Moderatorin warnt: "Extreme Kräfte nutzen kleine Dinge, um sie für ihre Zwecke zu instrumentalisieren"
Hamburg - Die Lage in Deutschland ist angespannt, viele Menschen sind verunsichert und zerrissen. Journalistin und Moderatorin Jessy Wellmer (46) hat in einer Dokumentation genau diese Probleme zum Tragen gebracht. Was dabei herauskam, hat sie in der "NDR Talk Show" erklärt.
Worüber wurde in den vergangenen Jahren nicht alles diskutiert - Gendern, politische Korrektheit und und und. Mittlerweile ist der Trend wieder etwas abgeebbt, doch vieles ist geblieben. Wurde dabei übertrieben?
"Wenn Leute, die alle Minderheiten und marginalisierten Gruppen richtig ansprechen wollen, wenn die sich fragen 'Wie war jetzt nochmal die Selbstbezeichnung, wie kann ich das richtig sagen, ohne in eine Falle zu tappen?', dann ist es möglicherweise überdreht", erklärte Wellmer im Gespräch mit Hubertus Meyer-Burckhardt (69) und fragte: "Aber was ist die Antwort darauf?"
Die "Tagesthemen"-Moderatorin sehe vielmehr eine Gefahr darin, dass "extreme Kräfte genau diese kleinen Dinge nutzen, um sie zu instrumentalisieren für ihre Zwecke".
In vielerlei Hinsicht habe sich daraus laut Wellmer mittlerweile auch ein "Generationending" (wie etwa beim Zigeunerschnitzel) entwickelt. Während die Älteren es als gebräuchlich ansehen und "keinem vor den Latz hauen" wollen, würden jüngere Menschen diesen Begriff schon gar nicht mehr kennen.
"NDR Talk Show": Darum ist Jessy Wellmer immer zerrissen
Dass dies zu Problemen führen kann, zeigt Wellmer in ihrer Dokumentation "Wie zerrissen ist Deutschland?". "Die Menschen sind verunsichert, sie ringen mit den Krisen", erklärte die 46-Jährige. "Niemand kann sagen, wie die Welt in fünf Jahren aussieht." Da die Krisen und die Verunsicherung nicht zu fassen seien, würden Menschen nach Ausweichproblemen suchen und sich auf diese stürzen.
Wie eben zum Beispiel beim Gendern würde von ihnen verlangt werden, eine Haltung anzunehmen. "Wir müssen uns zu allem bekennen, Gut oder Böse, Schwarz oder Weiß", beschrieb sie. "Verstärkt wird alles noch durch die sozialen Medien."
Sie selbst konnte das nie. "Ich bin immer zerrissen", gab Wellmer zu. "Ich bin immer dazwischen, ich kann mich nicht für das eine oder andere entscheiden."
Mit der Dokumentation wollte die Moderatorin zeigen, dass nichts banal sei und Krisen nicht einfach zu lösen seien. Ob ihr das gelungen ist, ist ab Montag in der ARD-Mediathek zu sehen.
Titelfoto: NDR/Uwe Ernst

