Wer seine Shampoo-Flaschen aus diesem Hotel einsteckt, zahlt noch mal!

Dresden - Unverständnis bei Gästen des Dresdner Gewandhaus Hotels: Die sollen jetzt nämlich für Duschbad und Shampoo extra zahlen - zumindest, wenn sie die Flaschen mitnehmen!

Das Gewandhaus Hotel liegt in der Dresdner Altstadt, direkt neben dem Rathaus.
Das Gewandhaus Hotel liegt in der Dresdner Altstadt, direkt neben dem Rathaus.  © Max Patzig

Flugbegleiter Robert ist von Berufs wegen viel unterwegs, stieg diesen Monat auch im Dresdner Luxus-Hotel ab.

Wenige Tage nach seinem Aufenthalt erhielt er Post vom Gewandhaus: "Ich war sicher, dass es sich entweder um ein Dankesschreiben oder ein Duplikat der Rechnung auf Papier handelt", erklärt er in einem Beitrag auf frankfurtflyer.de und im Gespräch mit TAG24. "Doch der Hoteldirektor hat mir aus einem ganz anderen Grund geschrieben: Ich soll eine Flasche eines Kosmetikproduktes mitgenommen haben, weil mir dieses so gut gefallen habe."

14 Tage hätte er Zeit, 30 Euro für die eine Flasche (!) zu zahlen, stand in dem Schreiben, welches er sogleich mit veröffentlichte. Für das Zimmer selbst, in dem Shampoo und Duschbad normalerweise bereits inkludiert sind, wurden schon vor Ort 230,70 Euro gezahlt.

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Doch dann der Hammer: Nach einigem Überlegen wurde Robert klar, dass er gar nichts aus dem Zimmer mitgenommen hat! Das käme keinesfalls infrage, da er nur mit Handgepäck verreist war und die 300-Milliliter-Flasche am Flughafen hätte abgeben müssen.

Gewandhaus Hotel schickt Rechnung für Shampoo-Flasche

30 Euro veranschlagt das Haus für die Shampoo-Flasche.
30 Euro veranschlagt das Haus für die Shampoo-Flasche.  © privat/frankfurtflyer.de/Robert
In diesem Schreiben erklärt der Hotel-Chef sein Vorgehen.
In diesem Schreiben erklärt der Hotel-Chef sein Vorgehen.  © privat/frankfurtflyer.de/Robert

"Ich war ziemlich sprachlos über diesen Vorwurf bzw. der Unterstellung, etwas gestohlen zu haben", sagt Robert, der den Namen des Produkts erst mal googeln musste, um zu verstehen, worum es überhaupt geht.

Sein Kollege Christoph war mit dem Betroffenen in der sächsischen Landeshauptstadt, hat auch die Reaktion auf das Schreiben erlebt: "Er war bedient, fühlte sich komplett auf den Arm genommen", erzählt er TAG24.

"Das Hotel ist toll, hat Charme. Aber durch diese Aktion ist es nicht mehr unsere erste Wahl, wenn wir mal wieder nach Dresden müssen", sind sich die Vielreisenden einig.

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Robert konnte das Vorgehen des Hotels nicht verstehen und tauschte sich mit seinen Kollegen darüber aus: "Es gab viele Reaktionen darauf, keiner konnte es nachvollziehen", erklärt er.

"Keine Seltenheit": Verschwindet reihenweise Shampoo aus Dresdner Luxus-Hotel?

Für ein Fünf-Sterne-Hotel handelt es sich um eine ungewöhnliche Praxis, die Pflegeprodukte in Rechnung zu stellen.
Für ein Fünf-Sterne-Hotel handelt es sich um eine ungewöhnliche Praxis, die Pflegeprodukte in Rechnung zu stellen.  © Max Patzig

Aus diesem Grund schrieb der Berufs-Vielflieger eine E-Mail an das Luxus-Hotel und erklärte seine Sicht der Dinge. Dann folgte die Überraschung!

"Ich bedauere sehr, dass wir Ihnen offensichtlich fälschlicherweise eine Rechnung zugesendet haben", hieß es in der Rückantwort, die vom Hotelmanager stammen soll. "Bitte betrachten Sie die gestellte Rechnung als nichtig und diesen Vorgang hiermit als erledigt."

Offenbar sendet das Haus mehrere solcher Forderungen an seine Gäste. Denn die "Mitnahme unserer tollen Kosmetikprodukte" sei "keine Seltenheit".

Gegenüber TAG24 will Hotel-Chef Florian Leisentritt (43) nicht von einem möglichen Diebstahl sprechen, aber er betont: "Das Mitnehmen von Gegenständen im Hotel ist kein Kavaliersdelikt. Der einfachste Weg, um nicht versehentlich eine Straftat zu begehen: auch bei kleineren Gegenständen vorher nachzufragen, ob sie zum Mitnehmen gedacht sind."

Dass er hier fälschlicherweise jemanden der "unabsichtlichen Mitnahme" bezichtigt hatte, darauf geht der langjährige Manager auf Anfrage nicht näher ein.

Hoteldirektor Florian Leisentritt (43) versendete die Rechnung.
Hoteldirektor Florian Leisentritt (43) versendete die Rechnung.  © Steffen Füssel

Für Robert war die bloße Anschuldigung trotzdem ungeheuerlich.

"Ich würde an der Stelle eine der zahlreichen anderen Lösungen bevorzugen: Man könnte beim Check-out z.B. jemanden vom Housekeeping bitten, nachzusehen, ob im Zimmer alles in Ordnung ist, auf kleinere Größen der Pflegeprodukte wechseln oder die Spender festschrauben", schlägt er vor.

"Bewusst haben wir uns im Zuge einer lebendigen Nachhaltigkeit für große Flaschen (300 ml) Kosmetik entschieden, um so die Umweltbelastung durch Plastikmüll zu verringern", stellt Leisentritt klar.

Eine dieser kleinen Körperpflege-Flaschen soll Robert einfach mitgenommen haben, sagt das Gewandhaus.
Eine dieser kleinen Körperpflege-Flaschen soll Robert einfach mitgenommen haben, sagt das Gewandhaus.  © privat/frankfurtflyer.de/Robert

Wie häufig solche Flaschen tatsächlich geklaut werden und wie oft das Haus (auch fälschlicherweise) Rechnungen versendet, sagt der Hoteldirektor auf Nachfrage nicht.

Titelfoto: Montage: Max Patzig, Steffen Füssel

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