Weil Mega-Events fehlen: Dresden-Tourismus in der Krise!

Dresden - Vorbei sind die Zeiten, da sich die Menschenmassen vom Zwinger bis zur Frauenkirche schoben: Der Tourismus in Dresden hält Sommerpause.

Der Neumarkt ist derzeit nur mäßig von Touristen besucht.
Der Neumarkt ist derzeit nur mäßig von Touristen besucht.  © Steffen Füssel

Erreichten die Übernachtungszahlen seit Jahresanfang bis einschließlich April 2023 (1,1 Mio. Übernachtungen) annähernd das Niveau von 2019, sieht es für die Sommermonate bislang eher bescheiden aus.

Im Juli sind die Dresdner Hotels bislang durchschnittlich nur zu 64 Prozent belegt. Das sind 7 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum 2022, wie Florian Leisentritt (43), Vorsitzender der Dresdner Hotelallianz, mitteilt. In der Stadt selbst spüren das alle, die vom Tourismus leben.

"Der individuelle Stadttourist fehlt", sagt Rikscha-Fahrer Philipp (44), der seit 18 Jahren seine Dienste anbietet. Er verweist darauf, dass viele seiner Kollegen mittlerweile aufgegeben haben.

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Auch Engel Ladislav (52), der an der Frauenkirche sitzt, beklagt: "Seit einem Monat läuft es besonders schlecht, es fehlen großzügige Touristen. Die kamen früher auch im Sommer."

Tatsächlich ist es für einen Juli-Tag auffällig leer am Touristen-Hotspot Neumarkt. Keine Schlange vor der Frauenkirche, Café- und Restaurant-Außenbereiche sind nur mäßig gefüllt.

Engel Ladislav (52) klagt über fehlende Touristen.
Engel Ladislav (52) klagt über fehlende Touristen.  © Steffen Füssel
Rikschafahrer Philipp (44) hält - anders als viele Kollegen - noch durch und hofft auf mehr Touristen.
Rikschafahrer Philipp (44) hält - anders als viele Kollegen - noch durch und hofft auf mehr Touristen.  © Steffen Füssel

Dresdens Marketing-Chefin räumt "immer kurzfristigere Verschiebungen" ein

Andre (58), der einen Souvenirstand am Fürstenzug hat, ist zwar zufrieden, doch auch er merkt, dass weniger los ist.
Andre (58), der einen Souvenirstand am Fürstenzug hat, ist zwar zufrieden, doch auch er merkt, dass weniger los ist.  © Steffen Füssel

André (58), der am Fürstenzug Postkarten und andere Dresden-Souvenirs verkauft, räumt zwar ein, dass es "ganz gut" läuft. "Aber nicht so wie früher - und da gab es sogar noch mehr Stände hier."

"Städtereisen liegen nach wie vor im Trend. Daran partizipiert auch Dresden", so Corinne Miseer (47), Chefin der Dresden Marketing GmbH (DMG). Sie räumt jedoch ein, dass es zu "immer kurzfristigeren Verschiebungen" kommt, ausgelöst durch Krieg, Inflation, Klimawandel.

Einig sind sich die Touristiker in Dresden zudem darüber, dass im ersten Sommer freien Reisens nach der Corona-Pandemie Fernziele präferiert werden. "Da stehen Städtereisen hintan", so Florian Leisentritt.

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Dennoch: Ein "Phänomen ist die enorme Nachfrage nach Events und Großveranstaltungen", so die DMG-Chefin. Ein Beispiel ist die Kaisermania, zu der Tausende Roland-Kaiser-Fans in der Stadt erwartet werden.

Sven Bieligk (49) von den Roten Doppeldeckern bestätigt das: Während auch das Stadtrundfahrt-Unternehmen die Touri-Flaute spürt, sind die Fantouren zur Kaisermania bereits gut gebucht (Restkarten unter: www.rotedoppeldecker.de).

Florian Leisentritt (43), Vorsitzender der Dresdner Hotel Allianz, fordert mehr Großveranstaltungen, wie beispielsweise Musical-Theater.
Florian Leisentritt (43), Vorsitzender der Dresdner Hotel Allianz, fordert mehr Großveranstaltungen, wie beispielsweise Musical-Theater.  © Steffen Füssel
Dresdens Marketing-Chefin Corinne Miseer (47) hofft auf einen touristenreichen Herbst.
Dresdens Marketing-Chefin Corinne Miseer (47) hofft auf einen touristenreichen Herbst.  © Steffen Füssel

Einzel-Events reichen laut dem Vorsitzenden der Dresdner Hotelallianz nicht aus, um den Dresden-Tourismus anzukurbeln: "Großveranstaltungen sind rar gesät. Wir brauchen dringend mehr Highlights." Er setzt dabei auf Veranstaltungen, die das ganze Jahr über Touristen anziehen. "Zum Beispiel ein Musical-Theater."

Die DMG setzt indes erst einmal auf den Herbst: Dahin sollen laut Aussage Miseers viele Gäste ihre Dresden-Reise verschoben haben. "Das stimmt uns sehr optimistisch."

Titelfoto: Steffen Füssel

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