Cyber-Killer "White Tiger" hätte schon vor Jahren gestoppt werden können

Hamburg - Am 18. Juni machten die Hamburger Behörden die entsetzlichen Straftaten von Shahriar J. (20) öffentlich. Unter dem Namen "White Tiger" soll er unter anderem einen Jugendlichen in den Tod getrieben haben. Nun kommt heraus: Schon vor vier Jahren wurde gegen den jungen Mann ermittelt.

Die mutmaßlichen Taten von Shahriar J. (20) alias "White Tiger" sorgten bundesweit für Entsetzen. Hätte er früher gestoppt werden können?
Die mutmaßlichen Taten von Shahriar J. (20) alias "White Tiger" sorgten bundesweit für Entsetzen. Hätte er früher gestoppt werden können?  © Fotomontage: Staatsanwaltschaft Hamburg

Wie die "Hamburger Morgenpost" berichtet, habe das amerikanische "National Center for Missing & Exploited Children" (NCMEC), dessen Ziel es ist, Fälle von Kindesmissbrauch im Internet aufzudecken, im Jahr 2021 einen Bericht über "White Tiger" an das Bundeskriminalamt geschickt, der ans Hamburger LKA weitergeleitet worden sei.

Die Staatsanwaltschaft bestätigte gegenüber der Zeitung nun, dass der Bericht neben jugendpornografischen Schriften auch Chats enthalten habe, die "White Tiger" mit minderjährigen Userinnen geführt haben soll. In diesen Chats soll er sie darin bestärkt haben, sich das Leben zu nehmen - zum Glück ohne Erfolg.

Das LKA habe daraufhin Ermittlungen aufgenommen und den damals 16-jährigen Shahriar J. beziehungsweise seine Mutter als Besitzerin des Computeranschlusses identifiziert. Die beiden seien vorgeladen worden und der Jugendlichen habe die Taten gestanden.

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Konsequenzen habe das Ganze jedoch nicht gehabt: Am 25. November 2021 stellte die Staatsanwaltschaft das Verfahren gegen "White Tiger" laut eigenen Angaben ein - wegen Geringfügigkeit.

Anfang 2022 soll "White Tiger" einen 13-Jährigen in den Tod getrieben haben

Der Cyber-Killer ist derzeit im Jugendgefängnis Hahnöfersand untergebracht. Ihm werden mehr als 120 Straftaten vorgeworfen. (Symbolfoto)
Der Cyber-Killer ist derzeit im Jugendgefängnis Hahnöfersand untergebracht. Ihm werden mehr als 120 Straftaten vorgeworfen. (Symbolfoto)  © IMAGO / imagebroker

Nicht einmal zwei Monate später, am 17. Januar 2022, soll Shahriar J. einen 13-jährigen US-Amerikaner laut den aktuellen Vorwürfen in den Selbstmord getrieben haben. Der Teenager erhängte sich in einem Livestream.

Erst mehr als ein Jahr später, im Februar 2023, wandte sich die US-Bundesbehörde FBI an das LKA in Hamburg und machte die Ermittler erneut auf "White Tiger" aufmerksam. Bis zu dessen Verhaftung am 17. Juni 2025 dauerte es noch mehr als zwei Jahre.

Shahriar J. ist derzeit im Jugendgefängnis Hahnöfersand untergebracht. Ihm werden mehr als 120 Straftaten vorgeworfen, darunter Mord, versuchter Mord und mehrfacher sexueller Missbrauch.

Titelfoto: Fotomontage: Staatsanwaltschaft Hamburg

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