Aus Frust und Neugier Gift in Kaffee gemischt? Sanitäterin bestreitet Mordversuch
Von Martin Oversohl
Heilbronn /Ludwigsburg - Hat eine angehende Rettungssanitäterin (24) versucht, ihre Kollegen aus Frust und Neugier zu vergiften? Sie selbst bestreitet die Vorwürfe, will das Giftmischen aber noch einräumen.
Alles in Kürze
- Sanitäterin beschuldigt, Gift in Kaffee gemischt zu haben
- Mehrere Kollegen lebensgefährlich verletzt
- Frau bestreitet Mordversuch, räumt Giftmischen ein
- Staatsanwaltschaft wirft versuchten Mord aus Heimtücke vor
- Prozess vor dem Landgericht in Heilbronn

Am Mittwoch sei mit einer Einlassung zu rechnen, wie ihr Verteidiger am Rande des Prozessauftaktes vor dem Landgericht in Heilbronn mitteilte. Die 24-Jährige habe nach eigener Angabe niemanden töten wollen.
Die Staatsanwaltschaft ist hingegen von der Schuld der jungen Deutschen überzeugt und wirft ihr mehrfachen versuchten Mord aus Heimtücke vor. Sieht die Kammer dies ähnlich, könnte die Frau unter Umständen auch zu lebenslanger Haft verurteilt werden.
Laut Anklage hat die ehemalige Auszubildende zwischen Oktober 2023 und April 2024 wiederholt die Getränke der Kollegen während des Dienstes mit zuvor gestohlenen und verschreibungspflichtigen Medikamenten wie etwa Atropin versetzt.
Das aus der Tollkirsche gewonnene Gift ist wasserlöslich und kann bei einer Überdosierung tödlich wirken.
Mal mischte sie das Mittel laut Anklage in eine mit Bitter Lemon und Wasser gefüllte Trinkflasche oder ein Glas Wasser, mal in Eistee, ein anderes Mal in den Kaffee eines Kollegen, wie es vor Gericht hieß.
Die Kollegen hätten sich daraufhin über Herzrasen und Doppelsicht beschwert, einer der Sanitäter habe Ausfallerscheinungen während eines Einsatzes erlitten und sei selbst mit dem Rettungswagen abgeholt worden.
Mehrere Männer wurden lebensgefährlich verletzt

Mehrere Männer sollen durch die klammheimlichen Giftattacken zum Teil auch lebensgefährlich verletzt worden sein. Die Sanitäter hätten aus reinem Zufall überlebt, sagte der Staatsanwalt.
Das Motiv? Die Frau handelte "aus tief empfundener Wut und Verärgerung" über die scharfe Kritik an ihrer Arbeit, sagte der Anklagevertreter.
Außerdem sei sie neugierig gewesen, wie sich die Mittel auf Menschen auswirkten.
Mit gestrecktem Rücken und gefalteten Händen, zurückhaltend und aufmerksam verfolgte die junge Frau die Verlesung der Anklage. Insgesamt sind laut Landgericht fünf Taten angesetzt. Es sind bislang zehn weitere Verhandlungstage bis Ende Oktober geplant, mehr als 30 Zeugen sind geladen.
Titelfoto: Bildmontage: Jason Tschepljakow/dpa, Bernd Weißbrod/dpa