Neues Konzept: So geschützt sind Dresdens Kunstschätze!

Dresden - Spektakuläre Kunstdiebstähle wie der Einbruch ins Grüne Gewölbe 2019 in Dresden sowie Attacken auf kostbare Kunstwerke haben die Museen in Deutschland im Bereich Sicherheit umdenken lassen. Der neue Sicherheitschef der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD), Ralph W. Krüger (66), früherer Vize-Präsident der Berliner Bundespolizei, sieht die Einrichtungen jetzt besser gewappnet.

Ralph Krüger (66), Sicherheitschef der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD).
Ralph Krüger (66), Sicherheitschef der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD).  © Oliver Killig/SKD/dpa

Keineswegs nur um die filmreifen Einbrüche würde es gehen, sagt Krüger, der seit 1. Juli das neu geschaffene Amt des SKD-Sicherheitschefs übernommen hat, zur Deutschen Presse-Agentur: "Wir stellen uns auf alle möglichen Gefährdungen ein."

Auf Naturkatastrophen wie Hochwasser oder Brände sei man gut vorbereitet. Krüger: "Da gibt es Einsatzakten und Übungen mit Polizei und Feuerwehr, die nötigen Prozedere sind eingespielt."

Anderseits gebe es Folgen der weltpolitischen Lage wie Terroranschläge, Aktionismus im Namen des Klimas oder anderweitige Zerstörungen. "Die können auch Museen betreffen, nicht nur Weihnachtsmärkte." Zudem entwickle sich auch "normale" Kriminalität weiter.

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"Was momentan im Bereich öffentliche Sicherheit ansteht, wird analysiert und ausgewertet", sagt Krüger. Dazu kämen gründliche Recherche und die Vernetzung mit anderen großen Museen, auch international. "Wir sind da nicht allein, schauen, was machen die anderen, wie ist die aktuelle Kriminalitätslage."

Da gehe es um die Frage, ob man personell und technisch gut ausgestattet sei. Auf dem Markt gebe es dazu schon Standard-Software für Dienstplanung oder Alarmierungsketten.

Kunstsammlung sicherer, doch ein Restrisiko bleibt trotzdem

Nicht nur Geschmeide sind gefährdet, auch Bilder oder Skulpturen: Exponate der Stillleben-Ausstellung "Zeitlose Schönheit" in der Gemäldegalerie Alte Meister.
Nicht nur Geschmeide sind gefährdet, auch Bilder oder Skulpturen: Exponate der Stillleben-Ausstellung "Zeitlose Schönheit" in der Gemäldegalerie Alte Meister.  © Eric Münch

Dennoch sei jede Einrichtung individuell. Die SKD sei in Sachen Sicherheit auf einer Skala von 0 bis 100 "relativ weit oben", so Krüger.

Es bleibe immer ein Restrisiko, "das wir einfach nicht abdecken können und wollen". Der finanzielle Aufwand wäre immens hoch, um diese Lücke zu schließen. "Das heißt, die letzten zehn Prozent tragen wir alle mit."

Krüger setzt vor allem auf Kooperation mit Behörden und Institutionen. So werden "Realtests" zu allen möglichen Szenarien mit dem Museumspersonal gemacht. Und auch die neuen Außenstreifen, die nachts mit Hunden unterwegs sind um Residenzschloss, Zwinger und Albertinum, würden trainiert.

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Laut Krüger werden manche Maßnahmen standardisiert festgeschrieben - als klare Handlungsanweisung im Ernstfall. Mittelfristig sollen Checkliste und Entscheidungsvorschläge elektronisch abrufbar sein.

Auch mit Künstlicher Intelligenz werde experimentiert, um im Ernstfall die Reaktionszeiten kurzzuhalten.

Dreistufiges Sicherheitskonzept soll Einbrüche optimal verhindern

Das Residenzschloss ist mit Grünem Gewölbe oder Kupferstich-Kabinett Heimstatt der kostbaren Dresdner Kronjuwelen.
Das Residenzschloss ist mit Grünem Gewölbe oder Kupferstich-Kabinett Heimstatt der kostbaren Dresdner Kronjuwelen.  © Hendrik Schmidt/dpa

"Wir passen uns der Situation in den Museen und der aktuellen Lage immer wieder an", resümiert Krüger den neuen Kurs.

Das Sicherheitskonzept für die 15 Museen sei nun dreistufig: ein generelles für den Verbund, objektbezogen für jedes Museum und anlassbezogen. Neben Aufsichten mischen sich verdeckte Zivilkräfte unter Museumsbesucher.

So wie der Einbruch ins Historische Grüne Gewölbe im November 2019 abgelaufen sei, "wäre er heute nicht mehr möglich."

Die SKD haben inzwischen eine eigene Sicherheitsabteilung, die Wachleute einer privaten Sicherheitsfirma sind durch Personal ersetzt, das angestellt wird. "Training und alles, was damit zusammenhängt, liegt jetzt in unseren Händen", sagt Krüger.

Künftig werde es nur eine große Leitzentrale geben, womöglich außerhalb des Museums. Dank der Technik sollen Wachleute im Ernstfall nicht mehr selbst eingreifen, ihren Platz nicht verlassen und nur Alarme bearbeiten.

Bei der Suche nach Personal könne man mit einer Anstellung im öffentlichen Dienst und damit verbundenen Zulagen punkten. Viele Bewerber hätten laut Krüger eine hohe Identifikation mit den Museen und der Aufgabe: "Den sächsischen Staatsschatz zu bewachen, scheint noch attraktiv zu sein."

Titelfoto: Montage: Hendrik Schmidt/dpa, Oliver Killig/SKD/dpa

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