Chemnitzer Eingemeindungs-Serie, Teil 3: Erzgebirgs-Idylle in Kleinolbersdorf-Altenhain

Chemnitz - In der neuen TAG24-Serie beschäftigen sich Ortsvorsteher der Ex-Dörfer, die mittlerweile zu Chemnitz gehören, damit, was ihnen die Eingemeindung gebracht hat. Im dritten Teil geht's um den Stadtteil Kleinolbersdorf-Altenhain.

Der Blick über Altenhain, das sich 1974 mit Kleinolbersdorf zu einer Gemeinde zusammenschloss. Beide Orte gehören seit 1997 zu Chemnitz.
Der Blick über Altenhain, das sich 1974 mit Kleinolbersdorf zu einer Gemeinde zusammenschloss. Beide Orte gehören seit 1997 zu Chemnitz.  © Kristin Schmidt

Wer nach Kleinolbersdorf-Altenhain kommt, beginnt vom Haus im Grünen zu träumen: Bilderbuchlandschaft mit Blick ins Erzgebirge. Mehrere Baugebiete hatten dem Ort in den 1990er-Jahren einen kräftigen Einwohnerzuwachs von 70 Prozent beschert. Die Eingemeindung 1997 erfolgte freiwillig.

Ortsvorsteher Marco Gerlach (45), seit 2018 im Amt, hält die Entscheidung rückblickend für richtig: "In der Konsequenz sind infrastrukturelle Maßnahmen in einer größeren Stadt einfacher umzusetzen."

Die ersten großen Projekte waren der Trinkwasseranschluss für die Siedlung Ruhebank und der Anschluss an die städtische Abwasserentsorgung.

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Im Eingemeindungsvertrag ist der Erhalt des Gemeindewohls festgeschrieben. "Aber wir müssen aufpassen, dass Kleinolbersdorf-Altenhain nicht zur Schlafstadt verkommt", so Gerlach.

"Es gibt kein Lebensmittelgeschäft, der letzte Bäcker hat zugemacht, es gibt keine Ärzte mehr. Wenn so vieles wegbricht, kommt das Gefühl der Vernachlässigung auf."

Der 13,1 Quadratkilometer große Doppel-Ort mit rund 2200 Einwohnern ist der am dünnsten besiedelte Stadtteil in Chemnitz.
Der 13,1 Quadratkilometer große Doppel-Ort mit rund 2200 Einwohnern ist der am dünnsten besiedelte Stadtteil in Chemnitz.  © Kristin Schmidt

Ortsvorsteher will dörflichen Charakter behalten, fordert aber bessere Nahverkehrsanbindung

In der alten Schule von Altenhain hält Ortsvorsteher Marco Gerlach (45) dienstags seine Bürgersprechstunden.
In der alten Schule von Altenhain hält Ortsvorsteher Marco Gerlach (45) dienstags seine Bürgersprechstunden.  © Kristin Schmidt

Der Ortsvorsteher möchte den Vertrag mit der Stadt Chemnitz gern fortschreiben. "Das Ziel sollte sein, den dörflichen Charakter zu erhalten und gleichzeitig Entwicklung zu ermöglichen, beispielsweise weitere Bebauung oder eine bessere Nahverkehrsanbindung. Zum Chemnitzer Modell nach Einsiedel ist es nicht weit. Ein Schnell-Radweg entlang der B 174 wäre mit verhältnismäßig kleinem Aufwand machbar. Es müssten nur einige Lücken geschlossen werden, 80 Prozent der Strecke gibt es schon."

Einen Vorschlag, der über die Ortsgrenzen hinausreicht, hat Marco Gerlach für Turnhallen und Funktionsgebäude, die in vielen Stadtteilen fehlen: "Wie wäre es mit einer Muster-Projektplanung, die dann gleich zehn Mal gebaut werden kann? Das spart Kosten und Zeit."

Kleinolbersdorf-Altenhain hat seit 2005 einen neuen Sportplatz. Auf das damals geplante Funktionsgebäude warten die Sportler immer noch.

Zwischen "Sternmühle" und "Goldenem Hahn"

Die traditionsreiche "Sternmühle" ist eine von fünf Ausflugsgaststätten des Ortsteils.
Die traditionsreiche "Sternmühle" ist eine von fünf Ausflugsgaststätten des Ortsteils.  © Uwe Meinhold

Kleinolbersdorf-Altenhain liegt eingebettet in das Landschaftsschutzgebiet Augustusburg-Sternmühlental. Wer als Chemnitzer Erholung vor der Haustür sucht, findet neben idyllischen Wanderwegen und Ausblicken traditionsreiche Gaststätten zur Einkehr, wie den "Goldenen Hahn", die "Sternmühle" und den "Adelsbergturm".

Am Wanderweg zwischen Kleinolbersdorfer Straße und Adelsbergturm überrascht im Sommerhalbjahr eine kleine bunte Attraktion: Mehr als 30 bunte Wasserrädchen drehen sich im Haselbach - sofern dieser genug Wasser führt. Jedes ist ein Unikat.

Die meisten wurden vom Kleinolbersdorfer Michael Hillig (77) gebaut, andere von Ausflüglern einfach dazu gestellt. Die Pflege des kleinen Wasserparks hat inzwischen Enrico Nestler (42) übernommen.

Er fügte auch schon eigene Kreationen hinzu und will einen Ausbau mit Bänken und Wegweisern anschieben.

Schon um 1800 kehrten Gäste in dem Fachwerkhaus im Sternmühlental ein.
Schon um 1800 kehrten Gäste in dem Fachwerkhaus im Sternmühlental ein.  © Repro: Uwe Meinhold
Enrico Nestler (42) kümmert sich um die bunten Wasserräder am Haselbach.
Enrico Nestler (42) kümmert sich um die bunten Wasserräder am Haselbach.  © Ralph Kunz

Hier gibt's die anderen Teile der TAG24-Serie zum Nachlesen

Titelfoto: Kristin Schmidt, Uwe Meinhold

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