Seit 1843 in Dresden: Die alte Sägemühle im Tännichtgrund läuft immer noch

Dresden - An diesem Ort wird eine alte Zeit lebendig: Am westlichen Stadtrand von Dresden steht in Niederwartha die Tännichtgrundmühle. 1843 wurde die Holzmühle errichtet - und sie rattert tatsächlich noch heute.

Opa Heinz (84) sägt noch immer Bretter für Bewohner umliegender Orte zurecht.
Opa Heinz (84) sägt noch immer Bretter für Bewohner umliegender Orte zurecht.  © Steffen Füssel

Das jüngste Mühlen-Kapitel begann im Jahr 1954 mit Familie Appelt. Die wurde nach dem Krieg aus dem Sudetengau (heute Tschechien) ausgesiedelt und kam über Umwege nach Sachsen.

"Wir hatten schon früher eine Holzmühle. Mein Vater Eduard war Zimmermann. Er kaufte die Tännichtgrundmühle, in der wir auch wohnen konnten. Sie war aber in ruinösem Zustand", erinnert sich Tochter Helga Appelt (82), damals 14 Jahre jung.

Vom Wasserrad, das mit neun Metern Durchmesser zu den größten in Sachsen gehörte, waren nur noch Teile vorhanden.

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Mit den Jahren richtete die Familie vieles wieder her, erneuerte das Sägegatter, baute aus. Eine Turbine für den anliegenden Tännichtgrundbach ermöglichte den Säge-Betrieb. Seit den 60er-Jahren kamen auch Bewohner der umliegenden Orte zur Mühle.

"Sie brachten ihre Hölzer mit, auch ganze Obstbäume. Vater schnitt dann die Stämme zu Brettern", sagt Helga. So lernte sie schließlich auch ihren Lebenspartner kennen.

Sie sind Lebenspartner und das Herz der Tännichtgrundmühle in Niederwartha: Helga Appelt (82) und Heinz Schönherr (84).
Sie sind Lebenspartner und das Herz der Tännichtgrundmühle in Niederwartha: Helga Appelt (82) und Heinz Schönherr (84).  © Steffen Füssel
1956: Familie Appelt sanierte die ruinöse Mühle. Auch Helga (damals 17, oben auf dem Dach) half mit.
1956: Familie Appelt sanierte die ruinöse Mühle. Auch Helga (damals 17, oben auf dem Dach) half mit.  © Steffen Füssel

Noch heute arbeitet der 84 Jahre alte Tännichtgrundmühlen-Meister täglich

Die Werkstatt der Mühle sieht noch so aus wie vor einem halben Jahrhundert.
Die Werkstatt der Mühle sieht noch so aus wie vor einem halben Jahrhundert.  © Steffen Füssel

"Als Gegenleistung fürs Zersägen mähte ich mit einer Sense die große Wiese", erzählt Heinz Schönherr (84). Er führte nach dem Tod Eduard Appelts dessen Werk fort.

"Holz ist mein Leben", sagt der frühere Stellmacher-Meister. Er zeigt die alte Werkstatt, erklärt die historische Mühlen-Technik, bedient den alten Schleifstein. Nachdem die Turbine 2014 durch eine Schlammflut zerstört wurde, installierte er einen Elektromotor.

Und so kommen nach all den Jahren immer noch regelmäßig Leute vorbei, für die der Senior Hölzer zurechtschneidet. Fast jeden Tag arbeitet er bis fünf Stunden in der Holzmühle.

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Das halte ihn fit, sagt Heinz: "Solange die Gesundheit mitspielt, will ich weitermachen."

Titelfoto: Steffen Füssel (2)

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