Gigantisches Tunnelprojekt: Bahn bohrt in Frankfurt rund 100 Meter tief
Von Isabell Scheuplein, Josephine Walther
Frankfurt am Main - Mit Bohrungen am Hauptbahnhof bereitet die Deutsche Bahn den Bau eines Tunnels für Fernzüge unter der City vor. Es handelt sich um ein Milliardenprojekt, das den Frankfurter Hauptbahnhof entlasten soll.
Dieser ist an den Kapazitätsgrenzen angekommen.
Derzeit finden unter anderem an Gleis 3 Bohrungen bis in eine Tiefe von 100 Metern statt, um den Untergrund zu erkunden. Nach den Ergebnissen richtet sich das Bauverfahren für den neuen Tunnel und die unterirdischen Bahnsteige, die unter dem Hauptbahnhof geplant sind.
Auch um die Lage der Station unter der Erde gehe es, sagte der Leiter für Bautechnik, Rainer Haschke.
Die Fertigstellung von Tunnel und Station ist für Anfang der 2040er-Jahre anvisiert. Der Rahmen der Kosten wurde bei der Vorstellung des Plans Ende Juni 2021 mit rund 3,6 Milliarden Euro angegeben.
Insgesamt 150 Bohrungen sind entlang des geplanten Tunnelverlaufs geplant, vier davon am derzeit gesperrten Gleis 3.
Gerade am Hauptbahnhof sei das ein aufwendiges Unterfangen. Drei Wochen dauere eine Bohrung, sagte Haschke.
Gleis Mitte Dezember wieder befahrbar
Die Arbeiten sollen Erkenntnisse für das geplante Projekt liefern. Etwa, wie Ton- und Kalkschichten an verschiedenen Bohrpunkten generell aussehen.
Die entnommenen Proben werden im Labor analysiert. Dabei geht es unter anderem um die Beschaffenheit und den Wassergehalt des Tons.
Auch die Standfestigkeit des Bodens wird geprüft.
Wegen der Bohrungen am Gleis 3 müssen sich Fahrgäste darauf einstellen, dass ihr Zug an anderen Gleisen abfährt oder ankommt. Mit Beginn des Winterfahrplans am 14. Dezember soll das Gleis pünktlich wieder befahrbar sein, sagte Haschke.
Die Bohrungen im übrigen Stadtgebiet sollen bis Sommer oder Herbst kommenden Jahres abgeschlossen sein.
Die Öffentlichkeit informiert die Bahn an diesem Freitag und Samstag bei "Tagen des Bohrkerns".
Für Interessierte gibt es eine Ausstellung und Führungen im Hauptbahnhof.
Titelfoto: Hannes P. Albert/dpa

