Kurioser Fund bei Alster-Aufräumaktion: "Das hatten wir noch nie"

Hamburg - Zum 15. Mal fand vergangenen Samstag die alljährliche Aufräumaktion "Sauberer Journalismus" auf und in der Alster statt. TAG24 war dieses Jahr zum zweiten Mal im wahrsten Sinne des Wortes mit an Bord. Mit Taucherausrüstungen ausgestattet suchte eine Freiwilligengruppe aus Medienvertretern und Mitarbeitenden des Hamburger Schwanenwesens nach Schrott und Müll, der achtlos ins Wasser geworfen wurde.

Auf die Badewanne (liegt hier auf dem Steg) folgte direkt ein Roter Mülleimer. Frank Bründel im Wasser.
Auf die Badewanne (liegt hier auf dem Steg) folgte direkt ein Roter Mülleimer. Frank Bründel im Wasser.  © Tag24/Madita Eggers

Direkt der erste Fund war ein Novum in der Geschichte der traditionsreichen Aktion: eine Badewanne.

"Das hatten wir noch nie", so Reporter Frank Bründel, der zusammen mit Hamburgs Schwanenvater Olaf Nieß (58) die Aktion vor 15 Jahren für Medienvertreter und Ehrenamtliche ins Leben gerufen hat.

Nieß zeigte sich hingegen gegenüber TAG24 wenig überrascht über den Fund: "Inzwischen holen wir wirklich alles aus den Gewässern!" Sein "Highlight" sei immer noch ein Krankenhausbett.

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"Das ist schon wirklich sehr, sehr ausgeprägt geworden, was die Menschen inzwischen alles so in die Gewässer reinschmeißen." Zu Beginn der Aktion seien es hauptsächlich Flaschen und mal ein Fahrrad gewesen.

"Heute ist es auch alles Mögliche an technischen Geräten, Sachen, die irgendwo an den Straßen herumstehen und an Baustellen gefunden werden." Passend zu dieser Beobachtung zogen die Taucher kurz darauf gleich zwei Halteverbotsschilder aus dem Wasser.

Das Halteverbot scheint hier auch im Wasser zu gelten.
Das Halteverbot scheint hier auch im Wasser zu gelten.  © Tag24/Madita Eggers
Unter den Fundstücken waren auch mehrere Fahrräder und E-Roller.
Unter den Fundstücken waren auch mehrere Fahrräder und E-Roller.  © Tag24/Madita Eggers
Die von den Tauchern gefundenen Gegenstände wurden von weiteren Helfern in die Boote gehoben. Der Schrott wird anschließend sortiert, teilweise noch von der Wasserschutzpolizei auf vorliegende Straftaten kontrolliert und dann fachgerecht entsorgt.
Die von den Tauchern gefundenen Gegenstände wurden von weiteren Helfern in die Boote gehoben. Der Schrott wird anschließend sortiert, teilweise noch von der Wasserschutzpolizei auf vorliegende Straftaten kontrolliert und dann fachgerecht entsorgt.  © Tag24/Madita Eggers
Schwanenvater Olaf Nieß (58, 2.v.r.) mit drei seiner FSJler, die auch alle mit auf Tauchkurs gingen.
Schwanenvater Olaf Nieß (58, 2.v.r.) mit drei seiner FSJler, die auch alle mit auf Tauchkurs gingen.  © Tag24/Madita Eggers

Schwanenvater Olaf Nieß: Naturschutz ist auch gleich Menschenschutz

Illegal angelegte Zugänge zum Wasser – wie hier auf dem Foto zu sehen – zerstören die teils extra angelegten Böschungen, die für den Klimaschutz eine zentrale Rolle spielen.
Illegal angelegte Zugänge zum Wasser – wie hier auf dem Foto zu sehen – zerstören die teils extra angelegten Böschungen, die für den Klimaschutz eine zentrale Rolle spielen.  © Tag24/Madita Eggers

Aufgrund des Umbaus des Schwanenquartiers fand die Aufräumaktion dieses Jahr in einem etwas kleineren Rahmen statt.

Die zentrale Dienststelle in Eppendorf wird künftig alle technischen Bereiche wie etwa den Katastrophenschutz und eben das Schwanenquartier bündeln. Obwohl es weiterhin "Schwanenwesen" heißen wird, übernimmt dieses künftig noch mehr Aufgaben.

