"Wir sind am Leben": Neues Berlin-Musical ist eine Hymne auf das verrückte Wendejahr 1990

Berlin - Mit ihrem neuen Berlin-Musical "Wir sind am Leben" gehen "Rosenstolz"-Musiker Peter Plate (58) und sein musikalischer Partner Ulf Leo Sommer (55) ein Wagnis ein. Warum das Stück über die 90er in Berlin für sie eine besondere Bedeutung hat, erklärten die Musical-Macher am Montag im Theater des Westens. TAG24 war dabei.

Peter Plate (58, r.) und Ulf Leo Sommer (55) stellten zusammen mit Darstellerinnen wie unter anderem Steffi Irmen (37, l.) im Berliner Theater des Westens ihr neuestes Projekt vor.  © Henning Kaiser/dpa

Dass ein gänzlich neuer Musical-Stoff ohne bereits bekannte Story oder etablierte Hits gleich als Long-Run mit einer Laufzeit von einem Jahr an den Start geht, gibt es in der Musical-Welt eigentlich gar nicht. In jedem Fall aber erfordert es Mut.

"Es ist schon ein bisschen crazy", gab Plate auf der Pressekonferenz im opulenten Spiegelsaal des bekannten Theaters an der Kantstraße zu. So verrückt eben wie das Nachwende-Berlin, von dem das Musical erzählt, als vieles ungewiss war und noch mehr möglich schien.

"Es herrschte zugleich Aufbruch- und Abrissstimmung", erinnerte sich Franziska Kuropka (47), die zusammen mit Lukas Nimscheck (37) für "Wir sind am Leben" Buch und Regie geführt hat. Diese besondere Stimmung im Wendejahr 1990 ist es auch, die das Leben der Figuren im Stück durcheinanderwirbelt.

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Die Geschwister Nina (Celina Dos Santos) und Mario (Markus Spagl) zieht es aus Wittenberg in die Hauptstadt, wo sie in einen besetzten Altbau ziehen, sich verlieben, feiern und träumen. Irgendwann steht Mutter Rosie (Steffi Irmer) vor der Tür, die mit der neuen Zeit vor allem den Verlust ihres Friseurladens verbindet.

Nicht nur Euphorie und Sehnsucht prägen die Berliner Nachwendezeit, sondern auch persönlicher Verlust und - Angst. Es ist die Zeit der AIDS-Krise, in der der Tod eine alltägliche Realität im Leben vieler Menschen ist.

Während viele Darsteller des Stücks die frühen 90er-Jahre nur aus Erzählungen kennen, waren es für Peter Plate und Ulf Leo Sommer prägende Jahre. Sommer: "Das Jahr 1990 war für mich als Ossi wie unter Dauerdrogen." Man sei vom Gefühl getragen worden, "dass die Welt immer besser wird".

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"Wir sind am Leben": Ein Herzensprojekt für seine Macher

"Wir sind am Leben" ist das fünfte gemeinsame Musical von Peter Plate und Ulf Sommer.  © Henning Kaiser/dpa

Plate kommt 1990 in die Hauptstadt, im Gepäck den Glauben, dass das Versprechen der Freiheit wirklich wahr werden kann. Auch wenn "Freiheit" für den Musiker in dieser Anfangszeit vor allem darin besteht, als "Shampooneur" bei Udo Walz Haare zu waschen.

Zugleich ist da die Allgegenwart von HIV und AIDS, die das Leben vieler schwuler Männer dieser Zeit tiefgreifend prägt. "Alle zwei Wochen starb jemand", sagte Sommer. In das Musical hält diese Thematik mit der Figur des an AIDS erkrankten Bruno (Jörn-Felix Alt) Einzug.

"Wir sind am Leben" ist nach "Ku'damm 56", "Ku'damm 59", "Romeo & Julia – Liebe ist alles" und "Die Amme" das fünfte Musical von Peter Plate und Ulf Leo Sommer. Dennoch kommt dem Werk in dieser Reihe eine besondere Bedeutung zu.

"Es ist das erste Musical, das nach einer Grundidee von Ulf und mir entstanden ist", berichtete Plate. Auch deshalb ist "Wir sind am Leben" ein persönliches Werk: Seine Macher erzählen darin nicht zuletzt ihr eigenes Leben. Wie das Leben sind auch die Songs: mal euphorisch, mal sehnsuchtsvoll, mal tanzbar, mal bittersüß - und manchmal sogar alles gleichzeitig.

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Für Peter Plate und Ulf Leo Sommer ist es ein Herzensprojekt - eines, für das man ein Wagnis eingeht. "Wir sind am Leben – Das Berlin-Musical" feiert seine Uraufführung am 21. März 2026. Der Vorverkauf läuft bereits. Einen musikalischen Vorgeschmack gibt es hier mit der Single "Kupferrot".

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