"Reichsbürger" mit eigenen Firmen, Geschäften und Währungen in Hessen

Von Jens Albes

Wiesbaden - Drang nach Unabhängigkeit vom Staat: "Reichsbürger" haben sich in Hessen teils eigene wirtschaftliche Strukturen geschaffen.

Sechs Unternehmen, die sogenannten "Reichsbürgern" gehören, sind in Hessen bekannt. (Symbolbild)
Sechs Unternehmen, die sogenannten "Reichsbürgern" gehören, sind in Hessen bekannt. (Symbolbild)  © Hendrik Schmidt/dpa

Wie Innenminister Roman Poseck (55, CDU) auf eine Anfrage mehrerer Grünen-Abgeordneter im Wiesbadener Landtag mitteilte, sind dem Landesverfassungsschutz sechs Unternehmen bekannt, die "sich selbst als sogenannter Betrieb im 'Königreich Deutschland' bezeichneten".

Die gleichnamige "Reichsbürger"-Gruppierung ist seit Mai 2025 verboten. "Reichsbürger" erkennen die Bundesrepublik Deutschland nicht als Staat an.

Poseck erklärte zu den mitwirkenden Unternehmen: "Zwei Betriebe stammen aus der Lebensmittelbranche und zwei Betriebe sind esoterischen Bereichen
zuzuordnen." Hinzu kämen eine Fahrzeugaufbereitung und ein Fotostudio.

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Laut dem Minister suggerierte das "Königreich Deutschland" seinen Unternehmen, sie könnten sich so "von der Steuerpflicht gegenüber der Bundesrepublik Deutschland befreien".

Keine Lust auf Steuererklärung und eigene Währung

Mit der "E-Mark" für digitale Finanzgeschäfte und der "Neuen Deutschen Mark" besitzen die "Reichsbürger" sogar zwei Fantasiewährungen. (Symbolbild)
Mit der "E-Mark" für digitale Finanzgeschäfte und der "Neuen Deutschen Mark" besitzen die "Reichsbürger" sogar zwei Fantasiewährungen. (Symbolbild)  © Jacob Schroeter/dpa

Tatsächlich gäben "Reichsbürger" oft keine Steuererklärung ab. Dann würden ihre Steuern geschätzt. Bei ausbleibender Zahlung werden nach Aussage des Ministers "Vollstreckungsmaßnahmen" eingeleitet.

"Reichsbürger" schaffen laut Poseck auch alternative Währungen, um einen autarken Wirtschaftskreislauf unabhängig der Euro-Wirtschaft in Schwung zu bringen.

Dafür habe das "Königreich Deutschland" den Umtausch von Euro in die Fantasiewährung "E-Mark" für digitale Finanzgeschäfte und "Neue Deutsche Mark" für Barzahlungen ermöglicht.

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Waren und Dienstleistungen seien für "E-Mark" etwa über die Onlinehandelsplattform "KaDaRi.net" vertrieben worden - auch von den sechs genannten hessischen Unternehmen im Fokus des Landesverfassungsschutzes.

Da "Reichsbürger" die Bundesrepublik Deutschland nicht akzeptieren, stellen sie auch ihre eigenen Pässe aus.
Da "Reichsbürger" die Bundesrepublik Deutschland nicht akzeptieren, stellen sie auch ihre eigenen Pässe aus.  © Patrick Seeger/dpa

"Reichsbürger"-Restaurant in Frankfurt

Weiterhin haben "Reichsbürger" in Hessen nach Worten des Innenministers Grundstücke zu kaufen versucht. 2021 habe der dem "Königreich Deutschland" zuzurechnende Verein "Fairteilen" mehrere Kommunen nach Flächen von drei bis 50 Hektar "für die Einrichtung eines Gemeinwohldorfes" angefragt.

2022 hätten Bürger und Behörden in Hasselroth im Main-Kinzig-Kreis die Einrichtung eines Lebensmittelgeschäfts und Projektzentrums des "Königreiches Deutschland" verhindert.

Ebenfalls 2022 habe der dem "Königreich" zuzurechnende Verein "Lebensglück" in Frankfurt das Restaurant "Rohkosteria" eröffnet. Anfang 2023 sei es schon wieder geschlossen worden.

Titelfoto: Hendrik Schmidt/dpa

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