Trauer um Chef des Fernsehturm-Vereins: Warum stürzte seine Maschine ab?

Dresden - Er war einer der umtriebigsten Männer der Dresdner Stadtgesellschaft und leidenschaftlicher Kämpfer für die Wiedereröffnung eines Wahrzeichens: Eberhard Mittag (69), Chef des Fernsehturm-Vereins, wird sie nicht mehr erleben. Am Dienstag stürzte der Hobby-Pilot mit einem Begleiter (80) in Niederbayern ab. Erst nach etwa 15 Stunden wurde das Wrack seiner Ikarus C42 im dichten Wald gefunden.

Die Wiederbelebung des Dresdner Fernsehturms war Eberhard Mittag (†69) eine Herzensangelegenheit.
Die Wiederbelebung des Dresdner Fernsehturms war Eberhard Mittag (†69) eine Herzensangelegenheit.  © Robert Michael/dpa

Die Fliegerei war seine zweite Leidenschaft: Mehr als 1000 Flüge hatte Eberhard Mittag schon absolviert. Seine Ikarus war auf dem Großenhainer Flugplatz stationiert. Von hier bot er auch Rundflüge an, etwa als Geschenk für Heimkinder zur Jugendweihe.

Von Großenhain hob Mittag auch am Dienstagmorgen ab. Mit einem Bekannten wollte er nach Österreich fliegen.

Punkt 7.45 Uhr startete die weiß-rote C42 mit 80 Litern Treibstoff an Bord in den blauen Himmel. Gut dreieinhalb Stunden später wollte Mittag in Wels landen. Doch dort kam er nie an.

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Am späten Vormittag riss die von Angehörigen gehaltene Handy-Verbindung zum Flieger ab.

Rettungskräfte finden Maschine im dichten Bergwald

Eberhard Mittag hatte schon viele Gäste im Cockpit seiner Ikarus C42.
Eberhard Mittag hatte schon viele Gäste im Cockpit seiner Ikarus C42.  © privat

"Die Angehörigen verständigten die Polizei in Dresden, die eine Handy-Ortung vornahm und uns dann informierte", berichtete Andreas Schrank, Sprecher der Polizei Niederbayern. Das letzte Signal sei aus dem Bereich des Pleckensteiner Waldes im Länderdreieck Deutschland-Tschechien-Österreich empfangen worden.

Polizei und Bergwacht begannen sofort mit der Suche. "Das Gelände ist dicht bewaldet und sehr unwegsam", beschreibt es Schrank. Auch Rettungshunde und Hubschrauber seien eingesetzt worden. Gegen 22.45 Uhr keimte kurz Hoffnung auf.

"Es konnte mit einem der Männer ein kurzer Handykontakt hergestellt werden", erklärte der Passauer Oberstaatsanwalt Walter Feiler, dessen Behörde die Ermittlungen führt. Ob mit Mittag oder seinem Begleiter, und ob zu diesem Zeitpunkt beide noch am Leben waren, wollte Feiler TAG24 nicht sagen.

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Die Suche dauerte aber noch weitere vier Stunden, ehe Einsatzkräfte im dichten Bergwald auf die an einem Baum zerschellte Ikarus C42 stießen. Für Pilot Mittag und seinen Begleiter kam die Hilfe zu spät. Sie waren beim Eintreffen der Retter bereits tot.

Auch mit Sängerin Silvana Mehnert von der a-cappella-Band "medlz" flog Mittag (2018).
Auch mit Sängerin Silvana Mehnert von der a-cappella-Band "medlz" flog Mittag (2018).  © privat
Eberhard Mittag (l.) mit OB Dirk Hilbert (50, FDP, M.) 2017 bei der Präsentation der Fernsehturm-Machbarkeitsstudie in einer Bürgerversammlung.
Eberhard Mittag (l.) mit OB Dirk Hilbert (50, FDP, M.) 2017 bei der Präsentation der Fernsehturm-Machbarkeitsstudie in einer Bürgerversammlung.  © Andreas Weihs

Es wird in alle Richtungen ermittelt

Der Ikarus war am Fuße des Dreisesselberges in die Bäume gekracht.
Der Ikarus war am Fuße des Dreisesselberges in die Bäume gekracht.  © zema-medien

Nach Angaben einer Gastwirtin im nahen Altreichenau hatte es in der Gegend um die frühe Mittagszeit einen Sturzregen gegeben, der den Himmel verdunkelte.

Ob der erfahrene Pilot Mittag in den dichten Wolken die Orientierung verlor?

"Technischer Defekt oder Orientierungsprobleme - wir ermitteln zunächst in alle Richtungen", so Oberstaatsanwalt Feiler zu TAG24.

Beim Fernsehturmverein ist man tief betroffen. "Wir sind geschockt! Wir waren letzten Dienstag noch zusammen beim Ministerpräsidenten", sagt der stellvertretende Vereinsvorsitzende Rainer Kästner (67).

Feuerwehrleute ziehen den abgebrochenen Rumpf des Ultraleichflugzeugs aus dem Wald.
Feuerwehrleute ziehen den abgebrochenen Rumpf des Ultraleichflugzeugs aus dem Wald.  © zema-medien

Man wolle nun in den nächsten Tagen beraten, wie es weitergeht.

Titelfoto: Montage: zema-medien, Robert Michael/dpa

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