JVA Moabit: Spezieller Raum soll künftig Suizide im Gefängnis verhindern
Von Marion van der Kraats
Berlin - Freundliches Mobiliar statt karger Haftraum und Kameraüberwachung: Die Justiz will die Gefahr von Selbstmorden in Berliner Gefängnissen verringern.
Ein Baustein dabei ist ein spezieller Raum, der Gefangenen in akuten suizidalen Krisen eine sichere und zugleich würdige Umgebung bieten soll, wie die Senatsjustizverwaltung mitteilte. Den ersten Raum dieser Art stellt Justizsenatorin Felor Badenberg (50, CDU) heute vor. Er befindet sich in der Haftanstalt Moabit.
Der sogenannte Suizidpräventionsraum soll betroffenen Insassen eine intensivere Betreuung sowie umfassendere Unterstützung ermöglichen. Trotz einer speziellen Ausstattung mit risikoarmem Mobiliar soll das Zimmer eine freundliche Atmosphäre ausstrahlen.
Bislang werden suizidgefährdete Gefangene in der Regel in karge und kameraüberwachte Hafträume gebracht.
Die Kosten für den speziellen Raum in der JVA Moabit lagen laut Justizverwaltung bei 340.000 Euro. Nach Angaben einer Sprecherin sollen weitere Suizidpräventionsräume in allen Haftanstalten des geschlossenen Vollzugs eingerichtet werden. Entsprechende Konzepte lägen bereits vor.
Der nächste Raum dieser Art wird nach derzeitigem Stand im Gefängnis Tegel eingerichtet, wie eine Sprecherin mitteilte. Die Planungen dafür liefen.
Justizverwaltung plant weitere Maßnahmen
Neben den besonderen Räumlichkeiten gibt es laut Justizverwaltung weitere Maßnahmen, um die Gefahr von Suiziden zu verringern. Dazu zählt unter anderem eine regelmäßige Risiko-Beurteilung sowie eine Sensibilisierung und Fortbildung der Vollzugsbediensteten.
Nach Angaben von Experten ist die Suizidrate unter Gefangenen im Vergleich zur Allgemeinheit deutlich erhöht.
In den Berliner Gefängnissen sitzen derzeit 3524 Menschen (Stichtag: 26. November) ein. In diesem Jahr brachten sich nach Justizangaben bislang fünf Insassen um, im Gesamtjahr 2024 waren es ebenfalls fünf.
Im Jahr der Corona-Pandemie mit entsprechenden Beschränkungen im Vollzug gab es neun Suizide, fünf Jahre zuvor waren es nach den Angaben zwei.
Habt Ihr suizidale Gedanken oder habt Ihr diese bei einem Angehörigen/Bekannten festgestellt? Hilfe bietet die Telefonseelsorge: Anonyme Beratung erhält man rund um die Uhr unter den kostenlosen Nummern 0800 / 111 0 111 und 0800 / 111 0 222. Auch eine Beratung über das Internet ist möglich unter www.telefonseelsorge.de.
Titelfoto: Soeren Stache/dpa

