Cyber-Killer "White Tiger": FBI-Ermittler erhebt schwere Vorwürfe gegen deutsche Justiz

Hamburg - 123 teils grausame Straftaten werden dem Cyber-Killer "White Tiger" vorgeworfen. Ein ehemaliger Angehöriger des FBI erhebt nun schwere Vorwürfe gegen die deutschen Ermittler.

Als "White Tiger" soll Shahriar J. (20) im Internet labile Kinder bis in den Tod getrieben haben.
Als "White Tiger" soll Shahriar J. (20) im Internet labile Kinder bis in den Tod getrieben haben.  © TAG24/Tobias Bruns

Es ist unvorstellbar, was Shahriar J. (20) getan haben soll. Dem Hamburger wird unter anderem vorgeworfen, einen 13-Jährigen in den Tod getrieben und labile Kinder so unter Druck gesetzt zu haben, dass sie sich selbst verletzten.

Für FBI-Ermittler Pat McMonigle (44), der mit dem Fall betraut war, waren die Taten nicht auszuhalten. "Es hat mich gebrochen", sagte der US-Amerikaner gegenüber dem Spiegel.

Im Sommer vergangenen Jahres habe der Ermittler aufgrund des Falles seinen Dienst quittiert. Die Taten, für die Shahriar J. dringend tatverdächtig ist, sollen den Mann schlichtweg zu sehr belastet haben.

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Den Ermittlern in Deutschland macht der US-Amerikaner schwere Vorwürfe. Schon 2022 sollen McMonigle und sein Partner herausgefunden haben, wer hinter dem Pseudonym "White Tiger" steckt.

Im Februar 2023 habe er zusammen mit Kollegen in einer zweistündigen Präsentation die Ergebnisse ihrer Recherchen Vertretern der Hamburger Staatsanwaltschaft, des Hamburger Landeskriminalamts und des Bundeskriminalamts vorgetragen.

FBI ging von einem schnellen Zugriff aus

Am 18. Juni 2025 informierten die Staatsanwaltschaft, die Polizei und das LKA Hamburg über die mutmaßlichen Taten des Verdächtigen.
Am 18. Juni 2025 informierten die Staatsanwaltschaft, die Polizei und das LKA Hamburg über die mutmaßlichen Taten des Verdächtigen.  © Georg Wendt/dpa

Man habe den Deutschen die wichtigsten Schlussfolgerungen mundgerecht präsentiert, so der FBI-Mann. Er ging von einer schnellen Verhaftung aus, täuschte sich aber. Erst sieben Monate später kam es zu einer Hausdurchsuchung bei Shahriar J.

"Es hat uns verrückt gemacht, dass wir ihnen all diese Beweismittel geliefert haben und er trotzdem nicht festgenommen wurde", so McMonigle gegenüber dem Spiegel.

Die Hamburger Staatsanwaltschaft bestätigte das Treffen gegenüber TAG24. "Im Zuge dieses Treffens wurde die Klarnamen-Identität von 'White Tiger' durch das FBI benannt. Es wurde direkt nach dem Treffen das Ermittlungsverfahren bei der Polizei eingeleitet und die Akte zusammengestellt. Das Verfahren hatte zunächst 'nur' den Vorwurf des Umgangs mit kinderpornografischen Inhalten zum Gegenstand", hieß es.

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Die Ergebnisse der Ermittlungen habe man den deutschen Ermittlern eben nicht einfach auf dem Silbertablett serviert.

"Konkrete Chats oder das Video wurden bei dem Treffen im Februar 2023 nicht überreicht. Relevante Chats wurden erst auf Nachfrage des LKA im März 2023 übergeben", teilte die Staatsanwaltschaft mit. Die hätten erst akribisch ausgewertet werden müssen.

Staatsanwaltschaft weist Vorwürfe zurück

Shahriar J. (20) befindet sich im Jugendgefängnis Hahnöfersand.
Shahriar J. (20) befindet sich im Jugendgefängnis Hahnöfersand.  © IMAGO / imagebroker

Die größte Hürde für die Ermittler: "Bei dem in rechtlicher Hinsicht höchst komplexen Tatvorwurf des Mordes mit zwei hintereinandergeschalteten mittelbaren Täterschaften bedurfte es zureichender tatsächlicher Hinweise dahingehend, dass der Beschuldigte sowohl das Handeln der als 'Werkzeug' agierenden Geschädigten als auch das des Verstorbenen in seinen Händen hielt", so die Staatsanwaltschaft.

Bei dem mutmaßlichen Mord soll "White Tiger" ein weiteres Opfer als "Werkzeug" benutzt haben, um das Vertrauen des Teenagers zu gewinnen.

Verhaftet wurde der 20-Jährige schließlich Mitte Juni 2025. Shahriar J. befindet sich derzeit im Jugendgefängnis Hahnöfersand in der Elbe. Unklar ist, ob in der Zeit seit 2023 weitere Kinder zu Opfern des Tatverdächtigen wurden.

Dessen Handlungen im Internet konnten nicht verfolgt werden, die bei der Verhaftung sichergestellten Daten müssen noch ausgewertet werden.

Titelfoto: TAG24/Tobias Bruns

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