Dieser Stein prägt eine ganze Region: Unterwegs im Land des Porphyrs

Rochlitz - Wer sich ins Porphyrland begibt und nur an Steine denkt, wird schnell eines Besseren belehrt: In der Region zwischen Rochlitz, Wurzen und Mügeln ist der allgegenwärtige Porphyr untrennbar mit Natur, Geschichte, Kultur und Tourismus verbunden. Nun wurde der Rochlitzer Porphyrtuff sogar zum Naturstein-Welterbe erklärt.

Geo-Rangerin Anja Schwulst (54) kennt das Rochlitzer Bergareal wie ihre Westentasche.
Geo-Rangerin Anja Schwulst (54) kennt das Rochlitzer Bergareal wie ihre Westentasche.  © Uwe Meinhold

Gerhard Grey (70), Präsident des Geopark Porphyrland e. V., freut die Ehrung: "Der Porphyr prägt unsere Region und zahlreiche Bauwerke. Er ist ein Alleinstellungsmerkmal, auf das lange Zeit viel zu wenig geachtet wurde und auf das wir stolz sein können. Die Auszeichnung als 'Heritage Stone' wird nicht nur die Aufmerksamkeit geologisch Interessierter aus ganz Europa auf die Region lenken, sondern auch den Tourismus beflügeln."

Diesem Ziel hat sich auch der 2006 gegründete Geopark verschrieben, der sich auf einer Fläche von rund 1200 Quadratkilometern erstreckt und vor rund 290 Millionen Jahren ein Eruptionsgebiet von Supervulkanen war.

Der Rochlitzer Berg bildet mit einer Höhe von 353 Metern das wortwörtlich überragende Geotop des Parks und ist ein Anziehungspunkt für Kletterer, Wanderer, Radfahrer, Wissensdurstige und Erholungssuchende.

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Ausgebildete Geo-Ranger begleiten Exkursionen zu dem steinernen vulkanischen Nachlass, den die Menschen der Region schon seit Jahrtausenden als Baustoff nutzen.

Der Seidelbruch auf dem Rochlitzer Berg lockt etliche Kletterer aus nah und fern an.
Der Seidelbruch auf dem Rochlitzer Berg lockt etliche Kletterer aus nah und fern an.  © Klaus Jedlicka
Porphyr ist ein weiches Gestein und dadurch leicht zu bearbeiten.
Porphyr ist ein weiches Gestein und dadurch leicht zu bearbeiten.  © Ralph Kunz
Steinreich: Auf dem Rochlitzer Berg wurde Porphyr für die ganze Region gewonnen. Der Naturstein wurde jüngst zum Welterbe erklärt.
Steinreich: Auf dem Rochlitzer Berg wurde Porphyr für die ganze Region gewonnen. Der Naturstein wurde jüngst zum Welterbe erklärt.  © Uwe Meinhold

Anja Schwulst (54) ist eine von ihnen: "Das Bewusstsein der Leute für die schönen Dinge, die vor der Haustür liegen, ist in den vergangenen Jahren gewachsen. Der Rochlitzer Berg bietet Möglichkeiten für unterschiedlichste Interessen", so die Rangerin.

Anja Schwulst führt Touristen und Schulklassen auf dem 2,7 Kilometer langen Lehrpfad, der gleichzeitig ein Ausflug in die Geschichte der Steinhauer und Steinmetze ist. Zehn Steinbrüche für Porphyr gab es im 19. Jahrhundert allein am Rochlitzer Berg. An zwei Standorten wird der Stein heute noch abgebaut.

Handwerklich begabte Hobbykünstler können sich unter Anleitung selbst als Steinmetze versuchen.

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Bei der jährlichen "Performance zum Stein" bildet der stillgelegte Seidelbruch eine monumentale Kulisse für Konzerte.

Mehr Infos unter: geopark-porphyrland.de

Der "Sächsische Marmor" prägt viele Prachtbauten

Porphyr findet sich in der Architektur der ganzen Region wieder, zum Beispiel im Torbogen des Schlosses Augustusburg.
Porphyr findet sich in der Architektur der ganzen Region wieder, zum Beispiel im Torbogen des Schlosses Augustusburg.  © Kristin Schmidt

Die Auszeichnung "Heritage Stones" vergibt die Internationale Vereinigung von Geowissenschaftlern (IUGS) an Gesteine, die baugeschichtliche Epochen geprägt haben - beispielsweise italienischer Carrara-Marmor. Rochlitzer Porphyr ist die erste Gesteinsart in Deutschland, die so gewürdigt wird.

Seit mehr als 1000 Jahren wird er in Steinbrüchen am Rochlitzer Berg abgebaut. Das rötliche, relativ weiche Gestein war bei Baumeistern beliebt, weil es gut zu bearbeiten und von einer dekorativen Marmorierung durchzogen ist.

Der "Sächsische Marmor" schmückt alte Prachtbauten wie die Augustusburg und das Alte Leipziger Rathaus, Zweckbauwerke wie die Muldenbrücke in Rochlitz und unzählige Wohnhäuser, deren Fenster und Türeinfassungen häufig aus Porphyr gefertigt wurden.

Auch für die Fassade der Chemnitzer Stadthalle und die Fundamentplatten des Brandenburger Tors wurde der Rochlitzer Stein verwendet.

Titelfoto: Uwe Meinhold

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