Mord im Botanischen Garten: Wird jetzt der Prozess unterbrochen?

Von Britta Schultejans

München - Mehr als ein Jahr nach dem gewaltsamen Tod eines Mannes im Alten Botanischen Garten in München hat der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter begonnen.

Das Landgericht München I hat für den Prozess sieben Verhandlungstage angesetzt. Diese könnten sich jetzt weiter erstrecken, als ursprünglich gedacht.
Das Landgericht München I hat für den Prozess sieben Verhandlungstage angesetzt. Diese könnten sich jetzt weiter erstrecken, als ursprünglich gedacht.  © Matthias Balk/dpa

Der 31 Jahre alte Angeklagte soll den betrunkenen Mann am Morgen des 25. September 2024 nach einem Streit heftig getreten haben.

Laut Staatsanwaltschaft trat er ihm mit einem gezielten, wuchtigen Tritt gegen den Kopf. Der 57-Jährige fiel zu Boden, prallte auf den Hinterkopf und starb wenig später im Krankenhaus an seinen schweren Verletzungen.

Der Angeklagte habe den tödlichen Verlauf "billigend in Kauf" genommen, sagt die Staatsanwältin.

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Laut Anklage starb der Mann nach der Attacke entweder an einer Herzerkrankung oder daran, dass er an seiner Zunge erstickte. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 31 Jahre alten Angeklagten Mord aus Heimtücke vor.

Nach einem Hinweis der zuständigen Kammer zu Prozessbeginn am Landgericht kommt aber auch noch ein Mord durch Unterlassen infrage, weil der Angeklagte den Verletzten im Alten Botanischen Garten liegen lassen haben soll, ohne Hilfe zu holen.

Verteidigung fordert Aussetzung des Verfahrens

Das Opfer wurde schwer verletzt im Alten Botanischen Garten in der Nähe des Hauptbahnhofes gefunden und erlag später im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen.
Das Opfer wurde schwer verletzt im Alten Botanischen Garten in der Nähe des Hauptbahnhofes gefunden und erlag später im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen.  © Peter Kneffel/dpa

Weil dieser Vorwurf aus Sicht der Verteidigung neu und nicht von der Anklage umfasst ist, beantragte Anwalt Adam Ahmed die Aussetzung der Hauptverhandlung.

Das Gericht wollte darüber zunächst aber nicht entscheiden und trat dennoch in die Beweisaufnahme ein.

Die Kammer begutachtete ein Überwachungsvideo vom Tatort, das auch die Tritte gegen den später gestorbenen Mann zeigt.

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Der Angeklagte, der sich bis zu einer Entscheidung über den Fortgang des Verfahrens nicht zu den Vorwürfen gegen ihn äußern wollte, verfolgte die Szenen auf dem Bildschirm sichtlich angespannt.

Das Landgericht München I hatte ursprünglich sieben Verhandlungstage angesetzt, das Urteil könnte demnach am 16. Dezember fallen. Ob es bei dem Zeitplan bleibt, war aber nach dem Antrag auf Aussetzung der Hauptverhandlung zunächst unklar.

Der Alte Botanische Garten in München gilt als Kriminalitäts-Hotspot. Polizei und Stadt haben eine Task-Force gegründet und den Park, der als Drogenumschlagplatz gilt, verschärften Sicherheitsmaßnahmen unterzogen.

Titelfoto: Peter Kneffel/dpa

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