Ein Beispiel dafür ist die Doppelnutzung der Ausrüstung: "Die Boote, die wir im Alltag zur Tierrettung einsetzen, sind im Katastrophenfall dafür da, Menschen aus Überflutungsgebieten zu retten", so Nieß.

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Die Aktion aufgrund der Bauarbeiten ausfallen zu lassen, kam dabei allerdings nicht infrage. Denn diese bedeute nicht nur späteren Tier-Rettungseinsätzen vorzubeugen, sondern auch Aufklärung.

Vielen Menschen sei immer noch nicht bewusst, dass sie nicht "nur" die Lebensräume der Tiere, sondern auch ihren eigenen zerstören. Lagern zum Beispiel Kanus an den Ufern, werden die Böschungen destabilisiert und wichtige Schilfbepflanzung zerstört.

Ohne die Vegetation fehlt der Schatten, die Gewässer heizen sich stärker auf, die Verdunstung nimmt zu und das ökologische Gleichgewicht gerät ins Wanken. Mit Folgen für das Stadtklima: "Je mehr wir die Gewässer vernachlässigen, desto spürbarer wird der Klimawandel auch hier in der Stadt."

Ein Vogelnest aus Plastik – leider keine Seltenheit mehr: "Ich glaube, das ist eine der großen Aufgaben, die noch vor uns liegt: den Menschen klarzumachen, dass Naturschutz auch ihr eigener Schutz ist. Es geht nicht 'nur' um Tiere oder Umwelt – es geht um unsere Zukunft, um die unserer Kinder."
Ein Vogelnest aus Plastik – leider keine Seltenheit mehr: "Ich glaube, das ist eine der großen Aufgaben, die noch vor uns liegt: den Menschen klarzumachen, dass Naturschutz auch ihr eigener Schutz ist. Es geht nicht 'nur' um Tiere oder Umwelt – es geht um unsere Zukunft, um die unserer Kinder."  © Tag24/Madita Eggers

Schreiender Fuchs unterbricht Aufräumaktion

Mithilfe einer Wärmebildkamera suchte Nieß zusammen mit einem seiner Auszubildenden das Ufer nach dem mutmaßlich verletzten Fuchs ab.
Mithilfe einer Wärmebildkamera suchte Nieß zusammen mit einem seiner Auszubildenden das Ufer nach dem mutmaßlich verletzten Fuchs ab.  © Tag24/Madita Eggers

Kurz nach Beginn der Aktion nahe dem Restaurant "Die Bucht" paddelten zwei Frauen auf Olaf Nieß zu und meldeten keine 200 Meter entfernt einen "fürchterlich schreienden" Fuchs. Der 58-Jährige machte sich sofort auf den Weg zu der Sichtungsstelle, allerdings ohne Erfolg: Trotz des Einsatzes einer Wärmebildkamera war das Tier nicht auffindbar.

"Ich vermute, dass es ein Jungfuchs war, der sich zum ersten Mal in einen Brombeerbusch verirrt hat. Das kann natürlich schmerzhaft sein. Vielleicht haben ihn dann Krähen entdeckt, wodurch er weiterziehen musste und er deswegen vor Schmerz geschrien hat", so Nieß gegenüber TAG24.

Füchse in der Stadt seien auch in Hamburg keine Seltenheit – nahe dem Stadtpark befindet sich sogar ein Fuchsbau, so Nieß. Ebenso keine Seltenheit sei ein solcher Einsatz wie am Samstag.

"Neue Begrünungsmaßnahmen wie Dachgärten und Rückhaltebecken schaffen zusätzliche Lebensräume für Wildtiere – und damit auch neue Einsatzstellen für uns. Aus der jahrhundertealten Tradition heraus heißen wir eben noch 'Schwanenwesen' – gegründet worden ist dieses im 11. Jahrhundert und meine Fachstelle stammt aus dem Jahre 1674. Aber auch wir haben einen Wandel der Zeit durchgemacht und kümmern uns inzwischen um jedes Tier, was irgendwie unterwegs ist."

Dazu zählen auch Meeressäuger, die sich wie erst vor Kurzem ein Seehundbaby in Hamburgs Gewässer verirren. Pro Jahr haben Nieß und seine Mitarbeitenden rund 1500 Wildtier-Einsätze.

Titelfoto: Tag24/Madita Eggers

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