Dresdner Diskos auf oder zu? Inzidenz-Chaos - keiner weiß Bescheid, und die Stadt lässt die Clubs allein!

Dresden - Was für ein Chaos! Die Inzidenz in Dresden war fünf Tage in Folge über der "magischen 10". Heißt: Masken auf beim Einkaufen, Kontaktbeschränkungen werden wieder angezogen. Doch was ist mit den Clubs? Auf? Zu? Wenn auf, wie lange und unter welchen Bedingungen? TAG24 hat sich in der Szene umgehört - es herrscht Ratlosigkeit. Und noch viel schlimmer: Auch bei der Stadt weiß scheinbar keiner, was nun eigentlich gilt.

Feuer frei, oder alles zu? Wie sieht es um die Dresdner Clubs am Wochenende aus?
Feuer frei, oder alles zu? Wie sieht es um die Dresdner Clubs am Wochenende aus?  © Max Patzig

Corona lebt. Das wird den Bürgerinnen und Bürgern der Landeshauptstadt in diesen Tagen wieder mehr und mehr ins Bewusstsein gerufen.

Der stetige Anstieg der Inzidenz-Zahlen, welche aktuell trotz Impfung scheinbar noch immer das Maß aller Dinge sind, lässt Politiker unruhig wirken.

Und wenn der Kopf unruhig ist, ist es der Körper zumeist auch.

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Die Dresdner Clubs zogen vereinzelt bereits die Reißleine. Die "Gisela" in Löbtau macht nach der Party am Freitag erstmal Schicht. Auch das Juicy Open Air am Sonntag ist gecancelt. Und der Rest?

Wie TAG24 erfuhr, ist man in vielen Clubs ratlos. Egal, ob im Downtown oder im Alten Pumpenhaus. Es ist zum Verzweifeln.

So einfach wie in den vergangenen Lockdown-Marathon-Monaten ist es diesmal nicht. Die Impf-Rate steigt und steigt, schwere Verläufe werden weniger. Die Delta-Variante muckt jedoch auf. Während in Großbritannien einfach alles öffnet, ungeachtet der Inzidenz-Zahlen, wirkt das Handeln hierzulande einmal mehr konservativ - was nicht zwangsläufig negativ sein muss.

Negativ allerdings: Diejenigen, die in der Pandemie bislang häufig am meisten zu leiden hatten, werden erneut im Regen stehen gelassen. Vorn mit dabei: die Clubs.

Auch TAG24 hat versucht, bei der Stadt eine verlässliche Aussage zu bekommen. Auch hier: alles schwammig, teilweise widersprüchlich und (gefühlt) mit wenig aussagekräftiger Substanz.

10er-Inzidenz, 35er-Inzidenz, genesen, geimpft, getestet - es herrscht Uneinigkeit

Am Freitag will die Gisela zur "Lockdown Party" noch einmal öffnen. Dann werden die Barhocker erstmal wieder hochgestellt.
Am Freitag will die Gisela zur "Lockdown Party" noch einmal öffnen. Dann werden die Barhocker erstmal wieder hochgestellt.  © Screenshot/Instagram Gisela.Club

Da man sich über der 10 befinde, gelte die "Verpflichtung zum Tragen eines medizinischen Mund-Nasen-Schutzes unter anderem in Geschäften und Märkten, bei Großveranstaltungen außerhalb des eigenen Platzes". So weit, so gut.

Zudem greifen, laut der Stadt, "wieder Kontaktbeschränkungen. Es dürfen zehn Personen unabhängig von der Zahl der Hausstände zusammenkommen".

Geimpfte und Genesene sowie Kinder unter 14 Jahren werden dabei allerdings nicht mitgezählt.

Weiter heißt es: "In Gastronomiebetrieben sind in eigenen oder von Dritten überlassenen voneinander abgetrennten Räumlichkeiten und Freiflächen mit bis zu 50 Personen zulässig." Und auch hier: "Geimpfte und Genesene sowie Kinder unter 14 Jahren werden nicht mitgezählt."

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Außerdem zählt "in Kulturstätten wie Museen, Kinos, Konzerthäusern oder Theatern (...) wieder Testpflicht, wenn der Abstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden kann".

Auf nochmalige Nachfrage bekam die TAG24-Redaktion dann wiederum die Verordnung vom 26. Juli 2021 (!), in der es unter § 22 Freizeiteinrichtungen und -veranstaltungen heißt:

"(4) Unterschreitet die Sieben-Tage-Inzidenz den Schwellenwert von 35, ist die Öffnung der (...) genannten Einrichtungen und Aktivitäten (Diskotheken, Clubs, Musikclubs) mit genehmigten Hygienekonzept und Kontakterfassung zulässig. Besucherinnen und Besucher müssen einen tagesaktuellen Test vorweisen."

Was nun? Clubs also auf? Von der 35 ist man in Dresden Gott sei Dank noch weit entfernt.

Hygienekonzepte werden durchgewunken - doch das will nichts heißen

Das ursprünglich für Sonntag geplante Juicy-Open-Air an den Filmnächten ist bereits gestrichen worden.
Das ursprünglich für Sonntag geplante Juicy-Open-Air an den Filmnächten ist bereits gestrichen worden.  © Screenshot/Instagram Juicyparty

"Das ist genau das. Wir reichen Hygienekonzepte ein, die durchgewunken werden. Und gleichzeitig schließt die eine Verordnung die andere aus, oder ist für unser Geschäftsfeld nicht praktikabel", so eine Betreiberin.

Die Clubs könnten geöffnet werden. Wenn das Hygienekonzept passt und Vorkehrungen wie Mindestanzahl der Besucher, Überprüfung von Tests oder Impfnachweisen stimmen, könnte rein theoretisch bis zur 35er-Inzidenz geöffnet werden.

Doch ein Mindestabstand auf der Tanzfläche ist illusorisch. "Und tanzen und feiern mit Maske ebenso", so ein weiterer Betroffener.

Was also tun? "Wir sind unschlüssig, ob wir noch einmal aufmachen sollen oder können. Risiko gehen? Und dann ist ja auch noch eine gesellschaftliche Verantwortung. Eine Veranstaltung plant man zudem ja auch nicht an einem Nachmittag. Wir werden erneut im Stich gelassen. Weil eigentlich gar keiner mehr weiß, was nun wie zu tun ist."

Das Alte Pumpenhaus überlegt zumindest am Samstag bis Mitternacht ein Open Air zu starten. Danach ist wohl erst einmal Schluss. Wie der Samstagabend im Downtown aussehen wird, steht bislang noch in den Sternen.

Die Clubs hoffen weiter auf verlässliche Aussagen. Bis dahin hoffen sie, dass die Feiermeute sich regelmäßig auf Social Media über den Stand der Lage informiert und bald wieder gefeiert werden darf - und natürlich, dass alle gesund bleiben.

Titelfoto: Max Patzig

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