Kriminalitäts-Experte: Chemnitzer Innenstadt ist nicht so unsicher, wie viele glauben

Chemnitz - Messer-Attacken, Raubüberfälle, Prügeleien: Die Chemnitzer Innenstadt scheint auf den ersten Blick alles andere als ein sicherer Ort zu sein. Doch Kriminalitäts-Experte Professor Frank Asbrock (46) von der TU Chemnitz weiß, dass diese Wahrnehmung täuscht.

Psychologie-Professor Frank Asbrock (46) beschäftigt sich mit dem Sicherheitsgefühl der Chemnitzer. Er sagt: Die Innenstadt ist nicht so unsicher, wie es viele wahrnehmen.
Psychologie-Professor Frank Asbrock (46) beschäftigt sich mit dem Sicherheitsgefühl der Chemnitzer. Er sagt: Die Innenstadt ist nicht so unsicher, wie es viele wahrnehmen.  © Kristin Schmidt

Der Wissenschaftler geht im aktuellen Podcast der TU Chemnitz auf eine Umfrage ein, die nach der tödlichen Messer-Attacke gegen Daniel H. († 35) im Jahr 2018 durchgeführt wurde. Damals wurden Chemnitzer gefragt, wie sicher sie sich in der Stadt fühlen.

Ergebnis: Menschen, die in den Randbezirken wohnen, schätzten die Innenstadt deutlich unsicherer ein als Menschen, die im Zentrum wohnen. Doch warum ist das so?

"Wir erklären uns das damit, dass diejenigen, die aus den Randbezirken kommen, einfach viel weniger Erfahrung mit dem Alltag in der Innenstadt haben", erklärt Asbrock und führt aus: "Wer in der Innenstadt wohnt, erfährt, dass es in der Chemnitzer Innenstadt nicht so gefährlich ist, wie andere Leute sich das vorstellen."

Wichtig wäre es, so der Wissenschaftler, dass sich die Menschen aus den Randgebieten ihr eigenes Bild von der Chemnitzer City machen. Denn: "Diese Vorstellungen, die Menschen haben (...), ist ja häufig wesentlich dramatischer, als es tatsächlich ist." Das sei auch ein Grund dafür, dass Rassismus eher in Gegenden verbreitet sei, in denen weniger Menschen mit Migrationshintergrund leben.

Die Chemnitzer Polizei hat es in der Innenstadt immer wieder mit Gewaltverbrechen zu tun.
Die Chemnitzer Polizei hat es in der Innenstadt immer wieder mit Gewaltverbrechen zu tun.  © Kristin Schmidt

"Chemnitzer Innenstadt ist kein Ort des Verbrechens"

Einige Chemnitzer meiden mittlerweile die Innenstadt, weil sie sich nicht mehr sicher fühlen.
Einige Chemnitzer meiden mittlerweile die Innenstadt, weil sie sich nicht mehr sicher fühlen.  © Kristin Schmidt

Notwendig sei es vor allem, dass Menschen in den Außenbezirken aufgeklärt werden, "dass die Innenstadt in Chemnitz kein Ort des Verbrechens ist, sondern dass es da relativ sicher ist - dass man da ruhig hingehen kann".

Besonders dramatisch wäre es zudem, wenn friedliche Menschen nicht mehr in die Innenstadt gehen würden, weil sie Angst haben.

"Dann bleiben halt irgendwann die Anderen übrig. Und dann ballen sich möglicherweise tatsächlich irgendwann diejenigen, die eher Verbrechen vergehen."

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Doch genau dieses Phänomen ist bei vielen Chemnitzern derzeit zu beobachten. Weil es immer wieder Gewalttaten in der Innenstadt gibt, meiden einige die City.

Hier muss die Politik handeln und Aufklärungsarbeit betreiben, findet der Professor.

Titelfoto: Kristin Schmidt

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