Messer-Mann sticht Tourist am Holocaust-Mahnmal nieder: War es Terror?
Von Jacqueline Melcher, Marion van der Kraats, Matthias Kuhnert
Berlin - Im Februar griff ein 19-Jähriger einen spanischen Touristen am Holocaust-Mahnmal in Berlin an. Er wurde noch in Tatortnähe mit Blut an den Händen festgenommen. Nun kommt der Syrer vor Gericht.

Der Staatsschutzsenat des Kammergerichts hat die Anklage der Bundesanwaltschaft zugelassen, wie eine Gerichtssprecherin auf Anfrage mitteilte. Wann der Prozess beginnt, ist allerdings noch offen.
Die Anklage wirft dem Syrer versuchten Mord, gefährliche Körperverletzung und versuchte Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung vor.
Der damals 19-Jährige soll am 21. Februar im Stelenfeld des Holocaust-Mahnmals von hinten mit einem Messer auf den Besucher eingestochen haben.
Das Opfer wurde lebensgefährlich verletzt und musste notoperiert werden. Die Bundesanwaltschaft sieht die Mordmerkmale niedrige Beweggründe und Heimtücke als erfüllt an.
Nach Einschätzung der Behörde war die Tat radikal-islamistisch und antisemitisch motiviert. Aus dieser Einstellung heraus habe der anerkannte syrische Flüchtling sich entschlossen, einen Messerangriff auf vermeintlich Ungläubige zu begehen, die er als Repräsentanten der von ihm abgelehnten westlichen Gesellschaftsform ansah. Nach Überzeugung der Behörde teilt der junge Mann die Ideologie der Terrormiliz Islamischer Staat (IS).
Tatverdächtiger wollte offenbar Juden töten

Der Angriff selbst hatte wohl einen antisemitischen Hintergrund. "Nach bisherigem Kenntnisstand, insbesondere aufgrund entsprechender Äußerungen des Beschuldigten gegenüber der Polizei, soll seit einigen Wochen der Plan in ihm gereift sein, Juden zu töten", teilte die Polizei mit.
Zudem hatte der Mann neben dem Messer als mutmaßlicher Tatwaffe auch einen Koran, einen Zettel mit Versen aus dem Koran sowie einen Gebetsteppich in seinem Rucksack dabei.
Der mutmaßliche Angreifer war wenige Stunden nach der Tat mit blutverschmierten Händen im Umfeld der Gedenkstätte festgenommen worden. Der Verdächtige sitzt in Untersuchungshaft.
Titelfoto: Uli Deck/dpa, Ebrahim Noroozi/AP/dpa