. Ihre kritischen Berichte wurden zensiert. "Wir waren im Grunde keine Journalisten, sondern Regierungssprecher", blickt sie zurück.
In ihr kam immer mehr der Wunsch auf, in der Bundesrepublik zu leben. Sie erkundigte sich 1974, welche Möglichkeiten es zur Ausreise gebe.
Die Stasi hatte Schönherz damit auf dem Schirm, einige Wochen später wurde sie verhaftet, landete nach der U-Haft in Hoheneck. Urteil: drei Jahre Knast wegen staatsfeindlicher Verbindungsaufnahme.
Ehemalige politische Gefangene über Zeit in Hoheneck: "Es war entsetzlich, hier zu landen"
Das Gefängnis galt zu DDR-Zeiten als der schlimmste Frauenknast. 24 Frauen waren in einem Haftraum eingesperrt - teilweise so groß wie ein kleines Wohnzimmer. Dazu kam die monotone Zwangsarbeit, an die sich die 81-Jährige mit Grauen erinnert.
Im Keller der Anstalt mussten die Frauen unter anderem kleine Motoren zusammenbauen - für Kühlschränke, Kaffeemaschinen und Co. - alles in Handarbeit. "Viele Frauen hatten völlig deformierte Hände davon", berichtet Edda Schönherz.
Auch Gabriele Stötzer (72) landete im berüchtigten Frauengefängnis. Sie wurde wegen Staatsverleumdung verurteilt und musste ebenfalls Zwangsarbeit leisten. Für die junge Frau ging es damals jeden Tag in die Strumpfhosen-Produktion.
Ein lohnendes Geschäft für die DDR. Die Gefangenen bekamen kaum etwas vom Gewinn ab. Die hergestellten Strumpfhosen landeten dagegen als Billig-Ware in West-Kaufhäusern, brachten Geld in die leeren Kassen des DDR-Regimes.
Aus diesem Grund mussten die gefangenen Frauen im Akkord arbeiten. "Man stand immer unter Leistungsdruck", berichtet Stötzer: "Es war entsetzlich, hier zu landen - und zu begreifen, was für Institutionen die ganze DDR hatte, um ihre Leute zu unterdrücken und zu brechen."
Die ganze Dokumentation "Zwangsarbeit im DDR-Gefängnis" könnt Ihr Euch in der ZDF-Mediathek anschauen.