Zwischen Angst und Abzocke: Was beim "Idiotentest" falsch läuft und wie es besser geht

Leipzig - Sie ist das Horror-Märchen, das Fahranfängern bis heute erzählt wird: Die medizinisch-psychologische Untersuchung, kurz MPU oder auch "Idiotentest" genannt.

Nach einem Unfall unter Alkoholeinfluss verlor Torsten Fuchs seinen Führerschein und damit auch seinen Job. Er fiel in ein tiefes Loch. In der Reportage erinnert er sich an seinen Weg zurück - und wie viel Angst ihm dabei die MPU bereitete.  © MDR/Frank Menzel

Wer nach einem schweren Verkehrsdelikt den Führerschein zurück möchte, muss sich ihr stellen. Doch bis heute sorgt die Prüfung für Unsicherheit und ruft damit immer mehr Betrüger auf den Plan.

Wie kann das System verbessert, Abzocke verhindert und die Angst genommen werden?

Diesen Fragen sind die Reporter von "MDR exactly" nachgegangen. Dazu haben sie sich selbst dem MPU-Reaktionstest gestellt, einen Selbstversuch mit einem der zahlreichen Vorbereitungsanbieter durchgeführt und mit Betroffenen gesprochen.

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Unter ihnen Torsten Fuchs, der seinen Führerschein nach einem Unfall, bei dem er betrunken am Steuer saß, abgeben musste. Alkohol war zu dieser Zeit sein ständiger Begleiter. "Ich bin früh schon runter, hab 'n Bier getrunken, damit ich die Kaffeetasse halten kann", erinnert sich der Familienvater in der Reportage. "Ich bin nur mit Alkohol gefahren."

Auf den Unfall, bei dem Torsten mit einem Motorradfahrer zusammenstieß, habe "das komplette Aus" gefolgt, wie er es beschreibt. Er verlor seinen Führerschein und damit auch seinen Job, fiel in ein tiefes Loch, wurde gar von Suizidgedanken geplagt. Seine Familie habe ihn schließlich aus seinem Abgrund geholt und dafür gesorgt, dass er sich zu einem Entzug entschloss. Ein Neuanfang, doch dann folgte die MPU.

Bis heute erinnert sich der Ballonkünstler: "Die ganze Zeit war mit Angst behaftet. Ich wusste, die MPU steht an. Aber was sie beinhaltet, was die Anforderungen an mich sind, das wusste ich nicht. Hab ich mir mühsam im Netz erarbeitet, wo mir so schon alles schwerfiel nach dem Entzug."

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Experten versuchen seit Jahren, Regeln für die MPU-Vorbereitung zu entwickeln

MDR-Reporter Jonas Armbruster stellte sich für die Reportage nicht nur dem MPU-Reaktionstest, sondern auch einem Beratungsgespräch mit einem Vorbereiter.  © MDR/Alexander Teubert

Gerade im Netz überhäufen sich die sogenannten Vorbereitungsanbieter inzwischen mit Versprechungen, Betroffene sicher durch die MPU zu bringen. Wer dabei sauber arbeitet, sei nur schwer zu erkennen.

Reporter Jonas Armbruster meldet sich zu einem kostenlosen Beratungsgespräch an, denkt sich dazu eine Geschichte aus, warum er zur MPU müsse.

Bereits nach 45 Minuten habe er sich jedoch bereits zunehmend von seinem Berater unter Druck gesetzt gefühlt. "Ich habe den Eindruck, dass der Verkäufer mir vor allem Angst machen will", sagt er.

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Eine fundierte Vorbereitung werde von Verkehrspsychologen und Suchtberatern angeboten, die sich dabei auch die grundlegenden Probleme der Betroffenen anschauen, um eine Veränderung in ihrem Verhalten zu erreichen.

Einige Vorbereitungsanbieter würden auf derlei Personal jedoch gar nicht erst setzen.

Seit Jahren schon werde versucht, Regelungen für die MPU-Vorbereitung zu entwickeln, schließlich geht es letztlich um ein komplexes Thema: Suchterkrankungen. Experten empfehlen inzwischen, Informationen leichter zugänglich zu machen und eine Positiv-Liste mit MPU-Vorbereitern aufzustellen, die bestimmte Kriterien erfüllen. Ob die Politik darauf eingeht, ist jedoch unklar.

Die ganze "MDR exactly"-Reportage zum Thema "MPU: Hilfe oder Betrug beim psychologischen Test" findet Ihr als Video-on-Demand in der ARD-Mediathek. Am morgigen Mittwoch läuft sie zudem ab 20.45 Uhr im MDR.

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