Minderjährige Verdächtige bei Gewaltdelikten: Neue Zahlen in Hessen geben Anlass zur Sorge

Von Andrea Löbbecke

Wiesbaden - Besorgniserregend! Die Zahl der minderjährigen Verdächtigen nach Gewaltdelikten ist seit dem Jahr 2020 bis Ende vergangenen Jahres in Hessen deutlich gestiegen.

Die Polizei registrierte deutlich mehr Tatverdächtige, die sich im Kindes- und Jugendalter befinden. (Symbolfoto)
Die Polizei registrierte deutlich mehr Tatverdächtige, die sich im Kindes- und Jugendalter befinden. (Symbolfoto)  © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Das geht aus der Antwort der Landesregierung auf eine parlamentarische Anfrage des fraktionslosen Landtagsabgeordneten Sascha Herr offiziell hervor.

Demnach registrierte die hessische Polizei 2024 rund 6260 tatverdächtige Kinder und Jugendliche. Dies entspricht im Vergleich zum Jahr 2020 einer Zunahme von rund zwei Dritteln (plus 67,4 Prozent).

Unter den Verdächtigen im zurückliegenden Jahr waren rund 1860 Menschen jünger als 14 Jahre, wie aus den Angaben entsprechend noch hervorgeht.

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Im Jahr 2020 waren rund 3740 tatverdächtige Kinder und Jugendliche nach Gewaltvorfällen aktenkundig geworden - darunter 820 Jungen und Mädchen im Alter von unter 14 Jahren!

Als Gewaltvorfall wurde nach Angaben des Innenministeriums etwa eine Körperverletzung gewertet.

Hessens Landesregierung verweist auf Präventionsangebote

In Hessen sollen Präventionsangebote Abhilfe schaffen.
In Hessen sollen Präventionsangebote Abhilfe schaffen.  © Arne Dedert/dpa

"Die Gründe, warum Kinder und Jugendliche zu Tätern werden, sind vielfältig", erläutert das hessische Innenministerium zu den neuen Zahlen.

"Nicht selten ist es ein Zusammentreffen mehrerer Faktoren, wie individuellen Umständen, familiären Verhältnissen, sozialen Gegebenheiten und gesellschaftlichen Einflüssen", heißt es weiter.

Die Landesregierung baue daher unter anderem auf ein umfassendes Präventionsangebot.

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Bei den in Hessen erfassten Gewaltvorfällen unter Tatverdächtigen, die jünger als 14 Jahre alt waren, handelte es sich in den zurückliegenden Jahren in der überwiegenden Zahl um Rohheitsdelikte.

Dazu zählen den Angaben zufolge Raub, Körperverletzung oder Bedrohungen. Nur ein- bis zweimal pro Jahr wurde zwischen 2020 und 2024 in Hessen wegen "Straftaten gegen das Leben" in dieser Altersgruppe ermittelt, wie aus den Daten hervorgeht.

Die registrierten Gewaltvorfälle unter Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren sind ebenfalls überwiegend Rohheitsdelikte. Wegen Straftaten gegen das Leben wurde zwischen fünfmal (2021) und 17 Mal (2024) ermittelt.

Titelfoto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

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