Mit nur 31 Jahren Verspätung: Das wird Dresdens neuer Busbahnhof!

Dresden - Na endlich! Wenn alles so läuft wie geplant, bekommt Dresden Mitte 2025 an der Westseite des Wiener Platzes seinen Fernbus-Bahnhof - und damit sage und schreibe 31 Jahre nach der ersten Idee. Das Ergebnis soll die Wartezeit aber wert sein.

Der Fernbus-Terminal schließt den Wiener Platz künftig auf der Westseite ab.
Der Fernbus-Terminal schließt den Wiener Platz künftig auf der Westseite ab.  © Jürgen-M. Schulter

"Das wird ein neues Stück modernes Dresden und ein Meilenstein für die Verkehrsentwicklung", versprach Projektentwickler Ingo Seidemann (64) von der S&G Development GmbH gestern bei der Vorstellung der Pläne.

Die sehen auf der etwa 250 Meter langen Brachfläche den Bau eines Gebäudeensembles aus vier miteinander verbundenen Gebäuden unterschiedlicher Höhe vor.

Neben zehn überdachten Bussteigen und einem Fahrradparkhaus mit 800 größtenteils kostenlosen Stellplätzen (technischer Service rund ums Rad und das Laden von E-Bikes werden etwas kosten) soll es moderne Büroflächen für 1500 Arbeitsplätze geben.

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Als Highlight ist über dem Fernbusterminal eine öffentliche Plaza mit Gastronomie geplant.

Seidemann verspricht: "Das wird keine langweilige Beliebigkeitsarchitektur."

Am neuen Fernbus-Bahnhof kann man künftig bequem in den ÖPNV, die Züge der Deutschen Bahn im Hauptbahnhof oder auf das Fahrrad umsteigen.
Am neuen Fernbus-Bahnhof kann man künftig bequem in den ÖPNV, die Züge der Deutschen Bahn im Hauptbahnhof oder auf das Fahrrad umsteigen.  © S&G Development
Am Simmel-Neubau wird bereits gebaut. Daneben entsteht ab Mitte 2022 der neue Fernbus-Bahnhof.
Am Simmel-Neubau wird bereits gebaut. Daneben entsteht ab Mitte 2022 der neue Fernbus-Bahnhof.  © Steffen Füssel

Baubeginn für den Busbahnhof soll 2022 sein

Mit der neuen Straßenbahn-Haltestelle, der S-Bahn-Anbindung über den Königspavillon am Hauptbahnhof und dem Parkhaus im Wiener Tunnel wird eine Verknüpfung von Auto, Rad, Bahn, Straßenbahn und Fernbus möglich.

Baubürgermeister Stephan Kühn (41, Grüne) spricht deshalb von einer "Schlüsselinvestition in eine nachhaltige Mobilität in Dresden".

Baubeginn für die mit 80 Millionen Euro größte gewerbliche Projektentwicklung in Sachsen soll Mitte 2022 sein.

Dann wird aber nicht nur die Fläche des künftigen Fernbus-Bahnhofs zur Großbaustelle, sondern auch der Hauptbahnhof.

"Leider muss nach 20 Jahren die Hallenüberdachung wieder runter", sagt Bahnhofsmanager Heiko Klaffenbach (54).

Weil dafür riesige Kräne aufgestellt werden müssen, werden bereits dieses Jahr Bodenuntersuchungen durchgeführt und unter anderem Leitungen verlegt.

So beliebt sind Fernbus-Fahrten unter den Dresdnern

Reisen mit dem Fernbus werden auch in Dresden beliebter, vor allem solche innerhalb Sachsens.
Reisen mit dem Fernbus werden auch in Dresden beliebter, vor allem solche innerhalb Sachsens.  © Steffen Füssel

Nach jahrelangem Hin und Her steht nun fest, wann und wo Dresden einen Fernbus-Bahnhof bekommt. Aber nutzen die Dresdner überhaupt Fernbusse? Das wollte die Stadt auch bei der großen Bürgerumfrage 2020 wissen. Ergebnis: Auf jeden Fall.

Mehr als ein Drittel der befragten Dresdner sind demnach 2019 mit dem Fernbus gefahren, und das im Schnitt 7,5 Mal. Ein Jahr zuvor waren es noch 4,4 Fahrten. Das Reisen mit dem Fernbus wird also immer beliebter.

Ohne den Fernbus hätten 40 Prozent der Befragten wohl das Auto als Alternative genommen.

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72 Prozent der angesteuerten Ziele lagen übrigens außerhalb Sachsens.

Der typische Dresdner Fernbus-Passagier ist wenig überraschend jung und verfügt nur über ein geringes Einkommen. Unter den befragten 16- bis 24-Jährigen nutzten 62 Prozent den Fernbus.

Zum Vergleich: In den Altersgruppen zwischen 45 und 54 Jahren bzw. 55 und 64 Jahren waren es dagegen nur 27 bzw. 24 Prozent.

Kommentar von Alexander Buchmann: Das wird auch Zeit!

Dass Fernbusse einmal eine solche Erfolgsgeschichte hinlegen würden, konnte 1994 noch niemand ahnen. Deshalb ist es auch wenig verwunderlich, dass bei dem Thema Fernbus-Bahnhof anfangs nur wenig passiert ist.

Vermeintlich hatte man alle Zeit der Welt, um zu diskutieren, ob dieser ins Stadtzentrum oder doch eher an den Rand soll.

Zumal es wenige Jahre nach der Wiedervereinigung auch viele andere Dinge zu entscheiden gab. Spätestens seit sich die 2013 erfolgte Liberalisierung des Fernbusverkehrs in Deutschland abzeichnete, hätte man aber ahnen können, dass man eben nicht unendlich Zeit hat und sich beeilen sollte.

Passiert ist dennoch wenig.

Bis man im Rathaus eingesehen hat, dass man es alleine nicht schafft und ein Interessent gefunden wurde, hat es noch einmal fünf Jahre gedauert, in denen sich an der Bayrischen Straße ein chaotisches Provisorium mit mehr als 400 An- und Abfahrten pro Tag entwickelte.

Das Chaos an dieser Stelle hat wegen der Corona-Pandemie mit all ihren Einschränkungen aktuell zwar eine Pause eingelegt, wird sich aber schnell wieder einstellen, sobald die Beschränkungen verschwunden sind.

Damit werden sich die Dresdner zwar noch ein paar Jahre abfinden müssen, aber nun ist wenigstens ein Ende in Sicht. Nach mehr als 26 Jahren wurde das aber auch mal Zeit.

Titelfoto: Bildmontage: Jürgen-M. Schulter & S&G Development

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