Sarah Kuttner redet sich in Rage: "Die allerwiderlichste Arschloch-Form von Verbrechen"
Hamburg - Nach dem Tod ihrer Mutter erfuhr Sarah Kuttner (46), dass sie Opfer eines Verbrechens geworden ist. In der "NDR Talk Show" erzählte die Autorin am Freitag von dem herzlosen Betrug.
21 Jahre ist es her, da war die ehemalige VIVA-Moderatorin zuletzt zu Gast in der Talkshow. Barbara Schöneberger (51) wollte von ihr wissen, was das größte Ereignis in diesen zwei Jahrzehnten war, worauf die 46-Jährige keine richtige Antwort hatte.
Wenig später erzählte die Schriftstellerin dann aber etwas, was sie erst kürzlich extrem mitgenommen hat - Love-Scamming. "In meiner Welt ist es die dreckigste Form von Verbrechen. Die allerwiderlichste Arschloch-Form von Verbrechen", sagte die Berlinerin.
Kuttner begründete es damit, dass Verbrecher mit dem spielen, "was für jeden von uns das Wichtigste ist". Das sei das Herz, der Kopf, das Vertrauen, die Liebe. "Über das Herz schleimt sich jemand in einen Mensch rein, zerstört ihn komplett und geht dann einfach weg mit seinem vollen Portemonnaie", sagte die Kolumnistin.
Oft treffe es ältere Frauen, die sich ein bisschen mit dem Internet auskennen, aber nicht ganz in der Materie stecken. So gehen sie Betrügern auf den Leim, die sich als Stars ausgeben.
"Frauen, die ein bisschen traurig sind, weil die vielleicht schon geschieden oder verwitwet sind, die schon ein bisschen Geld haben", so Kuttner. Und dann redete sie Tacheles. "Meiner Mutter ist das passiert", so die 46-Jährige.
Sarah Kuttner: "Es ist wirklich beschissen, an einem Grab zu stehen und sauer zu sein"
Ihre Mutter sei Ende 2024 gestorben. "Und ich war mit diesem Nachlass allein. Mit acht Monaten Chat mit einem Mann namens Sam Heughan. Das ist ein schottischer Schauspieler, den gibt es tatsächlich. Aber es war nur seine Identität. Es war jemand anderes", erzählte Kuttner.
Der Verbrecher habe nicht nur ihre Mama betrogen, er trieb auch noch einen Keil zwischen die beiden. "Meine Mutter und ich haben nicht gesprochen, bis sie gestorben ist. Weil meine Mutter ganz sicher war, dass ich ihr die Liebe nicht gönne und dass ich ihr schaden will", so die Moderatorin. Und daran sei der Betrüger schuld.
Das Schlimmste an Love-Scamming sei, dass man die Opfer nicht mit rationalen Argumenten überzeugen könne. Weil sie verliebt seien und den Betrug auch einfach nicht erkennen wollen.
Und dann sei irgendwann alles weg. "Die Kohle ist weg, Familie ist weg, die große Liebe ist weg, das Vertrauen in sich selber ist weg und das Vertrauen in andere Menschen. Es gibt ungefähr alle Gründe der Welt, sich umzubringen", meinte Kuttner.
Sie bedauert, dass sie sich mit ihrer Mutter nicht mehr versöhnen konnte. "Es ist wirklich beschissen, an einem Grab zu stehen und sauer zu sein", so die 46-Jährige.
Wer die "NDR Talk Show" verpasst hat, kann die Sendung in der ARD-Mediathek nachschauen.
Titelfoto: NDR/Uwe Ernst

