Musikfestspiele in Dresden starten: Hier werden Toleranz und Weltoffenheit gefeiert!

Dresden - Mit dem Angriff auf Politiker von SPD und Grünen im Wahlkampf vergangenen Freitag in Striesen zeichnet Dresden einmal mehr ein düsteres Bild von sich. Großereignisse wie die Dresdner Musikfestspiele, die am Mittwoch beginnen, bleiben davon nicht unberührt. Vom "Deprimierenden unserer Zeit" spricht Intendant Jan Vogler (60). Musik wolle doch das Gegenteil von Gewalt, sagte er am Montag im Vorfeld der Eröffnung, nämlich Toleranz aufbauen.

Shootingstar der Kapellmeister-Zunft: Klaus Mäkelä (28) aus Helsinki mit dem Concertgebouworkest.
Shootingstar der Kapellmeister-Zunft: Klaus Mäkelä (28) aus Helsinki mit dem Concertgebouworkest.  © Marco Borggreve

Richard Wagners Tetralogie "Der Ring des Nibelungen" ist der Selbstbeschreibung nach ein "Bühnenfestspiel für drei Tage und einen Vorabend".

Seit vergangenem Jahr steht der "Ring" in Kooperation der Musikfestspiele mit dem Concerto Köln, unter Leitung von Dirigent Kent Nagano, neu gedacht in historischer Aufführungspraxis, im Mittelpunkt eines mit wissenschaftlicher Akribie betriebenen Großprojekts, das in diesem Festspieljahrgang seine Fortsetzung findet.

Was in der Werk-Zählung den Ersten Tag ausmacht, "Die Walküre", wird jetzt im Festspiel-Programm gewissermaßen zum Vorabend, denn das offizielle Eröffnungskonzert findet erst am 10. Mai, dem Tag darauf, statt und soll einen weiteren glanzvollen Höhepunkt des '24er-Kanons bilden: Das Concertgebouworkest aus Amsterdam mit seinem designierten Chefdirigenten (ab Saison 2027/28) Klaus Mäkelä spielt Bruckners Fünfte.

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Der Intendant ist durchaus stolz auf diesen Doppelauftakt. Das Wagner-Projekt hat sich über die Wagner-Gemeinde hinaus zu einem international viel beachteten Kulturexport entwickelt, vom Publikum umjubelte und von der Kritik gefeierte Aufführungen der "Walküre" in Prag, Amsterdam, Köln und Hamburg stehen schon zu Buche.

Bereits im Kartenvorverkauf ein großer Ansturm

Ein außergewöhnliches Engagement sei den Musikfestspielen mit Klaus Mäkelä und dem Concertgebouworkest gelungen: Vogler preist den jungen, 28-jährigen Finnen als "außergewöhnlich begabt" und zitiert internationale Medien, die ihn als "neuen Leonard Bernstein" feierten.

In Zahlen gemessen sind die Musikfestspiele ein Erfolg, noch bevor sie begonnen haben. 42.000 von 58.000 Eintrittskarten seien im Vorverkauf abgesetzt, zehn Konzerte ausverkauft.

Man rechne mit einer Auslastung von 90 bis 95 Prozent und einer Einnahme von etwa zwei Millionen Euro, sagt Ulrike Jessel, Verwaltungsdirektorin und stellvertretende Intendantin. Bis zum 9. Juni stehen 60 Konzerte an.

Nicht nur Klassik, sondern auch Jazz und Rock vertreten

Auch der chinesische Pianist Lang Lang (41) wird auftreten.
Auch der chinesische Pianist Lang Lang (41) wird auftreten.  © Jan Woitas/dpa

Im Kern sind die Musikfestspiele ein Klassik-Festival, doch ist die Grenzüberschreitung Teil des Profils. Jazz ist immer mit dabei, diesmal unter anderem mit dem Simon Oslender Trio (17. Mai), Stacey Kent (18. Mai), Jane Monheit (23. Mai) oder der Jazzrausch Bigband (8. Juni), auch Weltmusik, wie Anoushka Shankar sie spielt (3. Juni), und manchmal ein internationaler Rockstar, wie dieses Jahr Sting (25. Mai).

An Klassik-Stars ist ohnehin kein Mangel, Namen wie Hélène Grimaud (20. Mai), Lang Lang (21. Mai) und Igor Levit (22. Mai) stehen ausschnitthaft für das hochwertige Programm.

Der Intendant und Solocellist Jan Vogler ist fünfmal zu erleben: als Special Guest von Ätna & Dresdner Kapellsolisten (16. Mai), mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin und an der Seite des Geigers Daniel Hope (28. Mai), im Programm "Time To Get in Touch" unter der Überschrift "Sound To Get in Touch" (29. Mai), in der "Nacht der jungen Stars", als Co-Moderator von Martin Grubinger (1. Juni) und mit dem Philharmonia Orchestra (4. Juni).

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Auch die angestammten Open-Air-Veranstaltungen "Dresden singt und musiziert" (18. Mai) und "Klingende Stadt" (8. Juni) gehören ins Programm.

Zeichen setzen für ein weltoffenes Dresden

22 Spielstätten bilden für alles den Rahmen, Hauptschauplatz ist der Kulturpalast. Ein Fest für Verständigung und Toleranz, das sind die Musikfestspiele im Verständnis des Intendanten. Da haut ein Ereignis wie der gewaltsame Angriff auf Politiker von SPD und Grünen der Stadt "die Beine weg", so Vogler. Für Dresdens Image sei das "verheerend, weil es Stereotypen bedient".

Umso mehr sei es Aufgabe von Institutionen wie den Musikfestspielen, "ein weltoffenes Bild der Stadt zu vermitteln". Kein einfaches Vorhaben.

Titelfoto: Marco Borggreve

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