Chemnitz: Chancen auf Bleiberecht für vietnamesische Familie schwinden erneut
Chemnitz - Die Chancen auf ein Bleiberecht für den Vietnamesen Pham Phi Son (65) und seine Familie schwinden erneut.
Zwar hat sich die Ausländerbehörde der Stadt Chemnitz dem Fall des Mannes, der seit mehr als drei Jahrzehnten in Deutschland lebt, noch einmal angenommen. Doch es fehle weiter an nötigen Integrationsnachweisen, sagte Stadtsprecher Matthias Nowak am Donnerstag. Dazu gehörten Sprachkenntnisse und ein unbefristetes Arbeitsverhältnis.
All das habe er seit Jahren versäumt. Aus jetziger Sicht werde die Stadt ihm daher wohl kaum ein längerfristiges Bleiberecht erteilen können, bestätigte Nowak. Darüber hatte zuvor die "Freie Presse" berichtet.
Die Familie wird derzeit geduldet, die Frist läuft den Angaben nach Anfang April aus. Die Ausländerbehörde sei gewillt, ihm hier in Deutschland eine Zukunft zu ermöglichen, betonte Nowak. Dazu müsse er nach geltendem Recht aber Integrationsleistungen nachweisen.
Demnächst gebe es dazu einen Termin in der Ausländerbehörde.
Schicksal der Familie bewegt deutschlandweit
Ansonsten schlägt die Stadt einen erneuten Gang vor die Härtefallkommission des Landes vor. Die hatte sich allerdings schon zwei Mal mit Pham befasst und keinen Härtefall gesehen.
Das Schicksal des Mannes und seiner Familie bewegt viele Menschen auch über Sachsens Grenzen hinaus. In einer Online-Petition des Flüchtlingsrates haben sich rund 100.000 Menschen für einen Verbleib der Familie in Sachsen ausgesprochen, Mitte Februar solidarisierten sich in Chemnitz mehrere Hundert Menschen bei einer Demonstration mit Pham.
Jüngst war er zudem in der Sendung "Late Night Berlin" zu Gast, bei der sich Moderator Klaas Heufer-Umlauf (39) für ihn stark machte. Dort berichtete Pham von schlaflosen Nächten für ihn und seine Familie.
Er war 1987 als Vertragsarbeiter in die DDR gekommen und hatte später ein dauerhaftes Bleiberecht erhalten. Weil er aber zwischenzeitlich länger als ein halbes Jahr wieder in Vietnam weilte und damit Auflagen der deutschen Behörden verletzte, droht ihm seither die Abschiebung.
Titelfoto: Ralph Kunz