Chemnitzer Zahnarzt ohne Nachfolger: "Das bereitet mir schlaflose Nächte"

Chemnitz - Chemnitz steuert auf einen Mangel an Zahnärzten zu. Zwar nicht sofort, doch in absehbarer Zeit. Die Kassenzahnärztliche Vereinigung Sachsen (KZVS) hat darum deutliche Forderungen an die Politik.

Zahnarzt Ralf Eisenbrandt (66) sucht händeringend einen Nachfolger.
Zahnarzt Ralf Eisenbrandt (66) sucht händeringend einen Nachfolger.  © Ralph Kunz

Im März ist Schluss. Dann wird Dr. Ralf Eisenbrandt (66) seine Praxis auf dem Sonnenberg nach 30 Jahren schließen. Seit drei Jahren sucht der Zahnarzt nach einem Nachfolger – bislang erfolglos.

"Die Patienten hängen in der Luft, aber auch meine Praxis-Schwestern. Das bereitet mir schlaflose Nächte", gesteht er. Pro Quartal behandelt er mehr als 500 Chemnitzer, manche von ihnen bereits seit DDR-Zeiten, als er noch in einer Ambulanz im Heckert-Gebiet praktizierte.

Die Wurzel des Problems sieht er in der Außenwirkung der Stadt: "Bei möglichen Interessenten heißt es durch die Bank weg: Chemnitz? Nein, danke!"

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Hinzu komme, dass es generell viele Kollegen in den Westen verschlage. Das finanzielle Polster für Behandlungen sei dort größer.

Außerdem sträube sich der Nachwuchs generell vor der Selbstständigkeit. Bürokratische Hürden und Sicherheits-Auflagen seien nämlich inzwischen enorm hoch.

Die Praxis, die Dr. Eisenbrandt abzugeben hat, befindet sich auf dem Sonnenberg an der Markusstraße.
Die Praxis, die Dr. Eisenbrandt abzugeben hat, befindet sich auf dem Sonnenberg an der Markusstraße.  © Ralph Kunz
Der Zahnarzt will im März aufhören.
Der Zahnarzt will im März aufhören.  © Ralph Kunz

Viele Zahnärzte gehen demnächst in Rente: KZV sucht eine Lösung

In den nächsten Jahren drohen Chemnitz Lücken bei der zahnärztlichen Vollversorgung.
In den nächsten Jahren drohen Chemnitz Lücken bei der zahnärztlichen Vollversorgung.  © Ralph Kunz

Die KZVS hat die Probleme auf dem Schirm. Mit 149 niedergelassenen und (auf Vollzeitstellen gerechnet) 37,75 angestellten Zahnärzten habe Chemnitz zwar derzeit fast Vollversorgung. 100 Prozent wären 190 Zahnärzte.

Doch es gebe diese Entwicklung: "37 Prozent der niedergelassenen Zahnärzte sind älter als 60 und kommen somit als Praxisabgeber in Betracht, die in den nächsten fünf Jahren Nachfolger suchen", teilt die KZV auf TAG24-Nachfrage mit. Bei den angestellten Zahnärzten seien es ein Dutzend, die absehbar aus der Versorgung ausscheiden.

Chemnitz, Görlitz, Leipzig und Mittelsachsen würden ohne Gegenmaßnahmen bei einem Versorgungsgrad von nur noch 70 Prozent landen! Wünschenswert seien seitens der Politik attraktive Rahmenbedingungen wie Kita-Plätze, Arbeitsplatz für Partner, ÖPNV - und eine sächsische Landesquote für Zahnarztstudienplätze.

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Die KZV will noch 2023 Studenten, Assistenzärzte und angestellte Zahnärzte mit Niedergelassenen vernetzen.

Titelfoto: Ralph Kunz

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