Geisel-Drama am Hamburger Flughafen: So ging der 35-Jährige vor

Hamburg/Stade - Wie ist der Geiselnehmer vom Hamburger Flughafen vorgegangen? Diese Frage stellt sich einen Tag nach Beendigung des Dramas die Polizei. Mittlerweile wird immer mehr über die Tat bekannt.

Nach rund 18 Stunden gab der 35-Jährige auf und wurde von Spezialkräften in Handschellen abgeführt.
Nach rund 18 Stunden gab der 35-Jährige auf und wurde von Spezialkräften in Handschellen abgeführt.  © Jonas Walzberg/dpa

Am Samstag hatte der 35 Jahre alte Tatverdächtige zunächst seine vierjährige Tochter in seine Gewalt gebracht. Dabei hatte der Mann das Kind in ein schwarzes Auto gesetzt und danach zweimal in die Luft geschossen, die Mutter (38) indes selbst noch verzweifelt versucht, ihren Ex-Partner aufzuhalten.

Laut einem Zeugen habe sie auf der Straße geschrien und probiert, das Auto anzuhalten. Doch der Mann ließ sich nicht stoppen und fuhr die 38-Jährige sogar fast um. Sie brach anschließend weinend zusammen.

Nachbarn hatten noch versucht, der Frau zu helfen, doch die Gefahr war zu groß. Der Bruder eines Nachbarn habe noch geschrien, dass der Tatverdächtige eine Waffe bei sich trage. "Ich war schockiert", sagte ein 24-jähriger Zeuge der dpa.

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Zuvor hatte sich der spätere Geiselnehmer durch einen Trick Zugang zur Wohnung seiner Ex verschafft. Er hatte sich unter falschem Namen und mit einer falschen E-Mail-Adresse auf eine Verkaufsanzeige gemeldet und konnte so das Haus betreten.

Bereits im Sommer 2022 war dem 35-Jährigen vom Familiengericht das Sorgerecht für seine Tochter entzogen worden, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft erklärte. Zuvor soll er schon zu einer Geldstraße wegen Kindesentziehung verurteilt worden sein. Er hatte das Mädchen gegen den Willen der Mutter in der Türkei festgehalten.

Geiselnehmer vom Hamburger Flughafen nutzte Mietwagen für Entführung

Zahlreiche Spezialkräfte der Polizei hatten sich auf den Einsatz am Hamburger Flughafen nach dem Notruf vorbereitet.
Zahlreiche Spezialkräfte der Polizei hatten sich auf den Einsatz am Hamburger Flughafen nach dem Notruf vorbereitet.  © Bodo Marks/dpa

Nachdem er sich aus Stade in Richtung Flughafen auf den Weg aufgemacht hatte, alarmierte die Frau die Polizei. In Hamburg angekommen, schmiss der Täter erst zwei Molotow-Cocktails, durchbrach anschließend mit seinem Auto eine Absperrung und fuhr aufs Rollfeld.

"Das Tatfahrzeug war ein Mietwagen", sagte Polizeisprecher Rainer Bohmbach aus Stade. Wie der Mann an das Fahrzeug gelangt sei, ist derzeit noch unklar.

Anschließend begann ein 18-stündiges Drama am Hamburger Flughafen. Der 35-Jährige hielt seine Tochter als Geisel in seinem Auto, mehrere Verhandlungen scheiterten. Erst am Sonntag übergab er schließlich das Kind den Spezialkräften und wurde selbst in Handschellen abgeführt.

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Wie eine Gerichtssprecherin am Montag in Hamburg mitteilte, soll der Geiselnehmer noch am heutigen Montag einem Haftrichter vorgeführt werden.

Titelfoto: Jonas Walzberg/dpa

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